Ich war einmal ein Kanister

2. September 2022
Materiallager zum Stöbern

BA Objektdesign und OFFCUT auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft

An der Hochschule Luzern – Design Film Kunst ist Nachhaltigkeit zu einem zentralen Thema geworden. Zum einen weil der Planet es einfordert, und zum anderen da engagierte Studierende und Mitarbeitende diese Entwicklung vorantreiben. Neue Master- und PhD-Programme tragen den Begriff Eco-Social im Namen. Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie, also mit der Idee, dass Materialien nach Gebrauch nicht im Müll landen, sondern am Anfang des Produktionsprozesses wieder eingespeist werden. Im Betriebsalltag, wie etwa in der Cafeteria, werden neue Wege zu mehr Nachhaltigkeit beschritten. So werden Wegwerfbecher durch wiederverwendbares Geschirr von reCIRCLE ersetzt, mitentwickelt von einer Alumna aus dem Bachelor Objektdesign. Auch in den Werkstätten wird der Wegwerferei Einhalt geboten. Studierende nehmen gebrauchte Materialien von früheren Projekten und nutzen sie für ihre eigenen, frischen Ideen. Gefördert wird dies seit Neuestem durch die Zusammenarbeit mit OFFCUT Luzern.

OFFCUT sammelt und verkauft Gebraucht- und Restmaterialien und macht so aus Reststoffen wieder Werkstoffe. Die Idee dazu entstand vor 10 Jahren in Basel und verteilt sich heute auf vier selbständig geführte Standorte in Basel, Bern, Zürich und seit 2021 auch in Luzern. Bigna Suter, Mit-Initiatorin von OFFCUT Luzern, leistet, wie der Rest des Teams, ihren ganzen Einsatz ehrenamtlich. 

Beim Gang durch die hellen Regalreihen findet man sich abwechselnd in einem Baumarkt, in einem Bastelladen oder in einer Papeterie wieder. Textilien reihen sich an Bodenbeläge, an Flaschen, an Holzlatten. An einer Wand steht ein grosses Regal mit unzähligen Behältern gefüllt mit bunten Kleinstobjekten, darunter Röhrchen, Woll-Stücke, Plastikfigürchen, Zahnstocher und Korken. Es kommen Gefühle wie in einem Schleckzeugladen auf.

Materialregal OFFCUT Luzern
Materialregal mit Waage im OFFCUT Luzern

Erste Schritte in die Zirkularität

Alles sei durch Spenden zusammengekommen, erzählt Bigna Suter. Bei der Suche nach einer geeigneten Liegenschaft habe die Nähe zur Hochschule eine grosse Rolle gespielt – nur fünf Fussminuten entlang der Kleinen Emme trennen Design Film Kunst vom OFFCUT Materialmarkt. Bigna hat 2019 selbst an der Hochschule Luzern – Design Film Kunst den Bachelor Objektdesign abgeschlossen und ist heute auch wieder hier angestellt. In ihrer Abschlussarbeit widmete sie sich dem Thema Nachhaltigkeit und Food Waste. Sie untersuchte, wie sich Brot, das sonst im Abfall landen würde, als Material weiterverwenden lässt. Ihr heutiges Engagement für die Wiederverwendung von allen möglichen Materialien scheint da die logische Fortsetzung. 

Durch die Zusammenarbeit der Hochschule Luzern – Design Film Kunst mit OFFCUT entstehen Materialkreisläufe in zwei Richtungen: Die Werkstätten und zum Teil auch die Ateliers der Hochschule prüfen, ob Restmaterial aus studentischen Projekten weiterverwendet werden kann. Sobald in den Werkstätten der Hochschule Material anfällt, das intern keine weitere Verwendung findet, wird es mit dem Lastenvelo zum OFFCUT transportiert. Dozierende wie Studierende wiederum werden animiert, zuerst einmal das Angebot vom OFFCUT zu prüfen. Bevor etwas Neues gekauft wird, bauen sie alte Materialien in neue Projekte ein. Dies funktioniert am besten aus Projekten der Lehre heraus. Wie etwa bei der Gestaltung von Stadtmöbeln aus Gebrauchtmaterialien für die Pop-up-Parks

Bigna Suter findet es selbst am spannendsten, wenn die Gebraucht- und Restmaterialien nicht einfach wieder mit ihrer ursprünglichen Funktion zum Einsatz kommen, sondern neu interpretiert werden. Wie wenn beispielsweise aus alten Radiergummis kleine Stempel entstehen oder ein Stück Armierungsnetz als Lampenschirm dient. Toll ist es beispielsweise auch, wenn Festivals ihre Dekoration ganz aus OFFCUT-Material gestalten und ihre Ideen an das bereits Vorhandene anpassen.

Sich in zirkulären Material-Systemen zu bewegen, fördert also nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch das kreative Denken. Die Einschränkung wird so zur Chance. Die Hochschule Luzern – Design Film Kunst bietet sich als Ort an, das zirkuläre Material-Gelände zu erkunden, um eine globusförmige Material-Landkarte aufzubauen. 

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