Start & Schluss: Der neue Standort kann kommen.
Im September 2020 bezieht die Hochschule Luzern – Musik den Neubau beim Südpol. Erstmals werden alle Institute ihren Platz unter einem Dach finden. Studierende und Dozierende teilen ihre Vorfreude, Hoffnungen und Zweifel in Bezug auf das neue Gebäude.
Bisher waren die Musikstudentinnen und -studenten der Hochschule Luzern – Musik auf mehrere Standorte verteilt. Im neuen Campus finden alle Institute nun aber endlich ein gemeinsames Zuhause. Nadja Räss sieht dieser Entwicklung positiv entgegen und wünscht, dass die «Grooves» der einzelnen Institute einen gemeinsamen «Puls» finden, ohne den eigenen aufgeben zu müssen. Der Klassik studierende Sänger Ruben Banzer erwartet zudem einen grösseren Austausch zwischen allen Studierenden, vor allem in den neuen Begegnungsorten wie der Mensa und der Bibliothek: «Die grösste Veränderung ist schliesslich, dass wir nun alle zusammen auf einem Platz sind. Alles wird näher!» Institutsübergreifende Konzertbesuche werden durch die geografische Zusammenführung viel eher passieren. So erwartet Jazz-Sängerin Esrin Sossai, auch Klassik-Studierende im neuen Jazzclub «Knox» anzutreffen, gleichzeitig aber nicht durch die immense Anzahl an Studierenden anonym zu werden – man müsse sich vertraut bleiben können. Geplanten Arbeitsplätze und Zonen der Erholung werden diesen Gedanken wohl mittragen und den Studienalltag dadurch massgebend prägen.
Die grösste Veränderung ist schliesslich, dass wir nun alle zusammen auf einem Platz sind. Alles wird näher!
Ruben Banzer
Mehr Platz für Musik
Die Vorfreude auf eine verbesserte Infrastruktur mit modernstem Standard ist gross. Klara Germanier, Jazz-Gitarristin, erhofft sich beispielsweise die Möglichkeit, in den Räumen aufnehmen und dadurch noch konkreter an Projekten arbeiten zu können. Ein Anliegen aller Studierenden und Dozierenden ist neben ideal ausgestatteten Räumen die Flexibilität: Die Möglichkeit, Noten und Unterrichtsmaterial zu deponieren, ist ein Muss. Jedes Zimmer sollte optimal für das jeweilige Instrument eingerichtet werden können, so dass es für Studierende aller Institute möglich ist, darin zu üben. Jene erhoffen sich ausserdem mehr Privatsphäre und eine bessere Isolation. In den hellhörigen Altbauten fühlte man sich oft ausgestellt und gerade die Jazzschule an der Grabenstrasse ist klimatechnisch im letzten Jahrhundert stecken geblieben. Weiter werden ein leichteres Organisieren und Realisieren von spartenübergreifenden Projekten erwartet – Studierende sowie Dozierende freuen sich auf einen kreativen Austausch zwischen allen Departementen. Dozentin Elena Szirmai wünscht sich ausserdem durch den Umzug neu gewonnenes Selbstvertrauen sowie Offenheit und dass sich Studierende und Dozierende auf Augenhöhe gegenübertreten können. Gerade unter letzteren erhofft sich Korrepetitorin Nadia Carboni zudem mehr Begegnungen: «Wenn man am Campus Berufskolleginnen und -kollegen trifft, entsteht etwas, auch wenn es nur zwischen Stühlen und Bänken ist. Es ist persönlicher, als wenn du E-Mails schreibst. So weiss man, wer dahinter steckt.»
Altbekannte Zweifel
Trotz vielversprechendem Grundriss bedrückt die Betroffenen aber die Frage nach ausreichenden Übe- und Unterrichtsräumen. Zurzeit kämpfen alle Institute mit Engpässen. Ein modernes Reservationssystem ist dementsprechend ein grosses Bedürfnis der Studierenden. Auf Seiten der Dozierenden besteht zudem das Anliegen, die Stundenpläne effizienter gestalten zu können. Studienkoordinator Peter Baur hofft beispielsweise, dass keine Studierenden mehr vor verschlossenen Türen stehen und ihn verzweifelt zu erreichen versuchen. Der Studienalltag soll auf allen Ebenen erleichtert werden – Studierende sowie Dozierende wollen sich schliesslich auf das Wesentliche konzentrieren können: das Musizieren.
Neue Chancen
Unter den Klassiker*innen schmerzt das Herz vor allem in Anbetracht des Verlustes von Dreilinden. Studierende besichtigten bislang stolz sogar mit Auswärtigen das alte Konservatorium – der Charme des Villenparks ist unvergleichbar. Die bisherigen Standorte des Instituts Klassik und Kirchenmusik waren für viele die Versinnbildlichung klassischer Musik, die einzigartigen Zimmer als inspirierend und «heimelig» empfunden wurden. Den Studierenden am Jazzinstitut wird hingegen der Verlust der zentralen Lage am meisten weh tun. Man freut sich aber darauf, keine Nachbarn mehr zu belästigen (und vice versa) sowie eine Mensa im Haus zu haben. Die Abgeschiedenheit bietet mehr Chancen, als man denkt: «Ich werde wahrscheinlich den ganzen Tag da sein. Vielleicht übt man effizienter, wenn man an einen Ort gebunden ist», meint die klassische Sängerin Samantha Herzog. Die Oboistin Anja Ebenhoch ist sich ausserdem sicher, dass das Zusammentreffen von den verschiedenen Luzerner Musikmittelpunkten wie dem Südpol und der Musikschule ebenfalls ein Plus wären. Sie wünsche sich auch in diesem Bezug anregende Gespräche und Kooperationen. Die Hoffnung, einen Culture Hub – also einen kulturellen Knotenpunkt – aufzubauen, ist zudem gross.
Bleibende Erinnerungen – frischer Start
Bald sind Dreilinden, Obergrund und Co. Geschichte. Trotz einem gesunden Mass an Nostalgie steht dem Neubau eine freudige und neugierige Grundstimmung gegenüber. Die tollen Erinnerungen an das jährliche Sommerfest im Dreilindenpark werden bleiben – die Studierenden erzählen immer gerne vom gemeinsamen Feiern, Tanzen und den spontanen Jamsessions bis in die frühen Morgenstunden. Man wird den Stolz von Dreilinden und die familiäre Wärme der Jazzkantine sicherlich an den neuen Standort mitbringen, denn bald werden in einem neuen Gebäude frische Geschichten geschrieben. Von den Altbauten verabschiedet sich das Departement Musik in diesem Sinne dankbar und mit vielen unvergesslichen Momenten und freut sich, die weisse Leinwand bald zu beziehen und einzufärben.
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