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Smile experimentiert mit NFTs: Wir haben nachgefragt

Smile experimentiert mit NFTs: Wir haben nachgefragt
06.07.2022, von Sophie Hundertmark & Prof. Dr. Florian Schreiber

Smile hat in den letzten Wochen erste eigene Erfahrungen mit der noch recht neuen NFT-Technologie gesammelt. Gemeinsam mit dem Charity-Partner Viva con Agua, dem Influencer Zeki und dem Zürcher Künstler Oibel lancierte Smile den ersten NFT für einen guten Zweck: Der gesamte Erlös aus dem Verkauf der limitierten digitalen Kunstwerke kommt einem Trinkwasserprojekt in Uganda zugute.

Wir wollten mehr über die Hintergründe der Charity-NFT-Aktion erfahren und sind insbesondere an den gewonnenen Erkenntnissen interessiert. Deshalb haben wir Joséphine Chamoulaud (CMO, Smile Versicherung) einige Fragen gestellt. Die wichtigsten Auszüge unseres Interviews könnt Ihr im heutigen Blog-Artikel nachlesen.

Wie kam Smile auf die Idee, eine Charity-NFT-Aktion zu starten?

Joséphine: Im Grossen und Ganzen gab es zwei Gründe für die Aktion: Zum einen ist es für Smile als digitaler Versicherer wichtig, sich mit innovativen und potenziell disruptiven Technologien der Zukunft frühzeitig auseinanderzusetzen. Dies vor allem frühzeitig, damit wir bereit sind, sobald die Kundinnen und Kunden erste Bedürfnisse in diese Richtung äussern. Zum anderen vermuten wir, dass NFTs im Zusammenhang mit Kryptowährungen und Blockchain für Versicherer zukünftig eine wichtigere Rolle einnehmen werden. Hiermit zusammenhängende Themen wie Datensicherheit oder Data Ownership werden dann immer wichtiger und es gilt sich frühzeitig damit zu beschäftigen. Rein digitale Verträge auf Blockchain-Basis, die sogenannten Smart Contracts, könnten die Prozesse sowohl für Kunden als auch Versicherer beschleunigen und verbessern. Smile will diese Technologien als innovativer Anbieter natürlich frühzeitig evaluieren.

harity-NFT mit Zeki für Viva con Agua
Abbildung 1: Charity-NFT mit Zeki für Viva con Agua

Arbeitet Ihr aktuell schon an Prozessen in Verbindung mit Blockchain?

Joséphine: Nein, das Thema ist aktuell noch sehr komplex und sicherlich noch nicht so weit, dass wir damit beginnen, interne Prozesse umzustellen. Natürlich setzen wir uns aber mit den Möglichkeiten auseinander. Der erste NFT-Case wurde daher bewusst im Rahmen der smile.green-Engagements (Nachhaltigkeitsangebot) umgesetzt. Dabei geht es uns immer darum, die Kunden durch digitale Technologien zu befähigen, Nachhaltigkeit in ihren Alltag zu integrieren. Etwas Gutes zu tun, sollte entlang des eigenen Lifestyles möglich sein und mit NFTs haben wir einen sehr guten Weg hierfür gefunden. Von Nutzen sind neue Technologien nur, wenn sie die Experience bei unseren Nutzerinnen und Nutzern, sowie Kundinnen und Kunden verbessern.  

Was war Euer Ziel mit der Charity-NFT-Aktion?

Joséphine: Neben der allgemeinen Spenden-Aktion ging es Smile primär darum, Erfahrungen mit NFTs zu sammeln. Als digitaler Lifestyle-Brand sehen wir uns quasi dazu verpflichtet, uns mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Nutzer von Smile kommen zu uns, weil sie Innovationen und digitale Erlebnisse gewöhnt sind und diese mittlerweile auch erwarten. Ausserdem suchen wir immer wieder Möglichkeiten, um unseren Charity-Partner Viva con Agua bei der Mission ‹Sauberes Trinkwasser für alle‹ zu unterstützen. Das Community-Projekt NFT ist dadurch eine Win-win-Situation. 

Wie lange habt Ihr von der Idee bis zum Start der Kampagne gebraucht?

Joséphine: Das gesamte Kampagnen-Setup hat zwischen zwei bis drei Monaten gedauert. Die Umsetzung ging dabei sehr schnell, wohingegen das Finden und Aufsetzen der richtigen Architektur wesentlich zeitaufwändiger war. Aktuell ist noch ein Zusammenspiel mehrerer Technologien und Plattformen notwendig, was das Ganze etwas komplex gestaltet. Im Sinne der Kunden mussten wir eine möglichst einfache Customer Journey für den Kauf der Charity-NFTs finden. Es gibt eine Vielzahl an Marktplätzen, Blockchains und Kryptowährungen sowie viele verschiedene Anbieter von digitalen Wallets. Für uns stand dabei stets die Customer Experience im Vordergrund und deren Entwicklung hat die meiste Zeit in Anspruch genommen.

Info-Box: NFTs

Was sind eigentlich NFTs?

NFT steht für Non-Fungible Token. Ein NFT ist eine Art kryptografischer Vermögenswert, der einzigartig ist und zur Erstellung und Authentifizierung des Eigentums an digitalen Vermögenswerten verwendet wird (bspw. Cartoons, Musik, Film- und Videoclips, JPEGs, Postkarten, Tauschkarten, virtuelle Immobilien, Haustiere etc.). NFTs bieten einen sicheren Datensatz, der mit einem eindeutigen Identifizierungscode versehen und in der Blockchain gespeichert ist. Im Gegensatz zu Aktien, Anleihen und anderen traditionellen Anlagen gelten NFTs als alternative Investition, die nicht durch einen ähnlichen Gegenstand fungibel oder ersetzbar ist. Die Nachfrage nach NFTs nahm 2020 Fahrt auf und stieg 2021 dramatisch an. Dies trieb die Preise für digitale Kunstwerke in die Höhe.

Die Technologien waren also die grössten Hürden der Charity-NFT-Aktion?

Joséphine: Nicht die Technologien bzw. die verschiedenen Anbieter an sich, sondern ihr Zusammenspiel untereinander. Wir befinden uns in einem Umfeld der «Early Adopters«, in welchem nur wenig standardisiert ist. Die Technologie verändern sich gefühlt täglich und was heute auf eine gewisse Art funktioniert, kann morgen schon wieder anders sein. Meistens sind es zwar Verbesserungen, aber es ist grundsätzlich schwierig, einem klaren Fahrplan zu folgen. Gleichzeitig ist es natürlich eine grosse Opportunität, als First-Mover frühzeitig dabei zu sein und sich diesen Challenges zu stellen.

Und wie ist das Ergebnis Eurer Charity-NFT-Aktion? Seid Ihr zufrieden?

Joséphine: Wir sind sehr happy mit der Charity-NFT-Aktion. Es war ein einfacher Use Case, bei welchem das gesamte Team neues Knowhow und viele neue Learnings sammeln konnte. Ausserdem konnten wir dank der Aktion einen vierstelligen Betrag an unseren Charity-Partner Viva con Aqua spenden. Auch hier ist spannend zu sehen, wie der Wert der NFTs je nach Kursverlauf zu- oder abnimmt. In unserem ganz konkreten Fall sprechen wir von der Kryptowährung Ethereum und deren Entwicklung. Da setzen wir natürlich auch auf die Zukunft und den Aufschwung. 

Dürfen Eure Kunden sich also auf weitere NFT-Aktionen freuen?

Joséphine: Ja, wir werden das Thema definitiv weiterverfolgen. Ausserdem ist die Auktionszeit von drei Wochen zwar zu Ende, aber die NFT-Kunstwerke sind natürlich immer noch frei handelbar. Smile selbst hat ebenfalls noch Charity-NFTs im Angebot. Ausserdem können die Käuferinnen und Käufer die Kunstwerke wieder verkaufen. Hierzu haben wir auch einen Smart Contract aufgesetzt, sodass bei jedem Wiederverkauf insgesamt 5% des Erlöses automatisiert an Viva con Aqua gehen. Wir sind daher schon sehr gespannt, wie sich die NFT-Sammlung über die Zeit entwickelt.

Wie war das Feedback Eurer Kunden zu der Charity-Aktion?

Joséphine: Smile hat während der Kampagne viel positives Feedback aus dem Markt bekommen. Geholfen hat hier auch die Zusammenarbeit mit Influencer Zeki, Viva con Aqua und dem Zürcher Künstler Oibel. Alle haben starke Communities, welche sehr positiv auf das Thema reagiert haben.  

Kurz zusammengefasst: Was ist Euer Fazit der letzten Monate?

Joséphine: Wer den bekannten «Gartner Hype Cycle» kennt, der findet das Thema an der Spitze der aufkommenden, gehypten Technologien mit hoher Erwartungshaltung. Die relevanten Use Cases hinter dem Hype und die Reife für die breite Masse stecken derzeit aber noch in den Kinderschuhen. Es wird sich zeigen, ob sich NFTs produktiv durchsetzen. In dieser Phase sind einfache, umsetzbare Experimente für jedes Unternehmen dennoch wichtig, um sich mit der neuen Technologie auseinanderzusetzen und erste Erfahrungen zu sammeln. Als Smile werden wir uns also weiterhin mit Themen wie NFTs, Metaverse, Kryptos, Blockchains etc. beschäftigen, damit wir diese verstehen und bereit sind, wenn unsere Kunden es sind. 

Joséphine Chamoulaud
Abbildung 2: Joséphine Chamoulaud, CMO Smile Versicherung

Weitere Informationen zur Charity-NFT-Aktion von Smile findet Ihr hier.

Autor: Sophie Hundertmark

sophie.hundertmark@hslu.ch

Autor: Prof. Dr. Florian Schreiber

florian.schreiber@hslu.ch

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