Die Arbeit «Workout» ist ein grossformatiges Wandbild, ausgeführt als Tapete, sie lässt sich mit der dokumentarischen Unschärferelation von Hito Steyerl beschreiben. «Je näher wir der Realität zu kommen scheinen, desto unschärfer und verwackelter wird sie. Nennen wir dieses Phänomen: die Unschärferelation des modernen Dokumentarismus».¹ In der Physik meint Unschärferelation, dass zwei komplementäre Eigenschaften eines Teilchens nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmbar sind.

Die Unschärferelation in der Arbeit «Workout» besteht nun darin, dass aus Distanz zunächst ein Muster erkennbar ist. Es erinnert vielleicht an eine Partitur oder ein rhythmisch abstraktes Gemälde. Aus der Nähe jedoch können Informationen, in Form von Text und Zahlen, gelesen werden – es ist aber nicht möglich, beides gleichzeitig zu tun.

Erst in einem dritten Schritt, wenn beide Perspektiven zusammengdacht werden, erschliesst sich einem möglicherweise der Zusammenhang, dass es sich hier um ein Fitnessprotokoll handelt, welches eine persönliche Praxis der Selbstoptimierung quantifiziert.

¹ Steyerl, Hito (2008): Die Farbe der Wahrheit. Dokumentarismen im Kunstfeld (Nachdruck 2015, text-, aber nicht seitengleich mit der Originalausgabe). Wien, Berlin: Turia + Kant. S. 8.