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Ein rassistisches Tagebuch

MA Animation: Elena Ottavis Kurzfilm zeigt den Tagesablauf einer rassistischen Person. Es ist der eines gewöhnlichen Menschen. 

Elena Ottavi aus Mendrisio TI schloss 2019 ihren Bachelor in Grafikdesign und Art Direction an der NABA (Nuova Accademia di Belle Arti) in Mailand ab. Danach arbeitete sie in der Kommunikation und der Werbung. Vor drei Jahren gründete sie die Kreativagentur STTVDIO.CH, in der sie Grafikdesign und Animation miteinander verbindet.  

Ihr Abschlussprojekt im Master Animation ist ein farbiger, englischsprachiger, digital-animierter 2D-Kurzfilm mit dem Titel «Racist Journal» (Dauer: 4:31 Minuten). Ottavis Kernthesen: Der Rassismus sei so tief verwurzelt, sagt sie, dass er zu einem unsichtbaren, integralen Bestandteil der Gesellschaft geworden sei. Schlicht alle Weissen seien Rassisten, denn sie seien Produkte einer rassistischen Gesellschaft, die sie entsprechend erzogen habe. Auch wenn sie selbst glaubten, nicht rassistisch zu sein.  

Um das zu illustrieren, folgt Ottavi in «Racist Journal» einem Tag im Leben von Andrea – der Name ist bewusst gewählt, könnte sich dahinter doch sowohl Mann als auch Frau verbergen. An einem Tag, vom Ausschalten des Weckers am Morgen bis zum Schlafengehen am Abend, reflektiert Andrea in einem Bewusstseinsstrom rassistisches Verhalten. Der Monolog spielt mit Klischees der Diskriminierung und versucht die Zusehenden dazu zu bringen, nicht nur die Erzählung, sondern auch die Wahrnehmung von sich selbst und anderen zu überdenken. Spezielle Schlüsselwörter wie «Racist» oder «Discrimination» werden im Film in einer sehr auffälligen, verspielten Typographie gesetzt und animiert.  

Elena Ottavis Motivation für den Film, sagt sie, stamme aus ihrer Mailänder Zeit. «Im Zug über die Grenze wurde ich oft Zeugin herzzerreissender Szenen. Etwa wenn Kinder sich zitternd unter dem Sitz versteckten, um über den Zoll zu kommen. Am erschreckendsten aber war die Reaktion der Weissen: Sie taten nichts, verhöhnten zuweilen sogar die Flüchtenden, anstatt ihnen zu helfen», sagt Ottavi. «Auch ich habe nichts getan.»  

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