Sol Jarkovich,  

diary of a broken boy

«Diary of a broken boy» ist die fragmentarische Sammlung von Tagebucheinträgen eines zerbrochenen Jungen. Klingt tragisch, ist aber eher magisch. Zwischen Feenstaub, bell hooks und Instagram schwimmt ein pubertierendes Wesen in den beunruhigenden Gewässern des endlosen Übergangs. Die Vermischung von eigenen Texten und Zitaten anderer erzeugt einen mehrstimmigen Chorus ohne Anfang und Ende. Der Versuch nach Ausgeglichenheit, Entspannung und klarer Identitätszuschreibung, der gleich darauf wieder mit Verzweiflung, Zerbrechlichkeit und Desorientierung ins Wanken gerät, zieht sich durch die gesamte Arbeit durch. Als Betrachter*in des Videoessays wird einem die Erwartung nach einer chronologischen Geschichte mit Spannungsbogen, Höhepunkt und Schlussfolgerung fast komplett verweigert. Das Durcheinander von Stimmen vermischt sich mit einer Unordnung von Chronologie und Zeitwahrnehmung. Als Zuschauer*innen springen wir zwischen gegenwärtigen Gefühlszuständen, erinnerungsartigen Rückblicken und imaginierten Zukunftsvisionen hin und her. «Diary of a broken boy» spielt mit der Vorstellung, für immer in der Pubertät stecken zu bleiben. Zwischen kindlicher Naivität und erwachsenen Entscheidungen umhertorkelnd, die Balance im Ungleichgewicht und ständiger Veränderung findend. Der «broken boy» ist die performte Identität eines Teenagers im Stimmbruch, der sich dazu entschieden hat, für immer dazwischen zu bleiben.

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