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Dem Haus ein Gesicht weben

Edna Buchmeier hat schon in ihrem Studium gerne den Kopf über fachliche Grenzen hinausgestreckt, mit einem Gastsemester in den Niederlanden oder einem Praktikum beim Textilienhersteller Jakob Schlaepfer in St. Gallen. In ihrer Bachelorarbeit verbindet sie daher gekonnt Textildesign mit Architektur und gestaltet eine Fassade für ein Hochhaus.

Die Interdisziplinarität von Textildesign und Architektur reizt Edna Buchmeier. «Es gibt so viele Flächen in einem Haus, die mit Textil oder nach textilen Vorlagen gestaltet werden können», sagt die 25-jährige Luzernerin. Sie nennt Möbel und Vorhänge, Decken, Wände und Böden. Neben ihrem Textildesign-Studium arbeitet sie für den Architekten Luca Deon, der auch als Professor am Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern lehrt.

In ihrer Bachelorarbeit widmet sich Edna Buchmeier der grössten aller Flächen eines Hauses: der Fassade. Als Objekt dient ihr ein 50 Meter hohes Wohnhaus der Deon AG in Sursee. Die Vorgabe: Die Gestaltung soll die Fassade so verdecken, dass man nicht mehr sehen kann, wie viele Stockwerke das Haus hat.

Edna Buchmeier ging von einer «Patrone» aus. So nennt man in der Weberei den Plan für ein Gewebe, der festhält, wo der Schuss- über den Kettfaden gehoben und wo er darunter versenkt werden soll. Patronen sehen aus wie Raster, zweifarbig, sehr geometrisch. Je nach Hebung oder Senkung der Fäden werden Quadrate ausgefüllt oder leergelassen. «Die Patronen erinnern an Computerdenken», sagt Edna Buchmeier, «es gibt nur Null oder Eins, nur gehoben oder gesenkt».

In ihren Vorarbeiten hat die Studentin jedes Quadrat einer Patrone zu einem Loch in einer Schablone uminterpretiert. Die Löcher hat sie mit Farben besprüht. So ergaben sich ganz verschiedene Muster, die man etwa für Blechteile an Balkonen oder für die Verteilung der Öffnungen an einer Hausfassade verwenden könnte.

In einem zweiten Schritt übertrug Buchmeier ihr Konzept auf die Fassade des Surseer Wohnhauses, spielte mit der Breite und der Höhe der Gestaltungselemente. «Das Ergebnis wird einer Regel folgen, die das Gehirn des Betrachters vielleicht nicht entschlüsseln kann, die sein Auge aber als Rhythmus erlebt», sagt Buchmeier. Noch ist nicht klar, aus welchem Material die Fassadenelemente gestaltet werden; Metall oder Beton sind derzeit im Gespräch; und ob Storen Farbtupfer setzen sollen.

Die Zusammenarbeit mit den Architekten empfindet Edna Buchmeier als sehr bereichernd. Sie lernt viel über deren Vorgehensweise, wenn Einwände kommen wie: «Wo könnte an der Fassade das Wasser ablaufen?» oder «Wie kann man es so machen, dass man vor Badezimmerfenstern weniger Durchblick hat, vor den Zimmern aber mehr?» Die Studentin hat Feuer gefangen an der interdisziplinären Arbeit. Ab Herbst studiert sie weiter an der Hochschule Luzern. Ihr neuer Studiengang: Bachelor Architektur.

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