Die verschobene Welt des Herrn Geiser
Sophie Meret Müller (Zug ZG) visualisiert als Abschlussarbeit im Bachelor Graphic Design die verschobene Wahrnehmung von Max Frischs Figur Herr Geiser aus «Der Mensch erscheint im Holozän».
Max Frischs Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän» begleitet die Graphic Designerin Sophie Meret Müller schon seit mehreren Jahren. «Ich habe den Text immer wieder gelesen, jedes Mal hat er mich mehr fasziniert», sagt die Zugerin. Für ihre Bachelorarbeit verwandelt sie den Originaltext in ein Kunstbuch, das eine visuelle Interpretation der Erzählung versucht. Dazu nutzt sie Fotografien, die sie zum Teil verfremdet, typografische sowie infografische Prozesse.
Grundgedanke ihrer Interpretation und ihrer Vorgehensweise ist die Tatsache, dass Frisch beschreibt, wie sich die Wahrnehmung seiner Hauptperson immer mehr verschiebt, bis Herrn Geiser die Welt quasi entgleitet. Frisch schildert untergründig die spannungsgeladene Beziehung zwischen Zivilisation und Natur, die dem Menschen seine Grenzen aufzeigt.
«Frisch zeigt aber auch, dass es befreiend sein kann, sich von der Sucht, in allem Sinn zu suchen, zu lösen», sagt Müller. «Es geht mir also darum, auf subtile und nicht moralisierende Weise den Einfluss der Gesellschaft auf unsere Umwelt und Fragen an die Sinnhaftigkeit des Daseins zu illustrieren.»
Per Videoinstallation ins Onsernone-Tal
Der Text der Holozän-Erzählung bildet den Rahmen; er wird jedoch neu gesetzt und durch Einschübe aus Bild- und Recherchematerial angereichert. Sophie Meret Müller arbeitet mit dem Originaltext, dazu mit eigenen Fotografien sowie mit Stills aus Filmaufnahmen.
Die Bilder entstanden auch an Originalschauplätzen der Erzählung im Tessiner Onsernone-Tal. Am Ende ihrer Arbeit steht ein Kunstbuch, in Eigenanfertigung gedruckt und gebunden. An der Werkschau Design Film Kunst 2021 bietet eine Videoinstallation zusätzliche Einstiegsmöglichkeiten in die Lektüre.
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