Der Vierwaldstättersee ist ausgetrocknet
Wie könnte die Schweiz aussehen, wenn wir die Klimakrise weiter ignorieren? Das zeigt Lukas Bieri (Muri BE), Absolvent des Bachelor Animation, in seinem Kurzfilm «3.5%».
Die Kapellbrücke ragt ins Leere. Unter ihr plätschert nicht das Wasser der Reuss, vielmehr zeigt sich das Flussbett brüchig vor Dürre. Auch der Vierwaldstättersee – ausgetrocknet. Die Luft ist braun vor Flugsand, denn wo kein Wasser, da Staub. Es ist eine beängstigende Vision, die Lukas Bieri (25) in seinem Kurzfilm «3.5 %» entwirft. Seine Bilder basieren auf realen Aufnahmen, wurden aber stark mit digitalen 3D-Elementen und Compositing bearbeitet und verfremdet.
Das Ergebnis: Düstere Bilder einer möglichen Zukunft. Denn Bieris Projekt zeigt Luzern in der Zukunft einer Klimakrise. Eine menschenverlassene Stadt, die aus jeder Pore, jedem Stein nach Wasser dürstet. «Ich wollte den Klimawandel vor unserer Haustür ganz konkret sichtbar machen», sagt der gebürtige Muriger (BE). «Ich spiele mit dem Gegensatz des heutigen Überflusses an Wasser in der Schweiz und der Dürre in einem Zukunftsszenario.»
Die Aufnahmen beginnen in einer verlassenen Küche. Das Licht ist milchig, überall hat sich Staub niedergelassen; auf Tellern, Geschirr und Flaschen, auf vertrockneten Blumen und in den Vorhängen. Und vor allem auf unzähligen Wasserkanistern, die die Abstellfläche bevölkern. Draussen sieht es nicht besser aus: dasselbe milchige Licht, Staub überall, dazu Fassaden voller Graffiti, Strassen voller Panzersperren, Spuren der Verwüstung.
Lukas Bieri kombiniert in seinem Film…
… analoge mit digitalen Kamerafahrten.
«Persönliche Konsumentscheidungen alleine retten die Welt nicht»
Der Titel des Films basiert auf einer wissenschaftlichen Untersuchung. Die besagt, dass Protestbewegungen historisch immer Erfolg hatten, wenn sich mehr als 3.5% der Bevölkerung aktiv an gewaltfreien Protesten beteiligt. Bieri: «Dass wir die Welt allein mit persönlichen Konsumentscheidungen retten können, empfinde ich als Halbwahrheit.» So könnten, sagt er, die grossen Verursacher aus der Wirtschaft ihre Verantwortung abschieben. «Ich bin der Überzeugung: Echter Wandel kann nur über politischen Druck auf diese Verursacher erreicht werden.»
Dass eine Beteiligung von nur 3.5% der Bevölkerung an Protesten historisch zuverlässig Veränderungen brachte, ist für Bieri inmitten den vielen düsteren Nachrichten zum Thema Klima ein Funken Hoffnung. «Deshalb blende ich diese Information am Ende meines Filmes als Text ein.»
Kooperationspartner: Schweizer Radio und Fernsehen SRF, Filmförderung Bern
Franziska,
Ganz tolles Projekt mit sehr viel persönlichem Engagement und einem hoffnungsvollen Ansatz!