11. April 2022

Allgemein

Die etwas andere Studienreise

Die etwas andere Studienreise

Von Dr. Claudia V. Brunner

Während die Studienreise nach Berlin im Jahr 2020 in der letzten Woche vor dem Lockdown gerade noch stattfinden konnte, fand diese in diesem Jahr in einem etwas anderen Rahmen in der Schweiz statt. Dies haben die Weiterbildungsteilnehmenden des MAS/DAS/CAS Economic Crime Investigation zu einer Zeit, wo noch keine Lockerungen in Sicht waren, in einem demokratischen Entscheid beschlossen.

Dass dieser Entscheid nicht unberechtigt war, zeigte sich bereits in den allerersten Minuten der Studienwoche. Die Referentin, die den Weiterbildungsteilnehmenden im Verlauf des ersten Tages das Wirtschaftsrecht sowie das Wirtschaftsstrafrecht unseres Nachbarlandes Deutschland hätte näherbringen sollen, ist am Morgen in einem schlechten gesundheitlichen Zustand aufgewacht und ausser Stande, die angedachten Lektionen zu halten. Folglich sahen die Weiterbildungsteilnehmenden, die zu diesem Zeitpunkt zu Hause vor ihren Bildschirmen sassen, unverhofft einem freien Tag bei strahlendem Sonnenschein entgegen. Die Risikosituationen bei Strafverfahren gegen Unternehmen sowie deren Massnahmen für eine angemessene Verteidigung werden für die Teilnehmenden zu einem späteren Zeitpunkt nochmals Thema sein.

Einführung in die Compliance Organisation des DB-Konzerns

Der zweite Tag startete auf dem Campus Zug-Rotkreuz mit einer in das Klassenzimmer gestreamten Einführung in die Forensische Linguistik. Nach einem Theorieblock über die Autorenerkennung, das Sprachprofiling sowie der Glaubhaftigkeitsanalyse von schriftlichen Texten, erhielten die Teilnehmenden unter der Leitung von Britta Richarz die Gelegenheit, Schriften zu analysieren sowie anhand ihrer Form, ihres Inhalts sowie ihres Äusserungszusammenhangs auf Kriterien zur Feststellung der Täterschaft zu überprüfen. Anschliessend fand ein gemeinsames Mittagessen statt, um den Austausch der Teilnehmenden der verschiedenen Jahrgänge dennoch bis zu einem gewissen Masse zu ermöglichen. Am Nachmittag erteilten Simone Lerm, Katharina Blepp sowie Claudia Nestler, Juristinnen in den Bereichen Compliance und Investigation der Deutschen Bahn, den Teilnehmenden abermals online einen Überblick über die Regelwerke, das Compliance Managementsystem sowie die Strategie des insgesamt rund 330’000 Mitarbeitende umfassenden Konzerns. Dabei zeigten sie anhand von Fällen eindrücklich auf, welche besonderen Herausforderungen die Compliance Management-Abteilung des 47 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftenden Unternehmens zu bewältigen hat sowie welche Hürden die Aufklärungsarbeiten mit sich bringen.

Referat von Emina Veladzic, Adjunktin des Direktors sowie Leiterin des Stabs der
Eidgenössischen Spielbankenkommission ESBK

Referat von Emina Veladzic, Adjunktin des Direktors sowie Leiterin des Stabs der
Eidgenössischen Spielbankenkommission ESBK

Am späteren Nachmittag ging es im Spiegelsaal des Casinos Luzern mit einem Referat von Emina Veladzic, Adjunktin des Direktors sowie Leiterin des Stabs der Eidgenössischen Spielbankenkommission ESBK, über das Spielbankenwesen sowie die Spielbankenprüfung in der Schweiz weiter. Nach einer Orientierung über die Entwicklungen des Spielbankenwesens in den vergangenen Jahrzehnten sowie einem Überblick über die Aufgaben der Eidgenössischen Spielbankenkommission ESBK entstand unter den Teilnehmenden eine angeregte Diskussion über die Aufgaben und Pflichten der Spielbanken bezüglich der Geldwäschereibekämpfung. Nach einer Führung durch das Casino sowie einem Apéro nahmen die Teilnehmenden an einem Promotionsspiel in Black Jack und Roulett teil. Im Anschluss an das gemeinsame Nachtessen konnte das anlässlich des Promotionsspiels Gelernte im Casino bis in den späten Abend ausprobiert werden.

Gemeinsames Nachtessen im Grand Casino Luzern

Noch etwas müde von den vorabendlichen Aktivitäten starteten die Teilnehmenden von zu Hause aus in den dritten Tag. Dieser stand im Zeichen von Sachverhaltsaufklärungen durch Befragungen in Unternehmen. Birgit Galley zeigte den Zuhörern auf, wie man ein Interview aufbaut und durchführt, was dabei erlaubt und verboten ist und welche Techniken sowie Taktiken dafür zur Verfügung stehen. Die Thematik wurde am vierten Tag weiter fortgesetzt sowie in Interviewübungen vertieft.

Am fünften und letzten Tag der Studienwoche trafen sich die Teilnehmenden erneut auf dem Campus Zug-Rotkreuz. Am Morgen konnten sie das theoretische Wissen, das sie sich in den letzten beiden Tagen im Zusammenhang mit der Durchführung von Interviews erlangt haben, anhand von praktischen Übungen anwenden. Nach der Schlussbesprechung erfolgte abermals ein gemeinsames Mittagessen, bevor die Woche mit einem Besuch bei der Zuger Polizei sowie einer Führung durch die Strafanstalt Zug abgeschlossen wurde. Während sich ein Teil der Teilnehmenden direkt auf die Heimreise begab, nutzten die anderen die Möglichkeit, den Abend in der Stadt Zug ausklingen zu lassen.

Sind auch Sie an einer praxisnahen, karrierefördernden Weiterbildung im Bereich Wirtschaftskriminalität interessiert? Die Programmleiterinnen Dr. Claudia V. Brunner sowie Susanne Grau stehen Ihnen für persönliche Beratungsgespräche gerne zur Verfügung.

Der nächste Beitrag auf dem Blog Economic Crime erscheint  am 02. Mai 2022.

Frohe Ostern!

Autorin: Dr. Claudia V. Brunner

Rechtsanwältin Dr. Claudia V. Brunner ist verantwortlich für den Themenbereich Wirtschaftskriminalistik, Dozentin und Projektleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern sowie Partnerin bei Jositsch Brunner Rechtsanwälte. Sie verfügt über weitreichende Erfahrungen im Bereich Wirtschaftskriminalität, Compliance und Wirtschaftsstrafrecht. Zudem hat sie bei der BrunnerInvest AG ein Mandat als Vizepräsidentin des Verwaltungsrats inne und ist Vorstandsmitglied der SRO PolyReg.

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