8. Juli 2025

Aus- und Weiterbildung,

Kommunikation,

Regionale Versorgung

Strategisch kommuniziert – und beinahe gewonnen: Resümee zur Luzerner Spitalabstimmung

Strategisch kommuniziert – und beinahe gewonnen: Resümee zur Luzerner Spitalabstimmung
Von Nico van der Heiden

Die Spitalgesetz-Abstimmung vom 18. Mai 2025 zeigt, wie politische Kommunikation auch mit knappen Mitteln Wirkung entfalten kann. Ein kleineres Komitee prägte den Diskurs gegen breite politische Allianzen. Ein Lehrstück in strategischer Gesundheitskommunikation.

Die Luzerner Stimmberechtigten haben die Revision des kantonalen Spitalgesetzes knapp angenommen. 52 % Ja-Stimmen – trotz der geschlossenen Unterstützung des «Systems»: Regierung und Parlament waren sehr klar für die Revision. Auffallend war die Wirkung der Gegnerschaft, die sich aus der GLP, einzelnen Exponent*innen der Mitte und der spät aufgesprungenen FDP zusammensetzte. Sie verfügten über wenig Geld, kaum institutionelle Rückendeckung – und dennoch übernahmen sie zeitweise die kommunikative Deutungshoheit.

Drei Lektionen aus dem Abstimmungskampf

1. Klare Botschaften statt grosser Apparate

Während die Befürworter*innen auf regionale Versorgungssicherheit setzten, punktete das Gegenkomitee mit wenigen, aber starken Botschaften: Das Gesetz sei „zu teuer“, „zu starr“ und gefährde langfristig „unsere Spitäler vor Ort“. Die Gegner*innen sprachen die Menschen direkt an.

2. Regionalpolitik schlägt Gesundheitspolitik

Die Argumente der Gegner*innen waren vor allem im urbanen Umfeld anschlussfähig: Der Raum Luzern lehnte das Gesetz überraschenderweise im Verhältnis 57:43 ab. Hier zeigte man sich offensichtlich kritisch gegenüber einer stark dezentralen Gesundheitsversorgung (von der man auch kaum selbst profitiert). In ländlichen Regionen obsiegte aber die Angst vor dem Verlust des eigenen Spitals – oder seines umfassenden Leistungsauftrags. Hier gelang es dem Komitee offenbar zu wenig, die kritischen Argumente ins Feld zu führen. Als eher ländlich geprägter Kanton war daher das Resultat wenig überraschend: Regionalpolitik zu Gunsten ländlicher Gebiete obsiegt gegenüber einer längerfristig sinnvollen Gesundheitspolitik.

3. Was wäre mit etwas mehr Kampagnenkraft geschehen? Die Gegner*innen verfügten in meiner Wahrnehmung nur über wenig Mittel für Plakate, Inserate oder digitale Reichweite. Was wäre passiert, wenn ihnen eine durchdachte Kampagne mit professionellen Mitteln zur Verfügung gestanden hätte? So blieb es bei einem Achtungserfolg, der aber auch zeigt, dass die breite Unterstützung für eine (zu) kleinräumige Spitalversorgung womöglich bröckelt.

Die Luzerner Abstimmung zeigt exemplarisch, wie bedeutend strategische Kommunikation im Gesundheitsbereich geworden ist. Wer gesundheitspolitische Prozesse mitgestaltet, muss sich auf unterschiedliche Zielgruppen, emotionale Reaktionen und politische Spannungsfelder einstellen – evidenzbasiert, strategisch und mit Fingerspitzengefühl. Der CAS Health Communication an der Hochschule Luzern befähigt Fach- und Führungspersonen, solche komplexen Prozesse kommunikativ zu begleiten.

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