Silvie Noemi Demont
Fäden ziehen macht die Unsichtbarkeit textiler Handarbeit sichtbar und würdigt die körperliche, zeitliche und materielle Dimension des Schneider:innen-Handwerks. Ausgangspunkt ist die gesellschaftliche Abwertung und das Unsichtbarwerden handwerklicher Prozesse. Im Zentrum steht eine großformatige Stickerei auf wasserlöslichem Trägermaterial, das sich nach der Fertigstellung auflöst – übrig bleibt ein schwebendes Netz aus Fäden. Die dokumentierte Arbeitszeit (42 h 8 min) und Fadenlänge (13 km 530 m) machen die körperliche Leistung erfahrbar. Stickerei wird nicht als Dekor, sondern als kritische Praxis verstanden: als Spur, Archiv, Denkform und Widerstand. Die fragile Struktur verweist auf das Verschwinden von Wissen und Fürsorge und stellt Fragen nach der Wertschätzung textiler Praktiken. Der Faden bleibt – als Zeichen für Verbindung, Auflösung und Erinnerung in einer offenen, weiterzuspinnenden Struktur.
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