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10 Fragen für einen funktionierenden Jahresrückblick

10 Fragen für einen funktionierenden Jahresrückblick
Was funktioniert im Jahresrückblick?

Autorin: Elfie Czerny

Denken Sie positiv? Schön und gefährlich! Denn positives Denken verleitet vielfach dazu, nicht genau hinzuschauen. Analysieren Sie lieber Funktionierendes. Dies erhöht Ihre Chancen, dass es nächstes Jahr gut kommt.

«Du musst nur positiv denken.» Sie haben dies sicher schon mal gehört. Und sehr wahrscheinlich genau in einem Moment, in dem Ihnen nicht danach zumute war. Hat Ihnen dieser Ratschlag geholfen? Vielleicht. Wussten Sie anschliessend mehr als zuvor? Wahrscheinlich nicht.

Postives Denken kann gefährlich sein!

Positives Denken ist in Mode. Ratgeber aller Art leben von der Idee, dass Sie nur positiv denken müssen und dann alles gut kommt. Und dies obwohl diese Argumentation auch gefährlich sein kann: Nicht jede Situation hat etwas Gutes. Und schon gar nicht jede Situation wird gut.

Ja, es kann helfen, wenn Sie negative Gedanken durch Positive ersetzen. Und ja, es macht mehr Freude, wenn Sie auf Positives fokussieren, anstatt in Negativem zu verharren. Positives Denken verleitet jedoch oft auch dazu, abzuwarten und zu beschönigen. Und es verführt zu einer Fehlereskalation. Ganz im Sinne von «Wir müssen nur daran glauben, dann wird es schon funktionieren.», fahren viele mit dem weiter, was nicht (so gut) funktioniert. Es ist, wie wenn Sie mit dem Auto in den Nebel kommen und anstatt abzubremsen, einfach hoffen, dass es schon gut kommt. Dies kann ungewollte Folgen haben. Schauen Sie lieber genau hin.

Analysieren Sie Funktionierendes!

Doch worauf sollen Sie schauen? Gerade in schwierigen Zeiten sind wir versucht, uns auf das zu fokussieren, was nicht funktioniert. Hilft dies? Manchmal. Könnte es noch effektiver und effizienter sein? Ganz sicher.

Wenn Sie sich fragen, wovon Sie am meisten lernen, dann werden Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit entdecken, dass Sie vielfach von Funktionierendem lernen. Zu sehen, was nicht funktioniert, kann ein guter Start sein. Sie wissen dann vielleicht, was Sie nicht mehr tun sollten. Allerdings wissen Sie noch nicht, was besser funktionieren könnte.

Analysieren Sie Funktionierendes. Dies hat zwei Vorteile:

  • Es funktioniert bereits und die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass es wieder funktioniert.
  • Sie und Ihre Mitarbeitenden können dies bereits. Und es macht es deshalb oft einfach, dies wieder zu tun.

Funktionierendes ≠ positives Denken!

«Funktionierendes ist doch einfach nur positives Denken.», werden Sie vielleicht nun argumentieren. Auf den ersten Blick mag dies so erscheinen. Auf den zweiten Blick zeigen sich jedoch entscheidende Unterschiede.

Machen Sie Ausnahmen sichtbar. Wenn Sie positiv denken, versuchen Sie, das Positive in der negativen Situation zu sehen, im Sinne von «Die Situation hat sicher auch was Gutes». Dies führt oft dazu, die Situation schönzureden oder einen verborgenen Sinn darin zu finden, dass es gerade mies läuft. Wenn Sie, im Vergleich dazu, auf Funktionierendes fokussieren, dann akzeptieren Sie, dass die Situation gerade nicht gut ist und analysieren das, was trotzdem noch läuft. So machen Sie Ausnahmen sichtbar, die funktionieren. Und davon können Sie oft einfach mehr tun respektive diese wieder tun.

Wenn Sie zum Beispiel Ihrem Business aufgrund der aktuellen Situation nur noch teilweise nachgehen können, dann hat dies wenig bis nichts Gutes. Dennoch funktioniert vielleicht einiges trotzdem noch so gut, dass es Ihnen Hoffnung gibt.

Fragen Sie nach dem «stattdessen». Positives Denken postuliert negative Gedanken durch positive Gedanken zu ersetzen. Dies lädt Sie dazu ein, an etwas anderes zu denken. Beim Fokussieren auf Funktionierendes hingegen, fragen Sie sich ganz gezielt nach dem «stattdessen». Wenn Sie das, was gerade läuft, nicht wollen, was wollen Sie dann? Auch hier ersetzen Sie Ihre negativen Gedanken. Allerdings tun Sie dies nicht mit irgendwelchen positiven Gedanken. Sie richten sich mit dem «was stattdessen» ganz spezifisch darauf aus, was und wie es in der Zukunft funktionieren soll.

Wenn Sie momentan zum Beispiel Kund*innen an Ihre Konkurrenz verlieren, hilft es wenig, wenn Sie an das gestrige Abendessen denken. Fokussieren Sie lieber darauf, was Sie stattdessen wollen und wie es dann funktionieren könnte.

Entdecken Sie Hinweise für die Zukunft. Positives Denken fragt generell nach Positivem in der jetzigen Situation. Und es tut dies unabhängig davon, ob das für Ihre gewünschte Richtung in Zukunft nützlich ist. Funktionierendes dagegen richtet sich auf das aus, was sie wollen. Wenn Sie sich fragen, was funktioniert, dann stellt sich immer auch die Frage, in Bezug auf was es funktioniert.

Analysieren Sie Funktionierendes, das bereits in die gewünschte Richtung deutet. Dies gibt Ihnen rasch Hinweise auf sinnvolle nächste Schritte.

Wenn Sie heute Nachmittag ein schwieriges Gespräch hatten, dann hilft es Ihnen für Ihre zukünftige Gesprächsführung wenig, sich daran zu erfreuen, dass Sie heute ein schönes Frühstück hatten. Es lohnt sich allerdings, darauf zu schauen, was im Gespräch trotzdem noch so gut funktioniert hat, dass Sie dies auch in Zukunft beibehalten möchten. Und es gibt Ihnen Hinweise für zukünftige Interaktionen, wenn Sie auf Gespräche schauen, die schon mal besser liefen und sich fragen: «Was von dem, was ich dort gemacht habe, könnte ich das nächste Mal tun?»

Ein funktionierender Jahresrückblick!

Nutzen Sie die Kraft des Funktionierenden für einen Jahresrückblick mit Ihren Mitarbeitenden. Stellen Sie sich und Ihren Mitarbeitenden folgende 10 Fragen. Suchen Sie zu jeder Frage mindestens 5-10 Antworten.

Diese Reflexion zum Jahresrückblick lohnt sich in der Regel sowohl in schwierigen Situationen als auch, wenn es momentan gut läuft. In beiden Fällen macht es Sinn, das was funktioniert, auch im nächsten Jahr weiterzuverfolgen und allenfalls mehr davon zu tun.

Sollte die Situation momentan schwierig sein, dann fügen Sie den Fragen das (trotz allem) bei. Wenn es momentan gut läuft, dann lassen sie dies einfach weg:

10 Fragen für einen funktionierenden Jahresrückblick:

  1. Worauf sind wir in diesem Jahr (trotz allem) stolz?
  2. Wie haben wir dies geschafft?
  3. Was haben wir noch getan, was (trotz allem) wirklich gut funktioniert hat?
  4. Wer hat was dazu beigetragen?
  5. Was geht (trotz allem) in eine gute Richtung?
  6. Was davon sollten wir auch im nächsten Jahr mehr oder wieder tun?
  7. Bei dem, was dieses Jahr nicht so gut funktioniert hat: Was wollen wir stattdessen?
  8. Was von dem, was gut funktioniert hat dieses Jahr, könnten wir dazu allenfalls nächstes Jahr nutzen?
  9. Wer würde/könnte dann was dazu beitragen?
  10. Was könnten erste Zeichen sein, die uns zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind?

Welche dieser 10 Fragen war für Sie und Ihre Mitarbeitenden besonders nützlich? Teilen Sie Ihre Erkenntnisse mit uns in den Kommentaren hier unten!

Elfie Czerny führt gemeinsam mit Dominik Godat das Zentrum für Lösungsfokussierte Gesprächsführung und leitet den Fachkurs Lösungsfokussierte Führung  an der Hochschule Luzern.

Weiterbildungen zum Thema
Die «Leadership»-Weiterbildungen des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie IBR richten sich auf effektive und effiziente Führungsmethoden aus.

Lernen Sie mit uns: https://www.hslu.ch/de-ch/hochschule-luzern/weiterbildung/management-leadership/

Kommentare

2 Kommentare

Alessandra Keiser

Ein toller Beitrag. Vielen herzlichen Dank für diesen erfrischenden Perspektivenwechsel.

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Elfie Czerny

Vielen herzlichen Dank, liebe Frau Keiser! Ihre Rückmeldung freut mich sehr und ich wünsche Ihnen viel Freude und Genuss bei Ihrem Funktionierenden Jahresrückblick!

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Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.