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Gut hören kann man sehen

Sophie Willener hat in ihrer Bachelorarbeit ein Hörgerät für die Firma Sonova entworfen, das ihre Träger nicht verschämt hinterm Ohr verstecken, sondern stolz tragen sollen. Die Beschäftigung mit Schmuck für körperlich beeinträchtigte Menschen zieht sich durch das ganze Studium der 24-jährigen Luzernerin.

Für eine an Parkinson erkrankte Frau hat Sophie Willener eine Brosche entworfen: Sie hat die Frau ihre Unterschrift mit einem 3D-Stift schreiben lassen und den Schriftzug in Metall gegossen. Eine Nadel daran – fertig war die Brosche. Ein Schmuckstück. Ein «Statement-Piece», wie die 24-jährige Luzernerin sagt. Aus der Beeinträchtigung wurde etwas Schönes, das die Trägerin stolz auf der Brust präsentieren kann.

Schon während ihres ganzen Studiums in XS Schmuck beschäftigt sich Sophie Willener mit Schmuck für physisch beeinträchtigte Menschen. Sie hat auch für sich selbst Ringe geschaffen. Das Gewicht hilft ihr, das Zittern der Hände zu reduzieren, präziser zu arbeiten. «Schön, aber gleichzeitig auch nützlich; Objekte, die mit dem Körper interagieren und ihm Hilfestellung geben», sagt Willener.

Auch ihre Bachelorarbeit, die den Titel trägt «Do you see me hearing you?», folgt diesem Thema. «Zuerst dachte ich an Design für Prothesen. Dann stolperte ich über die Firma Sonova und begann, mich für Hörgeräte zu interessieren.» Sie nahm Kontakt zu Sonova auf und konnte ihre Bachelorarbeit im Austausch mit der Firma erstellen. Konkrete Vorgaben gab es keine, vielmehr gab es technische Hilfestellungen und den Auftrag: Inspirier uns!

Die ursprüngliche Idee, für jeden Träger etwas Individuelles zu entwerfen, musste Sophie Willener aufgeben, weil das eigentliche Hörgerät immer gleich aufgebaut ist. So schuf sie ein ringförmiges Herzstück als Basis; es enthält das eigentliche Hörgerät und wird – ähnlich wie Bluetooth-Kopfhörer – in die Ohrmuschel gesteckt. Zusätzlich hat Willener sogenannte Add-ons entwickelt, die an diesem Ring befestigt werden können. Ein Add-on besteht etwa aus einem zusätzlichen Ring, der an Drähten befestigt vor dem Ohr schwebt. Ein weiteres Add-on kommt als Gespinst aus durchsichtigem Plexiglas daher. Es nimmt die Formen von Ohrmuschel und Ohrläppchen auf und schmiegt sich an sie. Verästelte blaue Plastikfäden umfassen dabei das Ohr.

Der Schmuck ist gewagt, keine Frage. Die Träger: Männer und Frauen mit Selbstbewusstsein, die ihr schwindendes Hörvermögen nicht verstecken wollen. «Ich dachte mir drei Personas aus, für die ich den Hörschmuck kreierte», sagt Sophie Willener. Zum Beispiel eine 81-jährige Grossmutter, mit Sinn für farbige Kleider und grossen Schmuck und einer Abneigung gegen die konventionellen Geräte. Ihr entwarf sie eine lange Kette mit einem Magneten am Ende, die am Ring befestigt wird. «Wenn die Grossmutter mal nichts hören mag, kann sie die Hörgeräte aus dem Ohr nehmen und die Magnete der beiden Ketten an der Brust zu einem Anhänger zusammenführen», erläutert die Absolventin. «Das sieht schön aus und hilft ihr, die Geräte nicht zu verlieren.»

Nach ihrem Studium möchte Sophie Willener ein Praktikum bei Sonova absolvieren. Ein konsequenter Schritt.

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2 Kommentare

Anna,

Welch wunderschöne Arbeit mit Sinn. Bravo!

Karin,

Tolle Arbeit! Hörgerät - wie Brillen - nicht verstecken! Auch Kompliment für eure Präsentationsform...?