Wer kennt es nicht: Man geht wegen einer Erkrankung zum Hausarzt (A), der einen an eine Spezialistin (B) verweist. Nach der Untersuchung schickt B einen Bericht an A zurück – oft per Post, um das Arztgeheimnis zu wahren. Genau hier liegt das Problem: Gesundheitsdaten sicher abzurufen, zu verwalten, zu integrieren und gemeinsam zu nutzen, ist eine der grössten Herausforderungen, um unser Gesundheitssystem zu verbessern. Könnte Blockchain hier helfen?
Unsere Gesundheitsdaten stammen aus den unterschiedlichsten Quellen, was es für Patientinnen und Patienten schwer macht, den Überblick zu behalten. Hinzu kommen Daten von Wearables und Gesundheits-Apps, die wir täglich nutzen und deren Verarbeitung wir grossen Unternehmen überlassen, dem Gesundheitssystem jedoch nicht zur Verfügung stehen. Insbesondere die Daten unserer Wearables und Gesundheits-Apps liegen auf zentralen Servern und sind oft nicht miteinander kompatibel.
Die Blockchain-Technologie, bekannt für ihre Rolle in der Finanzwelt, gehört zu den Technologien mit einem enormen Potenzial, den Gesundheitsbereich zu revolutionieren. Sie steht für Transparenz, Sicherheit und Effizienz – und ist für viele schwer zu verstehen. Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die Transaktionen in Blöcken speichert und durch kryptografische Verfahren gesichert ist. Oder anders ausgedrückt: Blockchain ist wie ein digitales Notizbuch, das von vielen Leuten gleichzeitig geführt wird. Jede Seite (Block) ist sicher verschlossen (verschlüsselt) und kann nicht verändert werden. Die einzelnen Seiten ergeben dabei allein keinen Sinn. Nur der Besitzer des Schlüssels zum gesamten Notizbuch, hat Zugriff auf alle Seiten. Somit gelangen Patientinnen und Patienten mit der Blockchain-Technologie wieder in den Besitz ihrer Daten. Sie verwalten ihre Gesundheitsdaten weltweit, verfolgen ihren medizinischen Hintergrund, gewähren Zugang zu den Daten und teilen diese sicher mit Leistungserbringern des Gesundheitswesens. Ein direkter Datenzugang und eine robustere Infrastruktur für den Datenaustausch könnten das Gesundheitssystem verbessern und bei Krankheitsausbrüchen wie COVID-19 oder bei der Zulassung von Medikamenten die Prozesse beschleunigen.
Die ordnungsgemässe Verwaltung und der sichere Abruf dieser Daten durch die Leistungserbringer ermöglichen es, ein ganzheitliches Bild der Patientinnen und Patienten zu erstellen, die Qualität der Behandlung und der Pflege zu verbessern und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Leistungserbringern insgesamt zu fördern. Dies würde unnötige Behandlungen reduzieren und Einsparpotenziale fördern. Ein attraktiver Weg, um Gesundheitskosten zu senken, Krankheiten schneller zu entdecken und Krankenkassenprämien zu reduzieren – Nicht!?
Es gibt viele gute Ansätze und Beispiele – nicht nur im Ausland. In der Schweiz befassen sich das elektronische Patientendossier und der Verein Gesundheitsdatenraum Schweiz mit der Möglichkeit einer elektronischen Patientenakte. Das Potenzial der Blockchain-Technologie wird dabei allerdings nicht genützt. Ein EU-Projekt namens PharmaLedger – Blockchain Enabled Healthcare stellt ein digitales Vertrauens-Ökosystem für das Gesundheitswesen dar. Die dazugehörige Innovative Health Initiative ist die grösste öffentlich-private Partnerschaft, die darauf abzielt, die pharmazeutische Innovation in Europa voranzutreiben und die Entwicklung besserer und sicherer Arzneimittel zu beschleunigen.
Diese Anwendungsfelder zeigen, wie Blockchain die Art und Weise, wie wir Gesundheitsinformationen speichern, verwalten und nutzen, grundlegend verändert. Ein effizienteres und sichereres Gesundheitssystem entsteht, von dem wir Patientinnen und Patienten am meisten profitieren! Also packen wir es an, wie der Kanton Zug mit seiner Blockchain-Initiative!
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