Ich als Datenpunkt

26. September 2023

Ein grosser, leerer Raum. Schwarz verhüllte Fenster. Darin rund 40 Menschen. Sie stellen sich nach Grösse, nach Alter, nach Augenfarbe auf. Dann nach Anzahl Geschwister, nach Zahl bereister Länder. Nach Suchtverhalten oder Umgang mit Beziehungen. In was sind wir hier reingeraten? Wir befinden uns mitten in der Daten-Performance «100 % Publikum».

Die Studienrichtung Data Design+Art setzt verschiedene Mittel ein, um Menschen mit Daten in Verbindung zu bringen. Manchmal kommt dafür digitale Technologie zum Einsatz: interaktive Installationen, VR-Erlebnisse oder Animationen. Kaum ein Format jedoch geht so unter die Haut wie die Daten-Performance, in der das Publikum selbst zu einzelnen Datenpunkten wird. Die Studierenden setzten Ende des Frühlingssemester 2023 genau eine solche Performance auf dem Campus Viscosistadt der Hochschule Luzern – Design Film Kunst um. 

Dass die Performance kein Wohlfühlerlebnis sein soll, wurde schnell klar. Die Teilnehmenden verbrachten eine Stunde gemeinsam in einem Raum, bewegten sich und beantworteten zunehmend private Fragen – teilweise anonym mit verbundenen Augen. Es ging um Gefühle und das Verhältnis von jedem einzelnen zur Gruppe. So wurden Daten u.a. zum Thema mentale Gesundheit zusammengetragen. Die Teilnehmenden verliehen den qualitativen Daten mit ihren Körpern Ausdruck, wodurch diese quantifizierbar wurden. Es wurden Fragen über unsere Gesellschaft aufgeworfen: Was wollen wir von uns preisgeben? Was bedeutet uns Zugehörigkeit oder Abgrenzung? Worüber sprechen wir und was verschweigen wir?

Als ein sogenanntes «Offenes Fachmodul» von Data Design+Art stand das Modul Studierenden aller Studienrichtungen der Hochschule Luzern – Design Film Kunst offen und förderte so den interdisziplinären Austausch. Das Coaching übernahmen u.a. Profis des Kollektivs Rimini Protokoll, das sich mit experimentellen Theaterformaten bestens auskennt.

Mit viel Eigeninitiative der Studierenden und teils intensiven Auseinandersetzungen zu aktuellen Fragestellungen ist eine junge und erfrischende Dateninszenierung entstanden, die das Publikum in Bewegung versetzte und Daten so eine neue Ausdrucksform verleiht.

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