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«Souveräne Clouds werden Innovationen ermöglichen»

«Souveräne Clouds werden Innovationen ermöglichen»
Künftig werden Sensoren in Maschinen, Produkten und Lösungen weiter vernetzt werden. Aber mit dem Vorschmarsch des Internet of Things (IoT) kommen auch die entsprechenden Risiken.

Von Yasmin Billeter

Prognosen von unseren Expertinnen und Experten: Teil 6

Was ist im Bereich innovative Technologien im Jahr 2022 zu erwarten? Unser Experte Oliver Gilbert über digitale Ökosysteme, virtuelle Welten und was sie antreibt: IoT, Sensorik und eine zuverlässige Cybersecurity.

Herr Gilbert, welche Entwicklung hat Sie im vergangenen Jahr überrascht?

Das enorme Wachstum von digitalen Ökosystemen hat mich beeindruckt. Brachenunabhängig wurden spannende Business Cases mittels smarter Technologien, neue digitale Produkte und Lösungen hervorgebracht. Technologisch hat mich vor allem Microsoft Azure beeindruckt. Aber auch viele mittelständige Unternehmen, die mit ihren vernetzen Produkten auf Integration setzen. Aus diesem Grund wird das Departement Informatik dieses Themenfeld mit Unternehmen, in Dienstleistungen, Weiterbildungen und im Rahmen angewandter Forschungsprojekte interdisziplinär intensiver bearbeiten.

Das bedeutet der Begriff digitale Ökosysteme

Ein digitales Ökosystem entsteht, wenn ein Unternehmen ein Netzwerk aus Partnerinnen, Kunden, Entwicklerinnen und anderen Akteuren knüpft und verwaltet. Alle arbeiten auf einer Plattform auf ein gemeinsames Ziel hin. Insbesondere ihre offene Architektur sowie ihre direkten Schnittstellen haben das Potenzial, Unternehmen grundlegend zu verändern sowie neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Die acht börsennotierten Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Facebook, Tencent, Tesla und Alibaba) sind Ökosystem-Firmen.

Führungssimulationen, Schulungen und Leadershiptrainings wird es bald im virtuellen Raum geben.

Wie würden Sie Ihr Fachgebiet ganz einfach erklären?

Ich beschäftige mich mit Computer Technologien, die aus Software entstehen. Diese werden in virtuellen Welten am digitalen Fliessband entwickelt, agil erweitert und automatisiert ausgeliefert. In einem Internet, welches Informationen weltweit vernetzt, und mittels Daten, die über viele Schnittstellen ausgetauscht werden. Sie finden ihren vielfältigen Einsatz und Nutzen in Systemen, Produkten und digitalen Lösungen wie DevOps, Cloud, Data, Plattformen und digitalen Ökosystemen.

Was aus dem Science-Fiction-Bereich wird es in Ihrem Fachbereich bald geben?

Das Metaversum ist eigentlich nichts Neues. Aber mit der Initiative von Mark Zuckerberg nimmt die Vorstellung des virtuellen Raums Fahrt auf.

Wann werden wir das Metaversum besuchen können? Noch ist die Technik nicht so weit, aber Marc Zuckerberg hat schon eine Vision, in welche Richtung es gehen kann.

Gerade die Spielewelt hat in den letzten Jahren bereits viel Geld investiert. Spannend ist der unternehmerische Kontext in der virtuellen Welt: Führungssimulationen, Schulungen und Leadershiptrainings wird es bald im virtuellen Raum geben. Im Forschungsprojekt virtuelle Führung über internationale Distanz beschäftigen wir uns ebenfalls mit diesem Thema.

Was gilt es in Ihrem Fachbereich in diesem Jahr anzupacken?

Im 2022 werden die Sensoren in Maschinen, Produkten und Lösungen weiter vernetzt werden. Dazu braucht es eine zuverlässige IoT-Security. Das wird skalierbaren Schutz für Edge-Cloud-Umgebungen durch Security-Mesh benötigen. Lesen Sie dazu auch das Interview, welches meine Kollegin Angela Nicoara an dieser Stelle vor einem Jahr gegeben hat: «Edge Computing wird das IoT-Wachstum weiter vorantreiben».

Das bedeutet der Begriff Cybersecurity-Mesh

Cybersecurity-Mesh ist ein verteilter architektonischer Ansatz für eine skalierbare, flexible und zuverlässige Cybersecurity-Kontrolle. Viele Ressourcen befinden sich heute ausserhalb der traditionellen Sicherheitsgrenzen, man denke nur an Cloud-Assets, Container, mobile Anwendungen und mobile Geräte, Tablets, Internet of Things, Bring your own device. Cybersecurity-Mesh ermöglicht es im Wesentlichen, den Sicherheitsbereich um die Identität einer Person oder Sache herum zu definieren.

So werden souveräne Clouds entstehen. Diese werden neue, leistungsstarke Funktionen, Datenanalysen und Vorhersagemodelle ermöglichen. Die Geräte werden damit auf Stufe Sensorik dank modernster Cloud-Technologie autarker, leistungsstärker, aber auch anfälliger für Cyberangriffe. 

Souveräne Clouds werden neue, leistungsstarke Funktionen, Datenanalysen und Vorhersagemodelle ermöglichen.

Das bedeutet der Begriff Souveräne Cloud

Mit souveränen Lösungen gewährleistet ein Cloud-Anbieter, dass seine Infrastruktur und die Verarbeitungsprozesse streng den geltenden Vorschriften entsprechen. Das Ziel ist es, die Vertraulichkeit und die Souveränität der Daten zu schützen. Eine der Voraussetzungen: Die Cloud steht unter der Kontrolle des jeweiligen Landes oder Europas. Die souveräne Cloud wird so zu einem Erfolgsfaktor für die Digitalisierung Europas. Denn sie beseitigt die regulatorischen Hindernisse für den Cloud-Einsatz. Souveräner Clouds werden die Umsetzung digitaler Initiativen beschleunigen, weil sie Compliance-Hindernisse aus dem Weg räumt.

Souveräne Clouds werden zu einem Erfolgsfaktor für die Digitalisierung.

Was ist ein typisches Vorurteil gegenüber Ihrem Fachgebiet?

Digitale Transformation, Wirtschaftsinformatik und digitale Ökosysteme werden häufig wirtschaftsorientiert, netzwerkökonomisch und betriebswirtschaftlich betrachtet. Dabei verläuft die Grenze zwischen Technologie als technischer Bestandteil des Wandels hin zum Erfolgsfaktor fliessend. Sie führt zu interdisziplinären Diskussionen zwischen Wirtschaft und Informatik.

«Die Geräte werden leistungsstärker, aber anfälliger für Cyberangriffe»

Und wie treten Sie diesem entgegen?

Für mich gilt der Ökosystem-Gedanke: gemeinsam im Sinne einer resilenten Gestaltung des Wandels unter Berücksichtigung technologischer und betriebswirtschaftlicher Faktoren. Nicht das Ökosystem steht im Vordergrund, sondern die Kundinnen und Kunden, deren Bedürfnisse und Anforderungen unabhändig einer technischen oder betriebswirtschaftlichen Disziplin.

Was nehmen Sie sich fachlich vor? Und was ganz persönlich?

Ich freue mich auf den Ausbau des Digital Lab am Switzerland Innovation Park Central. Dieses führe ich gemeinsam mit meinen Kollegen Daniel Stauffer und Maximilian Richter. Wir planen ein unternehmensspezifisches CAS, bereiten einen Hackathon für digitale Business Cases vor und freuen uns auf weitere neue Unternehmensmitglieder.

Am Departement Informatik nehmen wir uns dieses Jahr eine Reihe von neuen Weiterbildungsangeboten vor. Unter anderen sind wir im Aufbau eines Doktorats für Informatik als Ergänzung zu den MAS-Angeboten. Forschend aber berufsbegleitend, dabei praxisorientiert und im internationalen Kontext.

Nicht das Ökosystem steht im Vordergrund, sondern die Kundinnen und Kunden.

Persönlich steht für mich der thematische Austausch im internationalen Netzwerk von Hochschulen und Universitäten im Vordergrund. Dieser bietet den Teilnehmenden und den Unternehmen neue Möglichkeiten. Wir kooperieren bereits mit der bbw in Berlin und einer weiteren neuropäischen akkreditierten Universität.

Zur Serie «Prognosen»: Expertinnen und Experten der Hochschule Luzern – Informatik geben einen Ausblick auf Entwicklungen in ihrem Fachgebiet.

An unsere Leserinnen und Leser: Welche Prognosen machen Ihnen Freude oder Sorge? Welche Entwicklungen streben Sie im Bereich «innovative Technologien» an?

Veröffentlicht: 14. Januar 2022

Oliver Gilbert

Unser Experte für innovative Technologien: Oliver Gilbert ist Dozent und Forscher an der Hochschule Luzern – Informatik. Er unterrichtet unter anderem DevOps, Cloud, Data, Plattformen und digitalen Ökosystemen und forscht im Bereich innovativer Technologien, Systeme und Software. Als Kind wollte Gilbert Pianist werden und begeistert sich bis heute für das Klavier. Auch die Architektur hat ihn früh fasziniert. Aber letztendlich hat ihn die Vielfalt der Informatik mit ihren Disziplinen nicht mehr losgelassen.

Angebote für Partnerfirmen: Die Forschungsgruppe IoT Systems & Software unterstützt Partner aus Industrie und Wissenschaft bei der Entwicklung von Systemen und Software für das IoT. Ob programmierbare IoT-Plattformen und -Dienste, IoT-Systemarchitekturen der nächsten Generation oder neuartige Informationstechnologiedienste: Die Forschungsgruppe legt grossen Wert darauf, reale Systeme zu bauen und den Stand der Technik in diesen Bereichen voranzutreiben. Das Ziel ist, neuartige Architekturentwürfe und überzeugende Forschungsprototypen zu liefern, die direkten Einfluss auf die Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen haben. Neben der Forschung und Entwicklung bietet die Gruppe Beratung zum IoT-Geschäft, Vor-Ort-Schulungen, Coachings und Supervision in den Bereichen IoT, Systemsoftware, verteilte Systeme, Energieeffizienz, Internettechnologien und Innovationen.

Bilden Sie sich weiter: Der Fachkurs Internet of Things (IoT) bietet Ihnen eine Übersicht zu IoT in der Praxis. Anhand realer Anwendungsfälle lernen Sie, wie IoT-Projekte aufgesetzt werden, welche Plattformen ausgewählt werden und wie eine Lösung vom Konzept bis hin zur Implementation ausgearbeitet wird. Das CAS Internet of Things (IoT) and Digital Ecosystem vermittelt Grundlagen zu IoT-Technologien sowie zu digitalen Ökosystemen und rüstet die Teilnehmenden ideal für die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle. Die Weiterbildung bietet einen methodischen Werkzeugkasten und vermittelt ein fundiertes Verständnis für digitale Technoliogien.

Networking & Innovative Technologies Mit IT-Technologien die Welt neu gestalten

Neue Technologien wie Augmented Reality, Internet of Things, Robotics, Artificial Intelligence sowie Cloud- und Networking-Lösungen ermöglichen und beschleunigen die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.

CAS Cloud and Platform Manager Mit Cloud-Expertise die Digitalisierung mitgestalten

Microsoft Azure, Amazon AWS, Google und Alibaba – die Liste der Cloud-Angebote wird immer länger. Das CAS Cloud and Platform Manager vermittelt fachliches und methodisches Praxiswissen, damit CAS-Teilnehmende die Auswahl, Implementation und den Betrieb von Cloud-Lösungen begleiten können.

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Kommentare

2 Kommentare

Lidia Bonifaco

Guter Beitrag! Ich habe im CAS Digital Business Innovation einen Blog Beitrag zu Cloud Computing und der Sicherheit unserer Daten verfasst. Bei Weitem nicht so gut ausformuliert im Vergleich zu diesem.

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Oliver Gilbert

Vielen Dank für das Feedback! Es ist toll, dass Sie das Thema ebenfalls beschäftigt. Ich bin von Berufswegen begeistert von neuen Technologien und dennoch sollten die Schutzaspekte bzw. Risikoabwägungen ein hohes Gut bleiben ohne die Innovationen zu bremsen.

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