Antonie Schnider
M. Sky: Ist das aufregende Gleichgewicht, nachdem Sie in Ihren Arbeiten suchen, vergleichbar mit einem gut gemischten Drink?
Antonie Schnider: Ja, es kommt in meiner Formensuche wie bei einem Drink auf Verhältnisse drauf an. Die Ausgewogenheit und der Zusammenklang verschiedener aufeinanderfolgender oder miteinander korrespondierender Kräfte, wie ich ihn z.B. in meinen Zeichnungen oder Skulpturen durch ein Arrangement verschiedener aufeinandergetürmter Elemente anstrebe, kann, sofern er ausgeklügelt ist, durchaus wie eine Geschmacksexplosion bei einem B52 wirken.
M. Sky: Wo liegt die Grenze zum Ungleichgewicht, zum Unverhältnismässigen?
Antonie Schnider: An der Fragilität eines Systems, am äussersten Zustand seines Erhalts. Dort, wo sich die Essenz von Bestehen und Vergehen, An- und Abwesenheit, ein aufgeladenes Bewusstsein für die Bedingungen des Ganzen abzeichnet.
M. Sky: Wie kommen diese Zustände zwischen Erhalt und Zerfall in Ihren Arbeiten zum Tragen?
Antonie Schnider: In meinen Zeichnungen vordergründig in einer formalästhetischen Balance. Die zeichnerischen Formarrangements versuchen durch ihre Setzungen im Blatt, welches als gegebener Bildraum fungiert, zu bestehen. Die fein gezeichneten Linien verstärken dabei ein Gefühl für deren Fragilität. Durch die hinterlegte Rasterung des Blattes wird die Bedingung für ihr Bestehen geradezu überprüfbar und transparent. Bei der Skulptur hingegen macht sich im Weiteren ein physikalisches Gesetz für ihren Halt verantwortlich. Die Bedingungen sind sicht- und spürbar. Eine reale Existenzstruktur vermag sich zudem auf vertraute Gleichgewichtssysteme übertragen lassen und ein Gefühl des Unbehagens und der Zuversicht um das Bestehen eines Zustandes zu intensivieren. Hieraus erlebt sich der Betrachtende womöglich selbst in einem fragilen Gleichgewicht.
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