Wohl-fühl-Stücke für daheim
Die beiden Textildesignerinnen Laura Schwyter (Suhr AG) und Célina von Moos (Luzern) haben für ihre Bachelorarbeit Stoffprodukte entwickelt, die dafür sorgen, dass uns auch zuhause genug Berührung zuteilwird.
Seit die Corona-Pandemie die Menschen ins Homeoffice und ins Homeschooling geschickt hat, ist es noch wichtiger geworden, sich im eigenen Heim wohlzufühlen. Doch nicht jede Wohnung ist entsprechend eingerichtet: Gerade in Mietwohnungen sind viele Wände und Einbauschränke in kaltem Weiss gestrichen.
Das wollen die Textildesignerinnen Laura Schwyter (27) und Célina von Moos (22) mit dem Entwurf einer Inneneinrichtungsserie unter dem Namen «I feel good» ändern. Dafür haben sie in einem ersten Schritt untersucht, wie Stoffe geschaffen sein müssen, dass sie zur Berührung einladen. Ergebnis: Flauschig-weich-warm müssen sie sein und so beschaffen, dass man die Hand hineinschmiegen oder sogar hineingraben kann.
Wohltuendes Gewicht
Mit diesem Wissen haben sie in einer zweiten, praktischen Arbeit Objekte aus dem Gesundheitsbereich untersucht und stiessen dabei auf eine Gewichtsdecke, die durch ihr Gewicht beruhigend wirken und den Schlaf verbessern soll. Die hat die beiden Textildesignerinnen zu einer eigenen Variante inspiriert: Zum einen ist ihre Version der Decke aus weicher Wolle gestrickt. Kleine, hervorstehende Noppen machen Lust, sie zu berühren. Zusätzlich hat das pulloverförmige Textil zwei Ärmel, von denen sich der Träger oder die Trägerin umarmen lassen kann. Über das ganze Objekt verteilt sind kleine Taschen mit Kirschsteinen; die lassen sich aufheizen und können ihre Wärme als zusätzlichen Stimmungshelfer wieder abgeben.
Schwyter und von Moos haben weitere Objekte entwickelt, die eine Wohnung haptisch aufwerten und mal mehr, mal weniger aktiv genutzt werden können: Die Pulloverdecke wird eher passiv genutzt; genauso ein Überwurf, der aus gewebten Falten den Duft von Arvenholzspänen verströmt. Kachelähnliche Stoffrechtecke hingegen können an Wohnungs- und Schrankwänden befestigt werden und laden zum Befühlen und Streicheln ein. «Am aktivsten soll eine Art Box-Sack benutzt werden», sagt Laura Schwyter. «Er ist bunt und flauschig. Man kann ihn umarmen, wenn einem danach ist, aber man kann auch seine Aggressionen daran auslassen.»
«Wie Malen mit Stoffstreifen»
Die beiden Textildesignerinnen überlegen derzeit, ob sie nach dem Studium ihr Produkt zur Marktreife bringen wollen. Für ihre Produktmuster haben sie mit Restmaterial von Textilfirmen gearbeitet. «Zusätzlich bekamen wir von einer Wäscherei ausrangierte Tischtücher», sagt Célina von Moos. Die haben sie gefärbt, in Streifen geschnitten und getuftet – eine Technik aus der Teppichherstellung, bei der die Streifen in Schlaufen durch das Gewebe geschossen werden und zum Beispiel Badezimmerteppiche flauschig dick werden lassen. «Es ist wie Malen mit Stoffstreifen», sagt von Moos.
Die zur Berührung einladenden textilen Produkte sollen eine Antwort sein auf die allzu weissen, allzu glatten und allzu kalten Wände daheim und, so der Wunsch von Laura Schwyter und Célina von Moos, darauf hinweisen, «dass wir Menschen mehr achtsamen physischen Kontakt mit unserer Umwelt brauchen, um unser Wohlbefinden und unsere mentale Gesundheit zu stärken».
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