Weg vom Konzertsaal, weg vom Konventionellen. Studentin Leila Scharwath geht ungewohnte Wege.

«Ich möchte mit meinen Projekten zum Nachdenken anregen», sagt Leila Scharwath über ihre Bestimmung.

«Mehr Konzerte an öffentlichen Orten, weg vom Konzertsaal, weg vom Konventionellen, weg vom Oberflächlichen. Ich möchte mit meinen Projekten zum Nachdenken anregen», sagt Leila Scharwath bestimmt. Klare, deutliche Worte, die einen interessanten Kontrast bilden zu den Anfängen der noch jungen Karriere der Lausannerin. Während ihre Grossmutter sich für sie eine klassische Gesangskarriere wünschte, wollte Scharwath

«Mehr Konzerte an öffentlichen Orten, weg vom Konzertsaal, weg vom Konventionellen, weg vom Oberflächlichen. Ich möchte mit meinen Projekten zum Nachdenken anregen», sagt Leila Scharwath bestimmt. Klare, deutliche Worte, die einen interessanten Kontrast bilden zu den Anfängen der noch jungen Karriere der Lausannerin. Während ihre Grossmutter sich für sie eine klassische Gesangskarriere wünschte, wollte Scharwath lieber Popsängerin werden und ins Mikro trällern. Doch im Kinderchor der Opéra de Lausanne, mit dem sie erstmals auf der grossen Bühne stand, änderte sich ihre Haltung. Scharwath entdeckte die Liebe zur klassischen Musik und zum Theater, folgte dieser jedoch zuerst einmal auf theoretischer Basis.

Wien – Zürich – Luzern

Nach der Matura zog es die Lausannerin nach Wien, wo sie ein Studium der Musik- sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften begann, dieses aber zwei Jahre später unterbrach. In verschiedenen Bühnenprojekten entdeckte sie nämlich erneut ihre Begeisterung für den klassischen Gesang und entschied sich, diesen nun doch studieren zu wollen. Da es in Wien mit der Aufnahmeprüfung nicht klappen wollte, folgte nach dem Vorstudium in Zürich die Ausbildung an der Hochschule Luzern. Parallel dazu studiert sie jedoch weiter in Österreich; Scharwath plant, das Studium zu einem späteren Zeitpunkt zu beenden: «Es fehlen nur noch zwei Semester…Oder so.»

Kultur im Keller

Während der Zeit in Zürich engagierte sich die Sängerin am Festival «Unilive» der Universität Lausanne. In Luzern angekommen, wollte sie die Arbeit im Organisationsbereich weiterführen und wurde beim Kulturkeller Winkel des Luzerner Theaters in die Jungintendanz aufgenommen. Seither wirkt sie dort im Bereich Marketing und Programmgestaltung – zumindest auf dem Papier. In der Realität geht ihr Engagement nämlich weit darüber hinaus: Bei der hauseigenen Reihe «Raum am Donnerstag» im März 2019 beispielsweise leitete Scharwath gleich drei von sechs Abende und konzipierte unter anderem das Theater «Weltraumschrott» mit. Ihrer Meinung nach gäbe es viel zu wenig Musikvermittlung für Jugendliche und junge Erwachsene. «Mit spartenübergreifenden Projekten kann man auch Leute abholen, die den Bezug zur Kunst sonst nicht haben – dafür setze ich mich ein», meint die 24-jährige Regisseurin dazu.

Viel zu wenig hört man: ‹Du gehst dir ein klassisches Konzert anhören? Da komme ich mit.› Das will ich ändern!

Leila Scharwath

Musikalischer Klimastreik

So arbeitet sie derzeit für ein jüngeres Zielpublikum an Veranstaltungskonzepten, die den Zugang zur klassischen Musik erleichtern sollen. «Viel zu wenig hört man: ‹Du gehst dir ein klassisches Konzert anhören? Da komme ich mit!› – das will ich ändern!», meint Scharwath und probiert, auf verschiedenen Ebenen zu denken, wobei es an Ideen nicht mangelt: Anfang dieses Jahres entstand zum Beispiel ein Konzept für einen Themenabend zum Klimawandel mit Liedern und Arien – sozusagen ein musikalischer Klimastreik. «Man kann noch lange schöne Lieder über die Natur singen; wenn wir in 100 Jahren keine mehr haben, bringt das auch nichts mehr», so Scharwath. Vor allem die Oper sei heute fast nur noch Unterhaltungstheater. Die Lausannerin wünscht sich mehr Reflexion und weniger Naivität: «Natürlich müssen Aufführungen nicht immer eine Aussage haben. Trotzdem finde ich jene mit Statement spannender.»

«Ich möchte mit meinen Projekten zum Nachdenken anregen», sagt Leila Schwarwath über ihre Bestimmung.

Von Crossover bis Musiktherapie

Dass Scharwath als Sängerin, Schauspielerin und Regisseurin auftritt, verschafft ihr Perspektiven, die wenige kennen. In Zukunft muss sie denn auch nicht zwangsläufig auf der grossen Bühne stehen. Lieber will sie herausfinden, wie sie mit ihrer Arbeit als Künstlerin etwas bewirken kann. Ihr Schaffen soll einen Nutzen für die Gesellschaft haben. «Einfach möglichst virtuos zu singen ist ein legitimes Ziel – aber für mich reicht das nicht», meint die Lausannerin dazu. Aktuell studiert sie punkto Zukunft an Crossover-Projekten herum, möchte vielleicht eine Weiterbildung zur Musiktherapeutin machen. Hierbei ist es ihr wichtig, dass Talente genutzt werden, um etwas an andere weiterzugeben. Und falls Leila Scharwath doch auf der grossen Bühne enden sollte und den Leuten so eine Freude machen kann, hat sie zumindest ein Ziel schon mal erreicht.

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Lara Liechti

Lara Liechti studiert an der Hochschule Luzern – Musik klassischen Gesang. Die Mezzosopranistin ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des 2018 gegründeten Vereins «Schmelzpunkt». Der Verein hat zum Ziel, Schweizer Kulturschaffende zu vernetzen und die Produktion von jungen Kulturprojekten zu fördern. Neben dem Masterstudium in Pädagogik tritt Lara als Solistin auf, organisiert spartenübergreifende Projekte und ist Musikjournalistin.

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