Ein Raum, ein Gedanke. Ein Foto, ein Satz.
Die Coronakrise verändert die Art und Weise, wie wir Räume nutzen. Wohin führt uns das? Was macht es mit uns? Wir haben Klaus Marek verschiedene Bilder von Studierenden der Hochschule aus dieser Zeit vorgelegt.
Klaus Marek: Das Bild erinnert mich an meine Spaziergänge während des Lockdowns: Wie erfrischend die Leere und Ruhe auf den Strassen war. Gerade jetzt, wo ich wieder pendle, fällt mir auf, wie hektisch und voll es überall ist. Ungenutzte Räume ohne Menschen lösen bei mir das Bild eines Vakuums aus, das nur darauf wartet, mit neuen gestalterischen Lösungen gefüllt zu werden. Was man nicht alles mit Strassen machen könnte, würden dort keine Autos fahren … Die Leere in der Umgebung kann grosses Potential freilegen. Sie gibt Raum für neue Gedanken.
KM: Das Bild spricht mich sehr an. Es gibt uns einen Eindruck davon, wie sich unsere Realität wandeln wird. Bisher orientieren wir uns noch immer an der Wirklichkeit. Die virtuellen Meetings sind zweidimensional, die Selbstinszenierung mehr oder weniger geglückt. In Zukunft ist der Bezug zur Wirklichkeit im virtuellen Raum nicht mehr vorhanden. Es ist die virtuelle Welt, in der wir ganz verrückte Sachen machen können, z.B. auf der Zimmerdecke laufen, mit einem Fingerschnippen Dinge, die ich brauche, herbeizaubern, … Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt, was funktioniert und wo die Grenzen liegen.
KM: Virtuelle Meetings haben uns in letzter Zeit begleitet. Mein Eindruck war, dass dadurch die Vielfalt der Menschen deutlicher hervortritt. Durch das virtuelle Fenster blickt man in verschiedene persönliche Umgebungen, in die man sonst nie Einblick bekommen hätte. Mir hat das ein Gefühl der Nähe gegeben. Auch habe ich den Eindruck, konzentrierter zu sein, weil die Ablenkung der Umgebung fehlt. Manche Studenten arbeiten seltener an der Hochschule, da sie vielleicht in einer anderen Stadt wohnen und pendeln müssen. Dadurch findet vor Ort nicht so viel Austausch statt, was schade ist. Vielleicht trifft man sich auf dem virtuellen Weg in Zukunft öfters.
KM: Eine Festbank als Schnittplatz: das Bild zeugt von Humor und einer gewissen Leichtigkeit. Aber auch, dass viele auf Homeoffice nicht vorbereitet waren und viel Flexibilität und Improvisation an den Tag legen mussten, um sich einzurichten. Dazu kommt, dass nicht alle mit einem Laptop auskommen und noch viel mehr Gerätschaften für ihre Arbeit benötigen. Es ist sicher sinnvoll, gestalterische Massnahmen und Möbel zu entwickeln, um die die Situation bei einem allenfalls längeren andauernden Lockdowns zu verbessern.
KM: Als Designer ist man sehr angewiesen auf die Möglichkeiten und Tools, die einem in den Ateliers und den Werkstätten zur Verfügung stehen. Schliesslich müssen wir die Ideen umsetzen und greifbar machen. Deshalb war es eine kleine Katastrophe, als sie schlossen. Die gezeigte Situation inspiriert mich. Es zeigt mir einen anderen Blick auf die Kreativität. In der Werkstatt wird immer die Perfektion angestrebt. Kinder, und das zeigt dieses Bild eindrücklich, brauchen das nicht. Sie gestalten mit dem , was sie vorfinden und bauen sich daraus eine eigene Welt.
KM: Ja, so wollen wir doch alle am liebsten arbeiten! Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in Zukunft unseren Arbeitsplatz für eine gewisse Zeit in die Bergregionen verlegen. Da hat man nicht nur mehr Ruhe, Rückzugsmöglichkeiten und bessere Luft, es könnte auch unsere angeschlagen Tourismusregionen stärken. #homeofficealps – klingt doch gut.
KM: Das erinnert mich an den Moment, als ich nach drei Monaten wieder in mein Atelier zurückkehren konnte. Es war, wie wenn ich in die Vergangenheit gereist wäre. An meiner Pinwand hingen die Post its, Blätter, Fotos, Ausdrucke, die ich im März dort aufgehängt habe. Da ich in der Zwischenzeit mit meinem Projekt bereits viel weiter bin und an einem ganz anderen Ort stehe, war das ein spezieller Moment. Wie in einer Zeitmaschine. Und ein Zeichen von Lebendigkeit während des Stillstands.
Bachelor Spatial Design: Räume sind weit mehr als reine Architektur. Wie der Bahnhofvorplatz, unser Büro oder das Einkaufszentrum gestaltet sind, entscheidet darüber, ob wir uns dort wohlfühlen oder nicht. Am neuen Bachelor Spatial Design der Hochschule Luzern lernen Studierende, wie reale und virtuelle Räume möglichst nutzergerecht gestaltet werden können. Das Curriculum fokussiert dabei auf die Gestaltung von Arbeits- und Freizeitumgebungen sowie auf Ausstellungsräume und aufs Theater. Start ist im Herbstsemester 2020.
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