29. April 2016

Risikomanagement

Risikoreiche Eigenkapitaldeckung bei Schweizer Grossbanken

Risikoreiche Eigenkapitaldeckung bei Schweizer Grossbanken

Balmer Patrick photo Blättler Stephanie HSLU W
von Patrick Balmer, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Prof. Dr. Stefan Hunziker, Leiter MAS/DAS Risk Management  und Stephanie Blättler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

2008 wurde die Schweizer Wirtschaft in ihren Grundmauern erschüttert. Besonders die Grossbanken waren von der Wirtschaftskrise stark betroffen und mussten sogar vom Schweizer Steuerzahler gerettet werden. Ein Grund für das Desaster waren die riskanten Bankgeschäfte, welche wie sich in der Krise herausstellte, nur unzureichend mit Eigenkapital abgesichert waren.

Horowitz & Sigrist (2016) zeigen in ihrem Beitrag aktuelle Entwicklungen im Bereich der Eigenkapitaldeckung bei Schweizer Banken auf. Die wichtigsten Aussagen haben wir hier aufgenommen.

Acht Jahre nach dem Zusammenbruch müssten solche Hochrisikogeschäfte genügend abgesichert sein – könnte man meinen. Doch während den Inlandbanken Standartrisikoansätze vorgeschrieben werden, dürfen die UBS und CS ihre Absicherung für die jeweiligen Geschäfte mit eigenen Risikomodellen rechnen. So wird den Inlandbanken zum Beispiel vorgeschrieben, ihre Hypotheken mit 35% Risiko zu kalkulieren, wohingegen die UBS und CS aufgrund ihrer eigenen Berechnung mit weniger als 15% Risikozuschlag rechnen.

Manuel Ammann, Professor für Finanzen an der Universität St. Gallen bestätigt, dass in der Vergangenheit die bankeigenen Modelle teilweise zu tiefen Risikogewichten geführt haben, was zu einer sehr spärlichen Eigenmittelunterlegung der Risiken führte. Das Vorgehen der Risikoberechnung mit eigenen Modellen bringe in guten Zeiten oft keine Probleme mit sich, doch zu Krisenzeiten kann dies verheerend sein.

Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht BCBS untersuchte weltweit Banken, die ihre eigenen Modelle verwenden um die Risiken zu berechnen. Der Ausschuss stellte eine grosse Differenz zwischen den tatsächlichen Zahlungsausfällen und den bankinternen Berechnungsmodellen für Kreditausfälle fest und legt daher eine Anpassung der Modelle nahe. Auch die Finma stellte bereits eine Unterschätzung von Risiken aufgrund eigener Modelle der Banken fest und unterstützt daher den Vorschlag des BCBS. Das Problem der Modelle sieht die Finma in der Betrachtung von vergangenen Daten und einem unzureichenden Einbezug von möglichen zukünftigen Krisenzeiten.

Quelle: Horowitz, L. & Sigrist, M. (2016). Banken: Schluss mit dem Kleinrechnen von Risiken, in http://www.srf.ch/news/wirtschaft/banken-schluss-mit-dem-kleinrechnen-von-risiken [12. April 2016], zuletzt geprüft: 19. April 2016

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