Die Wolke der besetzten Häuser
Data Design & Art: Stéphanie Kiser erarbeitet eine dreidimensionale Visualisierung der Geschichte der Hausbesetzungen in Luzern.
Als Stéphanie Kiser aus dem Aargau nach Luzern zog, fand sie an einer Veranstaltung des Luzerner Hausbesetzer-Kollektivs «Familie Eichwäldli» das erste Mal so etwas ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wie sie sagt. Sie mochte die Lebensweise der Menschen, die versuchten, die Alte Soldatenstube am Murmattweg 2 vor dem Abriss zu retten und deshalb das Haus besetzten.;
Aber Kisers Interesse für Stadtentwicklung und -gestaltung ist älter; schon seit Jahren versucht sie zu ergründen, wer eine Stadt mitgestalten kann, und wer oder was entscheidet, ob jemand Wohnraum bekommt – oder eben nicht. Als Abschlussarbeit des Bachelor Data Design & Art entwirft sie deshalb ein Konzept für eine Ausstellung. Darin macht sie das Archiv der Luzerner Hausbesetzungen in Luzern in Form einer begehbaren Installation erfahrbar.
In einem ersten Schritt tauchte Kiser ins Archiv ein, das sich im Luzerner Underground-Plattenladen «Romp» befindet. Sie arbeitete die Daten auf: Wo, wann und weshalb fand eine Hausbesetzung statt? Danach digitalisierte die Seiten zum Thema, die in Ordnern abgelegt und gesammelt worden waren.
In einem zweiten Schritt legte sie Mittel, Methoden und mögliches Material für ihre Darstellung fest. Kiser entschied sich dafür, eine begehbare Karte der Stadt Luzern zu erbauen. Sie markiert anhand kleiner, bedruckter Würfel jene Häuser, die seit 1981 besetzt worden waren. «Man kann sehen, wo die Häuser liegen, und wann und wie lange sie besetzt wurden», erklärt sie.
Die Würfel, die in einer Art Wolke dreidimensional über der Stadt schweben, lassen Rückschlüsse darauf zu, in welchem Zeitraum besonders viele oder besonders wenige Häuser besetzt wurden.
Kiser gehört zum ersten Abschlussjahrgang des 2020 lancierten Bachelor Data Design & Art. Die 22-Jährige aus Besenbüren AG wird ab September ein einjähriges Volontariat für Informations-Design & Visual Storytelling bei der NZZ antreten.
Was ist Data Design & Art?
Daten sind die Ressource des 21. Jahrhunderts. Im europaweit einzigartigen Bachelor Data Design & Art lernen Studierende, grossen Datenmengen und komplexe Zusammenhänge der breiten Bevölkerung zu vermitteln. Die Umsetzung erfolgt beispielsweise in Form von Grafiken, Skulpturen, VR-Installationen oder Klangwelten. hslu.ch/data-design-art
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