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Frauen, lasst Eure Herzen checken

Alexandra Infanger sucht nach Wegen, dass Urnerinnen öfter Herz-Vorsorgeuntersuchungen machen lassen

Frauen sterben häufiger an den Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. In entsprechenden Studien sind trotzdem nur ein Viertel aller Probanden weiblich. Es sind Fakten wie diese, die am Anfang der Design-Management-Bachelorarbeit «Supporting Rural Women’s Heart Health» von Alexandra Infanger standen. Mit Visualisierungen und Diagrammen machen sich Designmanagerinnen alle Implikationen des Problems klar und erfassen die Interessen und Perspektiven aller Beteiligten. So wollen sie vermeiden, dass Massnahmen angekurbelt werden, die andere Beteiligte nicht gut finden oder die sie nicht erreichen, und die daher im Sande verlaufen. «Der Weg zu einer Lösung ist so wichtig wie die Lösung selbst», erklärt Infanger. «Wir fangen mit einer sehr breiten Fragestellung an und verfeinern sie dann immer weiter. Erst dann geht es um die Lösung des Problems.» 

Infanger fragte sich also, wie Frauen dazu gebracht werden können, ihr Herz checken zu lassen. Um das herauszufinden, hat sich die Altdorferin die Situation in ihrem Heimatkanton genauer angesehen und fand heraus, dass Urnerinnen und Urner seltener zum Arzt gehen als die Schweizer Durchschnittsbürger. Gleichzeitig weisen Menschen, die im ländlichen Raum leben, häufiger Risikofaktoren auf: Sie rauchen tendenziell öfter, trinken mehr Alkohol und wiegen zu oft zu viel. Ältere Frauen sind besonders gefährdet, weil nach den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt, aber ohne dieses Herz schützende Hormon das Infarktrisiko steigt. Weil dieses Risiko festgestellt werden kann, noch bevor Symptome auftreten, können Vorsorgeuntersuchungen das Gefahr eines Infarkts senken. «Ein Arzt kann sehen, ob es nötig ist, das Rauchen aufzuhören, abzunehmen oder sich so zu ernähren, dass der Cholesterinspiegel sinkt. Ausserdem können Ärzte asymptomatische Herzerkrankungen feststellen», erläutert Infanger ihre Recherchen. 

Erst an diesem Punkt ihrer Arbeit begann die 22-Jährige, sich Gedanken über eine Lösung zu machen.  

Nach Interviews mit Stakeholdern, darunter Ärzten und Pflegekräften, und einem Workshop mit sechs Urnerinnen über 50 fand sie heraus, dass es für Frauen einen sehr hohen Stellenwert hat, sich unter Freundinnen über gesundheitliche Themen auszutauschen. «Wenn der Kanton, Ärzte oder Spitäler, die Frauen nicht nur zu einer Untersuchung, sondern vielleicht zu einem Kaffee-Herz-Treff einladen würden, könnten dort in grösserer Runde diskutiert und Fragen beantwortet werden», sagt Infanger. «Das wäre sinnvoller, als Massnahmen zu ergreifen, die dann auf wenig oder keine Resonanz stossen.» Auch nach dem Studium möchte Infanger sich dem Problem der Gesundheitsvorsorge im ländlichen Raum widmen und etwa als Projektmanagerin im Spital Prozesse optimieren, um ihre Akzeptanz bei allen Betroffenen zu vergrössern.  

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