Quick-Commerce Kurierdienst STASH im SRF-Test – mit Einschätzung von Matthias Schu

Quick-Commerce Kurierdienst STASH im SRF-Test – mit Einschätzung von Matthias Schu

Julia Stirnimann von SRF – Schweizer Radio und Fernsehen hat den Lebensmittel-Kurierdienst STASH in Luzern getestet. In Gesprächen mit Benno Burkhardt, CEO von STASH und Dr Matthias Schu, Experte für E-Food und Dozent der Hochschule Luzern, hat sie das Geschäftsmodell des Quick-Commerce-Anbieters genauer unter die Lupe genommen.

Die Auswahl an Produkten auf der Website von STASH vergleicht Julia Stirnimann mit einem Tankstellenshop. Für den Test wählt sie gemeinsam mit der Redaktion Popcorn und Schokolade aus. Innerhalb von 10 Minuten soll die Ware geliefert werden. Nach dem Füllen des Warenkorbes, kommt wie meist benötigt, die Registrierungs-Prozedur. Ist die Bestellung abgeschlossen, beginnt auch schon die Wartezeit – es ist nun 09:46 Uhr.

Was ist STASH?

In der Zwischenzeit erzählt Frau Stirnimann mehr über den Lieferdienst. STASH gibt es bereits in Zürich, Genf, Basel, Zürich und seit Anfang Dezember in der Stadt Luzern. Genauer gesagt befindet sich das Lager im Bruchquartier. Am Testtag arbeiten dort 3-4 Fahrer:innen. Diese lesen die Bestellungen vom Bildschirm ab, packen die Produkte ein und liefern diese mit Elektrovelos aus. Es arbeiten vorwiegend Student:innen und Freelancer für den Lieferdienst. Bestellt wird teilweise am Morgen. Meist jedoch an Abenden zwischen acht bis zehn sowie an Wochenenden bis Mitternacht.

Rentiert sich dieses Modell?

Diese Frage stellt Julia Stirnimann dem CEO, Benno Burkhardt. Gemäss seinen Aussagen benötigt es dafür mindestens 150 Bestellungen pro Tag. Diese Zahl wird im Moment noch nicht erreicht. Vergleicht er jedoch die Zahlen mit anderen Standorten, welche schon länger in Betrieb sind, blickt er positiv in die Zukunft.

Wer nutzt STASH?

Junge Erwachsene zwischen 25-40 Jahren gehören laut Burkhardt zu den Nutzern – «Double Income No Kids»-Haushalte, WG’s und Singles. Leute möchten heute nicht mehr planen und Wocheneinkäufe tätigen, sondern spontan reagieren und entscheiden. Deshalb schätzen sie die Möglichkeit sehr, innerhalb von 10 Minuten beliefert zu werden.

Sind die zehn Minuten ein realistisches Versprechen?

Es kann durchaus vorkommen, dass die Anzahl Bestellungen die zur Verfügung stehende Anzahl an Fahrer:innen übersteigt. Dann kann es gemäss Burkhardt zu kleinen Verspätungen kommen. Heute werden 85% aller Bestellungen innerhalb der 10 Minuten und 95% innerhalb von 12 Minuten ausgeliefert.

Den ganzen Podcast finden Sie hier. Jetzt reinhören, der Beitrag beginnt ab Minute 07:30.

Mittlerweile ist es 09:55 Uhr und die Fahrerin klingelt an der Tür. Neun Minuten hat bei diesem Test die Lieferung gedauert. Frau Stirnimann und die Redaktion erfreuen sich über die Popcorn und Schokolade. Für die Fahrerin geht es gleich wieder weiter.

Ein Geschäft mit Zukunft?

Julia Stirnimann will es genauer wissen und befragt deshalb Dr. Matthias Schu, Experte für E-Food und Dozent der Hochschule Luzern.

Ist STASH salopp gesagt für faule Leute?

Theoretisch wäre das stationäre Angebot vorhanden sagt Matthias Schu. Man könnte selbst relativ einfach den Einkauf tätigen. Der Lieferdienst von STASH richtet sich demnach tatsächlich an Leute die das Haus in dem Moment nicht verlassen wollen.

Ist Luzern gross genug für STASH?

Das wird sich noch zeigen. Schu sieht in Luzern einen Test für STASH um zu sehen ob Quick-Commerce auch in einer Stadt mit weniger als 100’000 Einwohnern funktionieren kann. Im Ausland ist der Fokus von solchen Lieferdiensten auf Städten mit hohen Bevölkerungsdichten und flachem Terrain um die Ziele mit dem Velo leicht zu erreichen.

Corona begünstigt STASH. Was passiert nachher?

Die Pandemie ist natürlich für solche Geschäftsmodelle ein Wahnsinns Treiber. Ein Teil dieser Nachfrage wird auch nach der Pandemie durchaus noch vorhanden sein, meint Matthias Schu. Ob sich das nachher langfristig ebenfalls rechnet, steht noch in den Sternen. Insbesondere da in der Schweiz durch die hohen Lohnkosten solche Geschäftsmodelle in der Regel unattraktiv sind.

Reich werden mit so einem Lieferdienst wird schwierig?

Definitiv. Quick-Commerce Modelle funktionieren laut Schu insbesondere in Ländern mit einer grossen Spanne beim Lohnniveau und einem besonders niedrigem Gesamtniveau am Markt. In Deutschland zum Beispiel sind die Voraussetzungen bereits etwas günstiger als in der Schweiz.

Gibt es STASH in einem Jahr noch?

Schu geht davon aus, dass STASH im Moment expandiert um eine hohe Marktbesetzung zu erreichen. STASH versucht attraktiver zu werden und sich von einem ausländischen Player aufzukaufen.

Was ist Quick-Commerce
Quick-Commerce ist ein Teil innerhalb von E-Commerce, also dem Onlinehandel. Quick bedeutet aus dem Englischen übersetzt «schnell». Beim Quick-Commerce handelt es sich somit um schnelle Lieferungen im Onlinehandel. Als Richtwert zählen hierzu Lieferungen innerhalb von einer Stunde. Weiter Informationen erfahren Sie direkt hier von unserem Experten und Dozenten der HSLU. 

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