9. November 2012

Rechnungslegung

Und nun auch die Swatch!

Von Prof. Dr. Marco Passardi

Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Accounting & Controlling, unser tägliches Brot, ist eigentlich nichts anderes wie eine Sprache – wir kommunizieren damit, auf Basis von  Zahlen, über unser Wohlbefinden, wir ermöglichen damit Entscheidungsträgern, Entscheidung zu treffen, die Bahnen des Unternehmens zu beeinflussen oder auch seitens Investoren eine optimale Kapitalallokation zu ermöglichen. Die Wahl des für die externe Kommunikation anzuwendenden Rechnungslegungsstandards ist für ein Unternehmen nicht nur eine technische oder formelle Frage. Es trifft damit vielmehr eine weitreichende Entscheidung, wie es mit seinen Anspruchsgruppen, Neu-Deutsch seinen Stakeholdern, und der Öffentlichkeit kommunizieren will. Denn die Rechnungslegung ist ein wesentlicher Teil der Informationsbasis externer Adressaten.

Von international zu national: Mit der Swatch Group sind es nun mehr als 15 Unternehmen, welche seit 2009 den Wechsel von den (internationalen) IFRS hin zu den (nationalen) Swiss GAAP FER unternommen haben. Dies geschah durchaus mit einigem Getöse, die Hayecksche IFRS-Kritik (Finanz und Wirtschaft, Swatch Group hat genug von IFRS) war deutlich und überlaut zu hören resp. zu verstehen. Eigentlich erstaunt es, dass sich Unternehmen freiwillig „nur noch“ als nationale Champions qualifizieren lassen und die „Internationalität“ nicht mehr auf die Fahne schreiben – gerade im Falle der Swatch Group.

Obwohl die in den offiziellen Medienmitteilungen publizierten Beweggründe für den Wechsel des Rechnungslegungsstandards so individuell waren wie die einzelnen Unternehmen selbst, sind deutliche Gemeinsamkeiten erkennbar. Genannt werden können im Wesentlichen folgende Motive:

  • Hohe Administrative Kosten der IFRS; Swiss GAAP FER vermag administrative Abläufe und Prozesse massgeblich zu vereinfachen.
  • Zahlreiche Buchungsvereinfachungen, so insbesondere im Bereiche der Vorsorgeverpflichtungen, der Goodwillbehandlung sowie der Segmentberichterstattung – von Bedeutung ist dabei insbesondere, dass diese Vereinfachungen scheinbar keine Minderung der Aussagekraft der Abschlüsse bewirken.
  • Die unter FER mögliche mehrstufige Erfolgsrechnung entspricht einem klaren Bedürfnis der Praxis, die konstante Weigerung der IFRS, ausserordentliche Aufwendungen und Erträge zu akzeptieren, erleichtert die FER-Anwendung massgeblich.

Welches Motiv im Einzelnen jedoch entscheidungsrelevant war, lässt sich von aussen selten schlüssig feststellen.

IFRS zeichnen sich durch eine ausgeprägte Kapitalmarktorientierung aus, bei der die Interessen der Investoren vor allen anderen Ansprüchen zu befriedigen sind. Im Vergleich zu FER und anderen nationalen Normen sollten IFRS daher eine Erhöhung der Transparenz bewirken. Bei gleich gebliebenem Kommunikationsnutzen der IFRS gegenüber dem Kapitalmarkt haben sich die Kosten in den letzten Jahren sukzessive erhöht und das Pendel zugunsten der Swiss GAAP FER ausschlagen lassen. Die Kardex Gruppe – sie hat per 1.1.2011 gewechselt –  rechnet zum Beispiel mit jährlich wiederkehrenden Einsparungen in der Grössenordnung von CHF 0.5 Mio.

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.