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Blockchain in den USA – was wir von deren Fortschritten lernen können

Blockchain in den USA – was wir von deren Fortschritten lernen können
Unser Blockchain-Spezialist Tim Weingärtner war kürzlich auf Studienreise in den USA. Im Interview erzählt er, was er dabei gelernt hat.

By Yasmin Billeter

Blockchain-Anwendungen werden in den USA stark vorangetrieben. Unser Blockchain-Spezialist Tim Weingärtner zeigt auf, was er nach einer Studienreise in den USA neu erkannt hat und hier weiterentwickeln möchte.

Herr Weingärtner, welchen Stand hat die Blockchain-Technologie in den USA?

Tim Weingärtner: Die Diskussion um die blockchainbasierte Währung Libra von Facebook schärfte in jüngster Zeit das Bewusstsein für die Blockchain-Technologie und für die Wichtigkeit von digitalen Währungen (wenn auch nicht nur im positiven Sinne). In Washington D.C. haben wir den «U.S. Congressional Blockchain Caucus» kennengelernt. Die Initiative sensibilisiert Gesetzgebende für die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie und prüft, wie diese für den Staat angewendet werden kann. Wir erfuhren, wie wichtig es in Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern ist, echte Geschichten darüber zu erzählen, wie die Technologie Probleme löst, statt technische Details in den Fokus zu rücken – ein Fehler, den so mancher Fachperson unterläuft.

Blick auf das Kapitol in Washington D.C. – Hier hat Tim Weingärtner den «U.S. Congressional Blockchain Caucus» kennengelernt. Die Initiative sensibilisiert Gesetzgebende für die Blockchain-Technologie. (Bild: Tim Weingärtner)

Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Blockchain-Anwendungen werden in den USA stark vorangetrieben. Dabei spielen Non-Profit-Organisationen und öffentlich-private Partnerschaften eine grosse Rolle.

Wo steht die Blockchain-Technologie derzeit in den USA?

Die digitale Identität auf Blockchain-Basis ist auch in den USA ein grosses Thema. Da Identität jedoch national ist, wird es schwer sein, ein globales Identitätssystem einzuführen. Die Blockchain-Technologie kann in vielen Bereich eingesetzt werden – vom Verfolgen der Lebensmittel von ihrem Ursprung auf den Teller bis zur digitalen Krankenakte. Das ist einerseits sehr erfreulich, birgt jedoch auch Schwierigkeiten: Die Blockchain-Technologie lässt sich nicht in ein einziges Ressort wie etwa Steuern quetschen, was den Einbezug vieler Interessenvertretender nötig macht und die politische Diskussion erschwert.

Wir werden unsere Forschungsaktivitäten im Bereich der digitalen Identität künftig noch verstärken.

Welche Massnahmen haben Sie für Ihre Arbeit aufgrund dieser Erkenntnisse ergriffen?

Wir haben bereits einige Forschungsaktivitäten im Bereich der digitalen Identität durchgeführt. Diese werden wir künftig noch verstärken. Die entstandenen Kontakte und Freundschaften werden der Hochschule Luzern – Informatik helfen, dieses Thema auf einer internationalen Ebene weiterzuentwickeln.

Bringen Studienreisen wie diese überhaupt etwas oder könnte man sich auch digital treffen und informieren?

Natürlich bringen solche Programme etwas: Digitale Kommunikation ist auf das Thema fokussiert und schnell – und auch schnell wieder vergessen. Physische Begegnungen, persönliche Gespräche bei einem Abendessen oder Kaffee und eine gemeinsame Geschichte verbinden stärker und nachhaltiger. Zudem vereinfachen sie die anschliessende digitale Kommunikation enorm.

Physische Begegnungen vereinfachen die anschliessende digitale Kommunikation enorm.

Ihr persönliches Highlight?

Neben den informativen und gut geplanten Treffen mit den Expertinnen und Experten war der Austausch mit all den spannenden Personen unserer Gruppe aus 16 Ländern ein echtes Highlight. Auch wenn wir auf Grund der Corona-Krise unser Programm auf zwei Wochen kürzen mussten, sind wir als Gruppe zusammengewachsen.

Die Gruppe bestand aus 18 Teilnehmenden aus 16 Ländern. Ziel des Programms war es, mehr über die digitale Wirtschaft und Innovationen in den USA zu erfahren. (Bild: Tim Weingärtner)

«The Digital Economy –Transformative Technology for the Social Good» lautete das Thema des Programms. Können Sie zum Abschluss ein soziales Blockchain-Projekt erläutern, welches Sie kennerngelernt haben?

Ja, beispielsweise in Detroit: 2017 hatten dort 40 Prozent der Menschen keinen schnellen Internet-Zugang, was das wirtschaftliche Ungleichgewicht verstärkte. Dank einem blockchainbasierten Mesh Net haben nun nichtangeschlossene Haushalte in einer Nachbarschaft Zugang zu Highspeed-Internet. Dies zeigt, wie die Blockchain-Technologie abseits von Geld und Spekulation helfen kann.

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Ein Mesh-Netzwerk ermöglicht einer Gemeinschaft den Zugang zum Internet meist über drahtlose Verbindungen. Ein Teil der Nutzenden ermöglicht dabei seinen Nachbarinnen und Nachbarn den Zugang. (Bild: Mesh Net)

Bildungsreise in die USA – das International Visitor Leadership Program (IVLP

Das IVLP lädt jährlich Führungskräfte aus aller Welt in die USA ein, um sich auszutauschen. Ziel des Programms war es, mehr über die digitale Wirtschaft und die Innovationen in den USA zu erfahren. Die Teilnehmenden informierten sich über Blockchain-Projekte im sozialen Bereich und über die Auswirkungen von Krypto-Währungen auf die Volkswirtschaften und trafen dazu Fürsprecherinnen, Start-up-Mitarbeitende, Investoren und Regierungsvertretende.

Hier geht’s zum ausführlichen Bericht von Prof. Dr. Tim Weingärtner auf der Seite der US-Botschaft. 

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