Die Horror-«Heilung»
Dimitri Grünig hat im Bachelor (Bern BE) Illustration Fiction eine Essay-Reportage über Konversionstherapien gezeichnet, mit der Homosexuelle von ihrer «Krankheit» geheilt werden sollen.
Bei den sogenannten Konversionstherapien handelt es sich um pseudowissenschaftliche Therapien, die in der Regel in einem streng evangelikalen, freikirchlichen Milieu praktiziert und propagiert werden, um Homosexuelle zur Heterosexualität zu «bekehren». Dimitri Grünig, Absolvent des Bachelor Illustration Fiction, ist für seine Essay-Reportage «Sorry, aber schwul bin ich immer noch» tief in diese erschreckende Welt abgetaucht.
In Deutschland und Österreich sind seit kurzem jegliche Formen der Konversionstherapie verboten; sie gilt nicht nur als wirkungslos, sondern kann auch die Gesundheit der «Patientinnen» und «Patienten» schädigen. Bereits die Werbung dafür wird mit einem Bussgeld von bis zu 30‘000 Euro bestraft.
In der Schweiz sind solche Therapien noch erlaubt, laut Grünigs Recherchen werben sogar zwei Organisationen mehr oder weniger unverhohlen dafür. «Ich bin selbst nicht freikirchlich aufgewachsen und habe glücklicherweise nichts dergleichen erlebt», erzählt der 25-jährige Berner. «Daher habe ich für die Arbeit mit Betroffenen, die die Therapien durchlitten haben, und mit Expertinnen und Politikern Interviews geführt.»
Gewalt gegen sich selbst
Grünig zeichnet ein breites Bild des Phänomens und analysiert dabei die vermeintlich libertäre Rhetorik, hinter der sich die Anbieter solcher Behandlungen verstecken. Sein Graphic Essay besteht aus einer Textebene mit erklärenden Passagen und persönlichen Lebensberichten. Die Bildebene zeigt mehrheitlich ländliche Gebiete – hier ist Dichte an Freikirchen deutlich höher als in den Städten.
Schwarz-Weisse-Bleistift-Zeichnungen vermitteln in beklemmenden Nahaufnahmen subtil die Gewalt, die während der Behandlungen ausgeübt wird, und die die Betroffenen in ihrer Verzweiflung zuweilen auch gegen sich selbst richten. Wälder, Berge und menschenleere Spielplätze versinnbildlichen die Isolation, der sie ausgesetzt sind im Versuch, sich selbst zu ändern und ihre Neigungen zu unterdrücken. Grünig sagt: «Die Motive meines Essays habe ich bei den Betroffenen selbst beobachtet. Die Texte sind leider sehr hart und sehr realistisch.»
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