Naturerlebnis Industriebrache
Für seine Masterarbeit arbeitet der Künstler Piero Good mit Pflanzen, die wild auf einem ehemaligen Industriegelände wuchern, und errichtet ihnen zu Ehren eine Skulptur. Setzlinge mitnehmen ist erwünscht.
Piero Good arbeitet neben seinem Studium auf einem Gemüsebauernhof im Aargau. Auch in «Wasteland Plant Magnificent», seiner Arbeit für den Master Kunst mit Schwerpunkt Art Teaching und Art in Public Spheres, beschäftigt er sich mit Pflanzen und Saatgut. Auf dem Gelände einer ehemaligen Betonfabrik in Brunnen, wo die Kunst-Studierenden in der Ausstellung «Supernova» ihre Arbeiten zeigen, hat er schon im Sommer letzten Jahres Samen der dort wachsenden Pflanzen gesammelt. Es fasziniert ihn, dass sich auf dieser Industriebrache, auf der vorher nichts wuchs und nichts wachsen durfte, so viele Pflanzen – darunter Wilde Karde, Greiskraut, Fetthenne, Wasserdost und Wilde Möhre – angesiedelt und ein neues Ökosystem geschaffen haben. «Zu Ehren der Pflanzen» will er eine Skulptur errichten, um ihnen einen neuen Platz zu geben. «Der Mensch denkt, er wäre wichtiger als der Rest unserer Welt», sagt Good, «dabei würde er ohne Pflanzen nie überleben.»
Der Churer hofft daher, dass seine Arbeit das Publikum dazu anregt, die Beziehung zwischen Mensch und Natur neu zu denken. Er lässt sich von der kanadischen Philosophin und Biologin Natasha Myers inspirieren. Sie schreibt: «Start a local church for plant worship. Don’t worry: reverence for plants doesn’t mean you cannot eat them. But it does mean it would be polite to thank them for their generosity.» Zwar will Good die Pflanzen von der Brache nicht essen. Aber mit der Idee einer «Kirche für Pflanzenverehrung» kann er sehr viel anfangen.
Diese Skulptur, die die Form eines Breitwegerich-Blattes hat, wird begehbar sein und wurde fast ausschliesslich mit Materialien, die Good auf dem Gelände fand, gebaut. Während der Ausstellung sind die Besuchenden eingeladen, ein oder zwei Pflanzen mitzunehmen und ihnen ein neues Zuhause zu bieten. Die Skulptur sollte ursprünglich auf der Brache selbst stehen. Weil die aber schon Bauplatz für neue Wohnungen und Gewerbeflächen ist und deshalb nicht mehr nutzbar, steht sie nun in einem langen Gang zwischen zwei alten Fabrikhallen. Interessanter Nebeneffekt: Von der Skulptur aus ist die Oberseite eines niedrigen Daches einsehbar. Darauf hat sich bereits ganz natürlich ein dichter Pflanzenteppich gebildet. «Dort wachsen sogar Bäume», sagt Good.
Nach seinem Studium wird der 31-Jährige, der schon lange in Zürich lebt, weiter auf dem Bauernhof schaffen. In Zukunft möchte er vielleicht als Kunstlehrer arbeiten und auch weiter künstlerisch tätig sein.
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