Now you see me – now you don’t
Laura Desch (Baden AG) kreierte für ihre Abschlussarbeit im Bachelor XS Schmuck drei Schmuckstücke, welche die Gesichtserkennungssoftware von Überwachsungskameras überlisten sollen.
Die Idee für ihre Abschlussarbeit «PRIVACY TO GO» im Bachelor XS Schmuck kam Laura Desch 2020 im Austauschsemester in Israel: «Mir fielen die zahlreichen Kameras in den Strassen auf», sagt sie. «Die Überwachung des öffentlichen Raums ist dort, aber auch in vielen anderen Ländern, schon weit fortgeschritten.» Mit Gesichtserkennungssoftware ausgestattete Kameras, wie sie in China bereits auf breiter Front zum Einsatz kommen, beunruhigen Desch. «Der Gedanke erscheint mir absurd, Menschen auf diese Weise identifizieren und klassifizieren zu wollen.»
Laura Desch beschloss, Schmuckstücke zu kreieren, welche die Software austricksen sollen. Sie installierte sich eine Gesichtserkennungssoftware, welche sie mit Bildern von sich selbst fütterte, und experimentierte dann mit verschiedenen Materialien und Techniken. Zum Beispiel klebte sie sich Messingplättchen oder silbriges Klebeband an die Wangen. Doch diese Materialien konnten das Programm erst dann überlisten, wenn sie grosse Teile des Gesichts bedecken. Verhüllung ist allerdings nicht das Ziel ihres Projekts, wie die gebürtige Aargauerin bekräftigt. Das Gesicht sei ein identitätsstiftendes Merkmal, es solle daher für andere Menschen möglichst erkennbar bleiben.
Erfolg hatte Laura Desch schliesslich mit Plexiglas, Edelsteinen und poliertem Silber. «Alles was leuchtet, stark reflektiert oder das Gesicht verzerrt, verwirrt die Bilderkennungssoftware», erläutert sie. Auf Basis ihrer Materialforschung kreierte sie drei Stücke:
- Ein variabel tragbares Acrylglasobjekt, welches die Augen der tragenden Person spiegelt und so das Programm verwirrt.
- Eine Kette mit einem Krallen-artigen Fingerschmuck aus Silber. Hält man diesen vors Gesicht, nimmt er die Form einer überzeichneten Augenbraue an.
- Ein filigranes Handobjekt aus Acrylglas mit zwei gefassten Edelsteinen. Diese verdecken die Augen teilweise, wenn man das Objekt vors Gesicht hält.
Der Zweck der drei Objekte erschliesst sich Beobachtenden nicht ohne Weiteres. «Mir war es wichtig, dass sie ihren Trägerinnen und Trägern auch als extravagante Schmuckstücke dienen können, die rasch an- oder ausgezogen werden können», sagt Desch. Das Spiel mit den verschiedenen Techniken, welche das Gesicht vor den neugierigen Augen der Kamera-KIs verbergen, werde so zum bewussten, performativen Akt.
0 Kommentare