Bachelorprojekt-Konzerte: künstlerische Resultate der nächsten Musiker*innen-Generation
In den Bachelorprojekt-Konzerten, präsentieren die Studierenden ihre Abschlussprojekte. Von der Organisation über die Programmgestaltung bis hin zur Aufführung erarbeiten die Studierenden diese weitgehend selbstständig. Wir stellen zwei Projekte vor:
Schlagzeug-Sound-Sucher
Er forscht nach Klängen, immer darauf bedacht seinen riesigen Baukasten an Cymbals, Klangschalen und Rasseln zu erweitern: Silvan Schmid spielt Konzerte und gibt nebenbei auch anderen Musiker*innen die Chance, das zu tun.
So steht er einerseits als Schlagzeuger mit Jazz- und Impro-Projekten auf der Bühne, moderiert bei Radio 3FACH den Samschtig-Jatz und kümmert sich dort sowie in der Jazzkantine um die Technik resp. arbeitet als Tontechniker. Andererseits organisiert der gebürtige Luzerner als Mitglied der Kulturbrauerei auch Konzerte, aktuell in der Fischermanns Orchestra-Werft auf dem NF49 am Seetalplatz. So ist Schmid, der mittlerweile im dritten Bachelorjahr Jazz mit Schwerpunkt Improvisation studiert, aus der Luzerner Kulturszene kaum mehr wegzudenken. Ab kommenden Sommer legt er ein Zwischenjahr ein und pausiert den Studienalltag. Das hat nebst dem Zivildiensteinsatz auch noch einen weiteren Grund: Das Studium empfindet der Drummer zwar als eine riesige künstlerische Bereicherung, trotzdem hatte er in diesen drei Jahren keinerlei Zeit und Headspace, das Gelernte zu verdauen. Zu dicht sei das Curriculum, in welchem er sich mehr individuellen Spielraum wünscht. Nach seiner Pause geht es für Schmid dann entweder mit dem Master Performance Jazz oder in Richtung Contemporary Art Practice weiter, wo er die richtige Balance zwischen seinen unterschiedlichen Wirkungsfeldern finden will. Davor jedoch stellt Silvan Schmid an den diesjährigen Bachelorprojekt-Konzerten sein neuestes Projekt vor: Das Ziel der sechsköpfigen Band Sub Soup ist, mit ihrem groovelastigen, experimentellen Sound Konzerträume zum Vibrieren zu bringen. Die Songs sind alle in mehreren Jamsessions entstanden, wobei die Kompositionsweise von der Improvisation geleitet wurde und ebenfalls ihren Raum behalten wird. Zwei Schlagzeugsets, zwei Gitarren, Bass, Stimme und Synthesizer versprechen repetitive Spannungsfelder und dichte Klanglandschaften – so vielfältig wie das Schaffen von Silvan Schmid.
Sub Soup, Silvan Schmid (dr)
MI 04.03.2020, 20:30 Uhr, Jazzkantine Luzern
Menottis Musikdosen-Ferrari
«Ich bin schon ein bisschen traurig – eigentlich wäre ich gerne an der Zuger Fasnacht gewesen bei meiner Guuggenmusig (Karneval-Blasmusikgruppe, Anm. der Redaktion), aber ich konnte wegen dem «Menotti im Ferrari», meinem Bachelor-Projekt, nicht dort sein,», erklärt Melia Inglin. Für dieses liess die Sopranistin dieses Jahr also sogar die von ihr geliebte «fünfte Jahreszeit» sausen – ein Schuft, wer hier eine Analogie nach Basel zieht. Trotzdem ist die Fasnacht irgendwie dabei: Die Erfahrung als Präsidentin einer Zuger «Guugge» hilft Inglin bei der Organisation ihres Bachelor-Projekts. «Ich bin es mir darum gewohnt, Verantwortung zu übernehmen und den Überblick zu behalten», kommentiert sie diesen Umstand.
Ich bin es mir darum gewohnt, Verantwortung zu übernehmen.
Zusammen mit Balduin Schneeberger inszeniert die Zugerin zwei Kurzopern. In Gian Carlo Menottis «Telephone» scheitert ein verliebter Mann wieder und wieder daran, seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen, weil diese ständig telefoniert – und findet schliesslich in der Banalität eine Lösung. Dieser Geschichte steht das Geheimnis der Susanne – «Il segreto di Susanna» – gegenüber. Da die namensgebende Figur immer nach Zigarettenrauch riecht, ist ihr Ehemann besessen von der Idee, dass sie ihn betrügt. In Tat und Wahrheit steckt jedoch eine ganz andere Begründung hinter dem Geruch. Inglins Ensemble verbindet diese beiden Werke zu einer durchgehenden Geschichte. Das Geschehen findet hierbei in einer überdimensionierten Musikdose statt und die Schauspieler*innen stellen Puppen dar, welche sich auf Schienen bewegen. «Puppen zu spielen ist schwierig – wir sind nicht echt und trotzdem wollen wir Gefühle rüberbringen», erklärt Inglin diese Herausforderung hinter dem Projekt und fährt fort: «Noch dazu spielen wir das ganze Stück auf Rollschuhen – ein enormer Aufwand, der mir für spätere Projekte aber sicher viel bringen wird.» Dabei hat Melia Inglin Wichtiges gelernt: «Setzt unbedingt mit Leuten, die ihr gern habt, ein Herzensprojekt um», rät sie. Das erinnert die Sängerin denn auch an ihre Maturaarbeit, in deren Rahmen sie ein Improtheater organisiert hat: «Ich musste nach der Premiere weinen, weil alles so gut war. Ich hoffe, es wird dieses Mal auch so.»
Melia Inglin: Menotti im Ferrari
FR 24.04.2020, 19:30 Uhr & SO 26.04.2020, 17:00 Uhr, Zwischenbühne Horw
FR 08.05./SA 09.05.2020, 19:30 Uhr, Aula Schulhaus Sternmatt, Baar
FR 15.05./SA 16.05.2020, 19:30 Uhr, Kirchgemeindehaus Johannes, Bern
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