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Ein Jahresausblick mit Ihrer gewünschten Zukunft im Fokus

Ein Jahresausblick mit Ihrer gewünschten Zukunft im Fokus

Autor*innen: Elfie Czerny & Dominik Godat

Haben Sie sich Jahresvorsätze vorgenommen? Haben Sie Ihre Ziele für das neue Jahr schon definiert? Nein? Gut, so! Machen Sie lieber einen Jahresausblick, der die Unwägbarkeiten des neuen Jahres bereits einbezieht. Nehmen Sie Ihre gewünschte Zukunft in den Fokus.

Viele haben sich, wie in den letzten Jahren, auch für dieses Jahr Vorsätze vorgenommen und Ziele definiert. Das neue Jahr ist jedoch nicht wie andere Jahre. Sie haben sich vielleicht schon auf eine produktive Zeit im Büro gefreut. Und nun ist wieder alles anders. Homeoffice. Die Kinder zuhause. Treffen in grösseren Gruppen sind nicht erlaubt.

Es braucht keinen Blick in die Glaskugel, um vorherzusagen, dass auch das kommende Jahr viel Ungewissheit und ungewöhnliche Veränderungen bringen wird. Wir sind alle gefordert. Wir müssen agil und flexibel bleiben. Sich rasch an neue Situationen anpassen, die Dienstreise kurzfristig doch stornieren, Homeoffice, Lockdown, all das und auch weitere Dynamiken, die wir noch nicht voraussehen können, werden uns die nächsten Monate begleiten.

Vielen hat die aktuelle Situation nach nur wenigen Wochen im neuen Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vor allem denjenigen, die Ziele fürs neue Jahre definiert und sich Vorsätze vorgenommen haben. Ist die realistische Zielerreichung nach den neusten Umstellungen auch bei Ihnen schon jetzt mehr als fraglich? Müssen Sie Ihre Vorsätze aufgrund der neusten Entscheidungen bereits ändern? Dies ist keine Überraschung, da Ziele und Vorsätze eine stabile Welt bedingen. Und die Welt ist alles andere als stabil.

Macht es in dieser turbulenten Zeit überhaupt noch Sinn, Ziele zu setzen oder sich Vorsätze vorzunehmen? Einerseits nein, da diese bei der nächsten grösseren Veränderung schon wieder überholt sind. Andererseits müssen Sie auch nicht auf die zukunftsorientierte Ausrichtung, die Ziele und Vorsätze mitbringen, verzichten. Mit einem Jahresausblick, mit Ihrer gewünschten Zukunft im Fokus, richten Sie Ihr Tun zielorientiert aus und integrieren auch zukünftige Veränderungen.

Ziele und Vorsätze für eine stabile Welt

Sowohl Zielvereinbarungen für das nächste Jahr als auch Jahresvorsätze gehören zum Standard-Repertoire vieler Personen und Organisationen. Mit beiden Fokussen versuchen sich viele auf das neue Jahr einzustellen und ihr Tun in eine erfolgreiche Richtung auszurichten. Das ist generell auch gar nicht schlecht. Allerdings liegen Zielen wie auch Vorsätzen die Annahme zugrunde, dass die Welt stabil ist respektive stabil bleibt. Und dies ist definitiv nicht die Welt, in der wir momentan leben.

In einer sich schnell verändernden Welt funktionieren weder Ziele noch Vorsätze optimal:

  • Ziele dienen dazu, das Tun im neuen Jahr ausrichten. Ziele, die Sie Ende Jahr definiert haben, machen jedoch entweder schon bald keinen Sinn mehr, da es aufgrund der momentanen Veränderungen etwas anderes braucht, um erfolgreich zu sein oder sie sind vielfach nur sehr schwer, wenn überhaupt noch zu erreichen. Zudem haben Ziele an sich zwar eine Richtung, jedoch oft wenig Motivationswirkung: Oder motiviert es Sie, bis Ende Jahr 10% mehr Umsatz zu erreichen?
  • Mit Vorsätzen versuchen Sie, im neuen Jahr etwas besser zu machen als im letzten Jahr. Hier gehen Sie ebenfalls davon aus, dass das, was im letzten Jahr noch Sinn gemacht hat, auch jetzt noch sinnvoll ist. Bei grösseren Veränderungen, wie wir sie momentan sehen, ist dies jedoch oft nicht mehr der Fall. Zudem haben Vorsätze ein grosses Demotivationspotenzial: Wann haben Sie das letzte Mal einen Vorsatz begraben, nachdem Sie diesen nicht immer oder nicht vollständig umsetzen konnten?


Ihre gewünschte Zukunft für eine dynamische Welt

Wie können Sie sich trotzdem in Ihrem Tun ausrichten, wenn Ziele und Vorsätze in einer dynamischen Welt nicht gut funktionieren? Sie müssen nicht darauf verzichten. Im Gegenteil. Nehmen Sie erwünschte Veränderungen in den Fokus:

  • Erforschen Sie Ihre gewünschte Zukunft, anstatt Ziele zu definieren.
  • Verstärken Sie nützliche Veränderungen, anstatt Vorsätze zu verfolgen.

Damit richten Sie sich wirkungsvoll auf eine dynamische Welt aus.

Erforschen Sie Ihre gewünschte Zukunft

Werden Sie Zukunftsforscher*in. Nein, Sie sollen nicht Ihren Beruf wechseln. Und Sie sollen auch nicht allgemeine Zukunftsprognosen aufstellen. Es geht hier ganz konkret um das, was Sie sich für Ihre Zukunft erhoffen. Das Ausformulieren Ihrer gewünschten Zukunft hilft wirksamer und gezielter zu Handeln. Sie können damit klarer kommunizieren, was Sie wollen. Und Sie können Ihre Interaktionen gezielter gestalten.

Wenn Sie Ihre gewünschte Zukunft ausdifferenzieren, tun Sie mehr als Ziele definieren. Sie gehen einen relevanten Schritt weiter. Sie erkunden die Unterschiede und die Wirkung, die das Erreichen Ihrer Ziele für Sie und Ihre Interaktionen machen, ganz konkret und spezifisch. Mit einem Ziel benennen Sie einen Punkt, an den Sie kommen wollen. Anstatt einen Punkt zu benennen, leuchtet die gewünschte Zukunft Ihre erhoffte Gesamtsituation, sozusagen Ihr Zukunftsbild, aus.

Nehmen wir zur Veranschaulichung das Ziel von oben, bis Ende Jahr 10% mehr Umsatz zu erzielen. Um von diesem Ziel zur gewünschten Zukunft zu gelangen, könnten wir uns zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • Welche Wirkung erhoffen Sie sich daraus?
  • Wenn diese Wirkung eintrifft: Welche Unterschiede könnte dies machen, z.B. für Sie, für Ihre Mitarbeitenden, für Ihre Führungskräfte, für Ihre Kunden, etc.?
  • Wie werden sich diese dann anders verhalten?
  • Was werden Sie dann anders tun?
  • Wie werden Sie anders miteinander interagieren?
  • Welche Auswirkungen könnte dies haben?

Es lohnt sich!

Ziele entfalten meist wenig Motivationswirkung. Sie lassen sich in wenigen Worten oder in einem einzigen Satz zusammenfassen. Was dies jedoch konkret für uns bedeutet, wissen wir häufig nicht. Bei der gewünschten Zukunft ist dies anders. Hier beantworten Sie, welche Unterschiede Ihr Tun machen und welche Wirkung sich daraus ergeben könnte. Antworten darauf sind ungemein viel kraftvoller. Und sie integrieren zukünftige Veränderungen viel besser als Ziele. Denn sowohl die Wirkung, die Sie erzielen wollen, als auch die Unterschiede, die Sie sich erhoffen, lassen sich, wenn sich die Welt ändert, meist dennoch auf andere Art und Weise erreichen. Wenn Sie sich zum Beispiel als Auswirkungen Ihres Tuns engere Kundenbeziehungen wünschen und ausdifferenziert haben, wie sich diese zeigen würden, dann können Sie diese auch dann verfolgen und erreichen, wenn Sie Ihr Ziel, 10% mehr Umsatz zu machen, verfehlen.

Das Erforschen Ihrer gewünschten Zukunft bietet zudem noch weitere Vorteile:

  • Nächste Schritte werden sichtbar: Wenn Sie ein konkretes Bild Ihrer gewünschten Zukunft haben, fällt es wesentlich leichter Schritte in die gewünschte Richtung zu setzen. Wenn Sie zum Beispiel wissen, dass Sie in Ihrer gewünschten Zukunft anders mit Ihren Kund*innen kommunizieren, können Sie bereits jetzt damit beginnen.
  • Sie finden, was Sie einfach anders tun können: Sie erhalten ganz konkrete Hinweise, was Sie in Zukunft anders tun könnten. Diese Informationen können Sie nutzen, indem Sie zum Beispiel ganz gezielt damit experimentieren. Starten Sie mit einer kleinen Sache, die Sie anders tun und erkunden Sie die Wirkung. Wenn es funktioniert, dann machen Sie mehr davon. Es funktioniert nicht? Dann probieren Sie etwas anderes.
  • Sie verstärken nützliche Veränderungen leichter: Wenn Sie wissen, wie die Situation in Zukunft aussehen soll, schärfen Sie Ihren Blick. Sie werden erhoffte Veränderungen viel einfacher erkennen, wenn diese eintreffen. Dies ermöglicht es Ihnen, dass Sie mehr tun können, von dem was in die richtige Richtung geht. So können Sie die nützliche Veränderungen verstärken. Und vielleicht merken Sie sogar, dass manches – und häufig sehr vieles – von dem was Sie tun, bereits gut funktioniert und in die richtige Richtung geht. Auch dies motiviert, weiter in diese Richtung zu gehen.


Ihre gewünschte Zukunft im Fokus: 10 Fragen für Ihren Jahresausblick

Eine möglichst konkrete und detaillierte Beschreibung Ihrer gewünschten Zukunft kann Ihnen als Ausrichtung im kommenden Jahr dienen. Wenn Sie zudem erhoffte Veränderungen immer wieder entdecken und verstärken, werden diese vielleicht auch für Sie zu etwas, dem Sie freudig und mit Leichtigkeit auf der Spur bleiben möchten. Lassen Sie sich überraschen, was es dabei alles zu entdecken gibt.

Nehmen Sie sich alleine oder mit Ihrem Team 60 Minuten Zeit für folgenden Jahresausblick und formulieren Sie pro Frage mindestens 5-10 Antworten:

  1. Welche Wirkung erhoffen Sie sich aus Ihrem Tun im 2021?
  2. Wenn diese Wirkung eintrifft: Welche Unterschiede könnte dies machen, z.B. für Sie, für Ihre Mitarbeitenden, für Ihre Führungskräfte, für Ihre Kunden, etc.?
  3. Wie werden Sie sich dann anders verhalten?
  4. Wie werden Sie anders interagieren?
  5. Was werden andere dann anders tun?

    Wenn Sie Ende Jahr – also Ende 2021 – zurückblicken:
  6. Worauf werden Sie dann besonders stolz sein?
  7. Wer hat was dazu beigetragen, dass dies möglich wurde?
  8. Was haben Sie dazu beigetragen, dass dies möglich wurde?
  9. Was ist Ihnen in diesem Jahr besonders gut gelungen? Und was noch?
  10. Womit könnten Sie bereits jetzt beginnen?

3 Bonus-Fragen, um nützlichen Veränderungen auf der Spur zu bleiben
1. Was geht alles bereits in die gewünschte Richtung?
2. Wer trägt was dazu bei?
3. Wie unterstützen Sie diese erhofften Veränderungen?


Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

Elfie Czerny und Dominik Godat führen das Zentrum für Lösungsfokussierte Gesprächsführung und leiten den Fachkurs Lösungsfokussierte Führung  an der Hochschule Luzern. Aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen fungieren sie als online Beratende für die Weiterbildungen des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie.

Weiterbildungen zum Thema

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