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In-Game Photography mit Marco de Mutiis

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich alles an der Fotografie vervielfacht. Mehr Webseiten und Publikationen zeigen mehr Bilder von mehr Fotografinnen und Fotografen. Wir alle sind mit unseren Gadgets zu Bildproduzentinnen und Bildproduzenten geworden. Wir halten alles mit der Kamera fest – unseren Alltag, unseren Food, uns selbst – und senden die Bilder über die digitalen Netzwerke in alle Richtungen. Und auch die Bilder selbst wollen nicht stillhalten. Sie nehmen durch Photoshop und Deep-Learning-Algorithmen immer wieder neue Gestalt an.

Das Forschungsprojekt Post-Photography der Forschungsgruppe Visual Narrative widmet sich dieser Diversifizierung fotografischer Bildkulturen. Das durch den Schweizerischen Nationalfonds SNF finanzierte und von Wolfgang Brückle geleitete Projekt erforscht die neuen Netzwerke der Bildproduktion und die dadurch verursachten Auswirkungen auf uns Menschen, unsere Werte und die uns umgebenden Machtstrukturen. Fotografien entstehen an zunehmend unerwarteten Orten. Etwa wenn Maschinen Fotos für Maschinen machen, wie es etwa in Fabriken bei der Fliessbandproduktion vorkommt. Oder wenn wir mit unseren Kameras auf die Welten von Videospielen blicken.

Marco de Mutiis (Video) untersucht in seinem Teilprojekt das Wechselspiel zwischen Fotografie und Games. In-Game-Fotografie bezeichnet eine Praxis, in der die künstlichen Welten der Videospiele fotografisch festgehalten werden. Die gängigen Definitionen von Kamera, Fotografin und Betrachter greifen hier nicht mehr. Aber auch die gängigen Regeln der Spiele werden ausser Kraft gesetzt. In-Game-Fotografinnen spielen Games nach ihren eigenen Regeln. Sie sind nicht auf der Suche nach dem nächsten Powerup, sondern nach einem visuell interessanten Augenblick. Manchmal wird das Fotografieren inzwischen sogar zur vorgesehenen Aufgabe im Spiel. In Pokémon Snap werden die Schnappschüsse der Spielenden nach Objektgrösse und Bildausschnitt bewertet. Bildproduktion wird zu einer Tätigkeit, bei der man gewinnen oder verlieren kann. Und das ist uns eigentlich nicht unbekannt. Wer erhält die meisten Likes für einen fotografierten Sonnenuntergang? Wer lässt sich selbst besonders jugendlich aussehen… oder als noch einmal schlanker denn zuvor? Fotografieren als Spiel – als Wettkampf sogar – hat mit Instagram & Co. längst Einzug in unseren Alltag gehalten.

1 Kommentar

Nicolas Kerksieck,

Ein sehr interessantes Projekt insbesondere und immer mehr in einer Post-Corona Gesellschaft.