Arbeits- & Organisationspsychologie

Stress am Arbeitsplatz – Entstehung und Vermeidung

Stress am Arbeitsplatz – Entstehung und Vermeidung
Stress am Arbeitsplatz - Foto von Pexels

Lesezeit 5′ min // Ein Beitrag von Jason Elsener

Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein wichtiges Thema. Genau deswegen ist es von Vorteil, sich mit Stress auseinanderzusetzen. Stress am Arbeitsplatz begegnet uns tagtäglich und das Job-Demands-Resources-Modell setzt sich mit dessen Entstehung auseinander. Wird das Modell verstanden und richtig angewendet, lassen sich Arbeitsanforderungen und -ressourcen analysieren. Mithilfe dieser Analyse kann Stress präventiv angegangen und somit vermieden werden.

Jeder kennt’s: Donnerstags sitzt du im Büro und die Projekte stapeln sich auf deinem Tisch. Die Abgabetermine der Projekte rücken bedrohlich näher und deine Vorgesetzte setzt dich unter Druck. Sie fordert immer mehr von dir, obwohl der Lärm der Baustelle nebenan deine Aufmerksamkeit enorm beeinträchtigt. Zusätzlich kommt ein gestresster Mitarbeiter auf dich zu, welcher deine Hilfe dringend benötigt. Genervt gehst du deinen weiteren Arbeiten nach.
So oder ähnlich haben wir wohl alle schonmal einen Arbeitstag erlebt. Die genannten Beispiele sind hierbei Ursachen, welche bei dir Stress verursachen könnten.
Doch was genau ist Stress, wie entsteht er und wie kann er vermieden werden? Dies wird in diesem Blogbeitrag im Rahmen des Moduls «Kommunikationskompetenz – Mit Texten und Bildern informieren» genauer erläutert.

Was ist Stress?

Laut Greif und Cox (1997) ist Stress ein subjektiv intensiver und unangenehmer Spannungszustand. Dieser Spannungszustand resultiert aus der Befürchtung, dass eine subjektiv stark aversive und lang andauernde Situation nicht kontrollierbar ist. Die Vermeidung dieser Situation scheint jedoch aus Sicht der Person als enorm wichtig.

Übertragen wir dies nun auf das Beispiel von oben. Der negative Stress (Distress) wird ausgelöst durch die verschiedenen Ursachen (Stressoren). Die Stressoren sind dementsprechend die Deadlines der Projekte, der Lärm der Baustelle und die schlechte Kommunikation der Vorgesetzten und Mitarbeitenden. Diese Faktoren lassen sich nicht vollständig kontrollieren. Dies verursacht einen Spannungszustand beim Mitarbeiter, welcher die Situation jedoch nicht vermeiden kann.

Wie entsteht Stress?

Für die Entstehung von Stress gibt es verschiedene Modelle. In diesem Beitrag wird das Job-Demands-Resources-Modell von Bakker und Demerouti (2007) verwendet. Bei diesem Modell stehen die Prozesse der Arbeitsanforderungen und -ressourcen im Mittelpunkt. Die Ausprägungen dieser Prozesse bestimmen die organisationalen Folgen. Die organisationalen Folgen sind hierbei entweder Arbeitsengagement oder gesundheitliche Beeinträchtigungen. 

Eigene Darstellung des Job-Demands-Resources-Modells von Bakker und Demerouti (2007) – des HSLU Business Psychology Publikationsteams

Arbeitsanforderungen:

Teil der ersten Prozesse der Arbeitsanforderungen sind physische, psychische, soziale und organisatorische Aspekte. Diese Aspekte werden unterschieden zwischen hindernd und herausfordernd. Hindernde Arbeitsanforderungen im oben genannten Beispiel sind die laute Baustelle oder die näher rückenden Abgabetermine. Herausfordernde Arbeitsanforderungen wären aber beispielsweise eine verminderte Anzahl von Projekten, welche gleichzeitig bearbeitet werden müssen. Durch eine verminderte Anzahl der Projekte, verliert sich der Arbeitnehmende nicht in der Flut der Aufgaben und kann sich fokussieren auf die einzelnen Tätigkeiten.
Arbeitsanforderungen haben einen direkten Einfluss auf die Gesundheit. Bei langanhaltender negativer Arbeitsanforderung können gesundheitliche Folgen entstehen, wie beispielsweise das Burnout.
Burnout ist ein Zustand der Erschöpfung. Diese kann sich körperlich und emotional äussern und basiert auf beruflicher Überlastung.

Arbeitsressourcen:

Am Anfang des zweiten Prozesses stehen die Arbeitsressourcen. Diese sind Bedingungen, welche die Arbeitsprozesse ermöglichen, vereinfachen und die Entwicklung anregen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Aufgabenvielfalt
  • Selbstbestimmung
  • Soziales Umfeld
  • Sicherheit und Anreize der Organisation

Werden Arbeitsressourcen unterstützt und richtig eingesetzt, so fördern sie positiven Stress (Eustress). Arbeitsressourcen haben einen direkten Einfluss auf die Motivation und bieten einen Puffer für hohe Arbeitsanforderungen. Sind die Ressourcen jedoch mangelhaft vorhanden, so entsteht eine Distanzierung des Mitarbeitenden zum Unternehmen.

Balance zwischen Anforderungen und Ressourcen

Sind nun die Arbeitsressourcen und Arbeitsanforderungen in Balance zueinander, so entsteht ein positives Arbeitsengagement. Bei einer hohen Arbeitsmotivation arbeitet der/die Mitarbeiter/in mit erhöhter Hingabe, einer besseren Aufnahmefähigkeit und Vitalität. Dies äussert sich durch verschiedene Faktoren, beispielsweise eine verbesserte Konzentration, ein hohes Mass an Energie oder das Angehen von herausfordernden Aufgaben.

Sind die beiden Prozesse jedoch nicht in einer Balance und die Arbeitsanforderungen sind hindernd, so entsteht Distress. Hält dieser Distress über einen längeren Zeitraum an, so besteht die Gefahr einer psychischen und/oder physischen gesundheitlichen Beeinträchtigung. Darunter fällt beispielsweise das erwähnte Burnout.

Quelle: Pexels

Prävention angewendet auf das Anfangsbeispiel

Da wir die Entstehung von Stress nun kennen, können wir entsprechend präventive Massnahmen treffen und die Arbeitsanforderungen in einem gesunden Rahmen halten. Beim Anfangsbeispiel können die Stressoren beeinflusst werden. Durch eine Verminderung der Zahl der Projekte durch die Arbeitgeberin kann die subjektive Wahrnehmung des Mitarbeiters positiv geändert werden.
Ein weiterer Stressor ist die Baustelle. Dieser Störfaktor kann durch lärmunterdrückende Kopfhörer ausgeschaltet werden. Im Falle einer Bereitstellung der Arbeitsressourcen und der Reduzierung der Anforderungen, kann der Distress minimiert werden und als Eustress wahrgenommen werden (Kauffeld, 2018, S. 310).

In einem Video von Jonas Jaromir Schmidt wird das Job-Demands-Resources-Modell anhand von Praxisbeispielen gut aufgezeigt. Ebenfalls erklärt er, was bei einer Unausgeglichenheit der Prozesse geschehen kann. Falls Interesse besteht, kommt ihr hier zum Video.


Referenzen


Informationen zum Autor

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Moduls «Kommunikationskompetenz: Mit Bildern und Texten informieren» an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.

Jason Elsener befindet sich im ersten Semester seines Business Psychology Studiums an der HSLU. Entschieden hat er sich für diesen Studiengang aufgrund des immer wichtiger werdenden Faktors Psychology in der Arbeits- und Konsumentenwelt. Business Psychology an der HSLU bietet einen guten Mix an Modulen an, welche die Theorie verständlich mit der Praxis verbinden. Dadurch bereitet der Studiengang ihn auf seine weiteren beruflichen Ziele im Bereich der Arbeitspsychologie optimal vor.

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