Das Festival Szenenwechsel macht Grenzen durchlässig

Eine Produktion der Compagnie Affenherz

Physische Grenzen und innere Grenzen zu überwinden ermöglicht neue Begegnungen, bringt Impulse, schärft das Miteinander: Das Festival Szenenwechsel der Hochschule Luzern – Musik bietet zum Thema «grenzenlos» ein dichtes Programm an Konzerten, szenischen Inszenierungen, Gesprächen und Performances. Das Grenzenlose meint nicht nur eine Zusammenarbeit der verschiedenen Stile, die neu unter einem Dach gelebt werden. Die Grenzen werden auch interdisziplinär geöffnet, etwa in einem Projekt, in dem Studierende mit Flüchtlingen gemeinsam Musik machen.

Text von Pirmin Bossart

Seitdem die Hochschule Luzern – Musik im Neubau auf dem Kampus Südpol ihr neues Domizil hat, werden neue Formen des Zusammenarbeitens möglich. Zum einen können bereichsübergreifende Projekte und neue Formate viel kreativer und konsequenter erarbeitet werden. Zum andern erlaubt auch die Architektur des Neubaus, die verschiedensten Räumlichkeiten für szenische Aufführungen oder neue Performance-Möglichkeiten zu nutzen. Letztere Option wird dieses Jahr durch die Pandemie-Entwicklung leider (wieder) eingeschränkt: So kann die Bespielung des Treppenhauses und seinen verschiedenen Etagen und Hörmöglichkeiten nur eingeschränkt genutzt werden. Aber die Zusammenarbeit über Genres und Bereiche hinweg wird ausgiebig gelebt.

Brücken schlagen und vernetzen

Das reichhaltige Festivalprogramm mit Konzerten, Panels, Einführungen, Gesprächen und Performances zum Thema «grenzenlos» bildet musikalisch-stilistisch die ganze Palette dessen ab, was an der Hochschule gelehrt und praktiziert wird. «Mit dem Thema Grenzenlos können wir zeigen, wie wir intern die Institute für musikalische Projekte vernetzen und auch Brücken zwischen Forschung und Ausbildung schlagen», sagt Valentin Gloor, Direktor Hochschule Luzern – Musik.

Letztes Jahr ist Szenenwechsel am neuen Hochschule-Standort im Südpol erstmals auf drei Tage konzentriert worden. Mit über einem Dutzend Programmpunkten kann auch dieses Jahr viel entdeckt werden. «Die Konzentration auf drei Tage ermöglicht uns, verschiedene Sichtweisen und Formate unter einem Dach zusammenzubringen, so dass auch das Publikum ungezwungen etwas auswählen, am Festival verweilen und sich auf verschiedene Konzerte und Veranstaltungen einlassen kann.»

Das Musikfestival Szenenwechsel 2021 fand digital statt. Brahms Trio 2: Maria Anikina (Piano), Mara Lobo (Cello), Mikalai Semiankon (Geige) Luzern, den 27.01Bild. HSLU / Priska Ketterer

Das Musikfestival Szenenwechsel 2021 fand digital statt. Brahms Trio: Maria Anikina (Piano), Mara Lobo (Cello), Mikalai Semiankon (Geige). Bild: HSLU / Priska Ketterer

Von Stockhausen bis zum Drogentrip

Die Junge Philharmonie Zentralschweiz und das Luzerner Sinfonieorchester eröffnen das Festival mit Werken von Karol Szymanowski und Fazil Say. Das Studio für zeitgenössische Musik präsentiert neben einem Werk von Karlheinz Stockhausen die musikalische Umsetzung eines Drogentrips (Fausto Romitelli) sowie Olivier Messiaens «Quator pour la fin de temps». Im Bereich Kammermusik lässt das Quartetto EOS hören, wie nahe an orchestralen Sphären Franz Schuberts Streichquartett d-Moll ist. «9 Island Pieces» ist eine musikalische Reflexion zu 200 Jahre Löwendenkmal Luzern, zu welcher Kompositionsstudierende unter der Leitung von Dieter Ammann kurze Werke erarbeitet haben. Der Musiker, Komponist und Dirigent Simone Bottasso lässt mit Studierenden aus dem Bereich Volksmusik sowie den Profilen Jazz und Klassik verschiedene Musikstile einfliessen, kreiert neue Sounds, arbeitet mit Arrangements und Improvisation.

Zusammenarbeit mit Flüchtlingen

Auch die Forschungsabteilung ist wie bereits letztes Jahr intensiv am Szenenwechsel beteiligt, etwa im Projekt «Sound beyond borders». Es wurde lanciert von Magda Mayas (Improvisation) und Helena Simonett (Music Education) und bringt Studierende der Hochschule mit Flüchtlingen aus Afghanistan, Eritrea und Syrien zusammen. Die Begegnungen und Diskussionen untereinander und mit den Studierenden sind Teil einer eingespielten Sound-Collage, die mit Live-Improvisationen erweitert wird.

Ergänzt wird die Aufführung mit einer Podiumsdiskussion zum Thema «Neudenken musikalischer Teilhabe und Teilnahme». Hintergrund ist das Nationalfondsprojekt «Music as Empowerment», das von Helena Simonett geleitet wird. Die Professorin im Bereich Forschung freut sich über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit am Kampus Südpol. «Das ist der Vorteil des neuen Gebäudes: Wir können über Grenzen hinweg kreativ tätig sein.»

Wir können mit unseren Aufführungen auch etwas an das Kulturleben der Region zurückgeben.

Valentin Gloor, Direktor der Hochschule Luzern – Musik

Plattform für Zentralschweiz

Für Valentin Gloor ist Szenenwechsel ein zentrales Schaufenster, um die Arbeit der Hochschule Luzern – Musik für die Öffentlichkeit zu vermitteln. Mit rund 300 kleineren und grösseren Konzerten und Aufführungen während des Jahres ist die Hochschule Luzern – Musik die grösste Kulturveranstalterin der Zentralschweiz. «Wir werden von allen Zentralschweizer Kantonen getragen und können mit unseren Aufführungen auch etwas an das Kulturleben der Region zurückgeben.» Nicht zuletzt werden die Studierenden mit Szenenwechsel auf ihre Rechnung kommen. Musiker, Musikerin zu sein heisse, auf der Bühne aufzutreten und von einem Publikum Reaktionen zu bekommen, sagt Gloor. «Diese Erfahrung zu ermöglichen, ist extrem wertvoll und hilft den Studierenden, sich auf ihre Laufbahn als Musikerin und Musiker vorzubereiten.»

grenzenlos
Szenenwechsel – das Musikfestival der Hochschule Luzern
Vom 27. bis 30. Januar 2022
Gesamtes Programm unter www.hslu.ch/szenenwechsel

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