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Risikomanagement

Risk Governance in der Insel Gruppe: Weshalb die Risikokultur eine zentrale Rolle spielt

Risk Governance in der Insel Gruppe: Weshalb die Risikokultur eine zentrale Rolle spielt


von Prof. Dr. Stefan Hunziker, Leiter Forschungsprojekt Ganzheitliches Risk Management in Schweizer Spitälern, Alexander Hilsbos, Leiter Risk Management Insel Gruppe, sowie Thomas Schneeberger, Senior Consultant Risk Management bei new-win SW Solutions AG

Das bundesfinanzierte Forschungsprojekt «Ganzheitliches Risk Management in Schweizer Spitälern», das in einer Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern, der Insel Gruppe Bern, H+ Bildung und new-win SW Solutions AG durchgeführt wird, fokussiert unter anderem auf die Risikokultur. Der kulturelle Aspekt, also wie Unternehmen generell mit Risiken umgehen, wird leider oft vernachlässigt. Dabei ist es gerade eine gemeinsame Risikokultur, welche den Einsatz moderner Risk Management-Ansätze wesentlich beeinflusst. Dieser Beitrag betrachtet, weshalb die Risikokultur ein zentrales Element der Risk Governance der Insel Gruppe darstellt.

Die Insel Gruppe hat sich im Rahmen des innosuisse-Projekts «Ganzheitliches Risk Management in Schweizer Spitälern» dazu bekannt, ein modernes, strategieorientiertes Risk Management einzuführen, das die Abwägung zwischen Chancen und Gefahren in Entscheidungsprozessen unterstützt. Mit dem ERM-Ansatz soll das Denken in herkömmlichen aufbauorganisatorischen Bereichen, Sparten, Divisionen etc. überwunden werden. Die Zielsetzung besteht darin, Risiken nach einem einheitlichen Framework zu identifizieren, zu beurteilen und zu steuern. Damit dies gelingt, muss die Insel Gruppe ein adäquates internes Umfeld schaffen. Dazu gehört die Ausgestaltung einer angemessenen Risikokultur. Diese umfasst Normen, Traditionen und Verhaltensweisen von Mitarbeitenden und Führungskräften, die bestimmen, wie Risiken und Chancen identifiziert, bewertet, verstanden, diskutiert und in Entscheidungsprozesse integriert werden.

Die Risikokultur wird von mehreren Faktoren beeinflusst: Unternehmerische Vision, Mission, Werte und davon abgeleitete strategische Ziele und Anreizmechanismen der Insel Gruppe prägen die Risikokultur. Zudem steht die Risikokultur in einem engen Verhältnis zur übergeordneten Unternehmenskultur. Die kulturellen Fähigkeiten zu Offenheit, Transparenz, Kommunikation und Teamarbeit unterstützen eine erfolgreiche Implementierung und einen wirksamen Betrieb des ERM. Auch der Verwaltungsrat und die Direktion der Insel Gruppe sind wichtige Gestalter der Risikokultur. Sie initiieren und unterstützen, dass risikorelevante Informationen, die in Zusammenhang mit der Strategieentwicklung und -umsetzung stehen, aufbereitet, ausgewertet und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Um ERM als strategierelevantes Führungsinstrument wahrzunehmen, muss die Unternehmensführung ERM- und Entscheidungsprozesse synchronisieren, Informationsflüsse ermöglichen und bereit sein, dem Risk Management den nötigen Stellenwert einzuräumen und den Zugang zu strategierelevanten Informationen in der Organisation ermöglichen. Die Grafik verdeutlicht den Zusammenhang der beteiligten Konzepte und Gremien in Bezug auf die Risikokultur.

Nachfolgend wird am Beispiel der Insel Gruppe auszugsweise beschrieben, wie die Grundsätze und Elemente der Risikokultur in einem Spitalbetrieb definiert sein können:

  • Spitalbetriebe gehören grundsätzlich zu eher risikoaversen Unternehmen, die Chancen und Gefahren besonders sorgfältig abwägen. Bei grosser Unsicherheit wird bei der Insel Gruppe deshalb tendenziell auf strategische Optionen verzichtet, auch wenn dadurch Chancen aufgegeben werden müssen. Insbesondere im Umgang mit Risiken, die den Patienten beeinträchtigen könnten, wird ein stark risikoaverses Verhalten der gesamten Organisation gefördert.
  • Im Spitalbetrieb der Insel Gruppe werden Risiken zeitnah, offen und qualitativ hochstehend diskutiert. Die Mitarbeitenden der gesamten Gruppe kennen die strategischen Ziele und wissen, was risikogerechtes Verhalten für ihre tägliche Arbeit bedeutet. Die Offenlegung der zeitnah und realistisch eingeschätzten Risiken erfolgt entlang eines klar definierten Ablaufs.
  • Als eher risikoaverse Organisation ist die Insel Gruppe darauf ausgerichtet, rasch auf Veränderungen im Risikoprofil zu reagieren. Risikoeigner übernehmen ihre Pflicht, indem sie ihr Umfeld über mögliche Veränderungen informieren und allfällige Massnahmen für ihren Verantwortungsbereich umsetzen.
  • Die Führung der Insel Gruppe berücksichtigt Risikobeurteilungen bzw. die Risikoszenarien der Top-Risiken vor und während der Entscheidungsfindung. Sie unterstützt umfassend die Aufbereitung der Risikoinformation sowie die effektive Risikobewältigung mit entsprechender Ressourcenallokation und setzt positive Signale, indem Risiken aktiv bearbeitet und minimiert werden.
  • Die Erwartungen wichtiger Stakeholder wie Patienten, Finanzgeber oder der Kanton werden angemessen berücksichtigt. Sie wirken spezifisch auf die Risikobewertung und -priorisierung sowie der Bestimmung des Risikoappetits der Insel Gruppe.

Diese Ausführungen unterstreichen den elementaren Charakter der Risikokultur bei der Insel Gruppe. Formale Dokumente wie Regelwerke, Standards oder Verhaltenskodizes können diesen Prozess unterstützen. Noch wichtiger ist es allerdings, Anreizmechanismen zu schaffen, die das Ansprechen von Risiken nicht sanktionieren, sondern fördern. Im Rahmen von Zielvereinbarungsgesprächen mit Entscheidungsträgern wird bei der Insel Gruppe auf den Mehrwert solcher Risikomeldungen hingewiesen. Mitarbeitende mit Führungsverantwortung übernehmen in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion. Auf der Basis von Integrität und ethisch korrektem Verhalten leben sie die Grundsätze der Risikokultur vor.

So können Entscheidungen und schliesslich die Strategieumsetzung verbessert werden. Denn diese hängen von den verfügbaren (risikorelevanten) Informationen sowie den Fähigkeiten und Erfahrungen der Entscheidungsträger ab. Die Insel Gruppe hat diesen Faktor erkannt und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern ihre Risikokultur weiterentwickelt.

Im Rahmen des Innosuisse-Projektes entwickelt die new-win SW Solutions AG eine geeignete Lösung, um ein innovatives ERM im Spital zu unterstützen. In einem nächsten Projektschritt wird die Insel Gruppe als Forschungspartner das neue ERM-Konzept anhand der Software-Lösung in diesem Jahr einführen. Für Fragen zu dem Tool können Sie sich gerne an den Verantwortlichen bei new-win SW Solutions AG, Thomas Schneeberger (t.schneeberger@newwin-sws.ch), wenden.

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