Und wieder den Ton getroffen
Energetisierend, andächtig, berauschend, aufwühlend – vom 20. bis 24. Februar 2023 war die Stimmung an der HSLU, Departement Musik, eine ganz besondere. Wie jedes Jahr, lädt die Akademie für zeitgenössische Musik Studierende zum gemeinsamen Dialog mit hochkarätigen Dozierenden und Komponist*innen. Mit dabei ist Studentin Isabelle Meraner. Sie erzählt, wie sie die Tage erlebt hat.
Bereits seit 2010 findet die Akademie für zeitgenössische Musik statt. Gestartet mit 35 Teilnehmenden, sind es heute rund 150 Studierende und Dozierende aus aller Welt, die Tage sind gefüllt mit Einzelunterricht, Masterclasses, Workshops und Konzerten. Studentin Isabelle Meraner – Bachelor of Arts in Musik, Querflöte Klassik – nimmt an der diesjährigen Akademie teil. «Besonders der Einzelunterricht mit Eric Lamb war bereichernd», erzählt sie. Der amerikanische Flötist arbeitet mit der 22-Jährigen am Thema Ausdauer, bringt ihr Pausen und Übergänge wieder näher. «Mich selbst zentrieren – was so einfach klingt, habe ich mir lange nicht erlaubt.» Eric Lamb ist es auch, der mit der Flötenklasse Thirteen Changes von Pauline Oliveros spielt: «Eric hat den Text vorgelesen und wir haben passend zu jeder Zeile eine kleine Improvisation kreiert. Dabei entstand eine einmalige Dynamik.»
Lernen und geniessen
Im Workshop Technology in new music kommt Isabelle mit den technischen Basics der Verstärkung und der professionellen Aufnahmetechnik in Berührung. «Am Ende haben wir selbst ein Video produziert, bei dem wir mit professioneller Kamera, selbst eingerichteter Lichtkulisse, Mikrofonierung und Projektionen experimentiert haben.» Besonders berührend findet sie auch den Unterricht von Garth Knox, den sie als Zuschauerin besucht. «Sein Talent, sich in die Zuhörenden zu versetzen, beeindruckt mich. Auch seinen eigenen Performances, immer voller Gefühl und trotzdem spielerisch leicht, habe ich unheimlich gerne gelauscht.»
Im Einklang
Verantwortlich für die Auswahl der Gastdozierenden ist Erik Borgir, Projektleiter der Akademie und Leiter des Studios für zeitgenössische Musik. «Die international anerkannten Musikerpersönlichkeiten aus Europa sowie aus den USA haben vor allem eins gemeinsam: Sie alle sind in der Lage, Begeisterung und Leidenschaft für die Musik unserer Zeit weiterzuvermitteln.» Die Tage der Februarwoche sind gut gefüllt, das Programm ist straff. Auch abends finden Veranstaltungen statt. Isabelle geniesst den Austausch, der bei einem Bier am Ende des Tages entsteht: «Ein diverses und lebendiges Umfeld, in dem viel diskutiert und neue Kontakte geknüpft wurden.» Die Gespräche drehen sich dabei aber nicht nur um die Musik, es entstehen immer wieder Diskurse zu aktuellen Themen. So sorgt ein Video zu einem Stück des Komponisten Raven Chacon, das Feuerwaffen zeigt, für hitzige Gemüter – eine Diskussion über Weisse Privilegien über Moral und Anstand entbrennt. Erik Borgir: «Wir sind uns letztlich näher gekommen, indem wir allen Stimmen und Meinungen Gehör verschafft haben. Das ist für mich beispielhaft für einen gesunden zivilen Diskurs».
Zukunft, die gut klingt
Isabelle schaut gerne auf die spannenden Tage zurück. Gleichzeitig blickt sie vorwärts, Richtung Sommer, auf die Zeit nach dem Bachelor: «Ich möchte mich auf zeitgenössische Musik spezialisieren. Der Studiengang Master of Interpretation in Contemporary Music interessiert mich deshalb sehr.» Besonders schätzt sie die motivierende Stimmung, die dort herrscht: «Die Gemeinschaft in der Abteilung für zeitgenössische Musik hat einen starken Zusammenhalt, daraus sind schon viele besondere Projekte entstanden.» Isabelle schätzt weiter den Bezug zur Praxis und die moderne Infrastruktur der HSLU: «die Räume des Neubaus, ausgestattet mit Blackbox mit 14-Kanal-Surround-System und Klangtürmen, bieten viel Platz zur Entfaltung.» Bis zum nächsten Schritt ist es für Isabelle also nicht mehr weit. Ob sie vielleicht sogar selbst einmal als Gastdozentin an der Akademie teilnehmen wird? Wer weiss, wir sind jedenfalls gespannt.
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