7. Juni 2022

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Rückblick auf die Konferenz Innovationen im Banking

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Dr. Simon Amrein und Florian Estermann

Auch dieses Jahr durften wir an der IFZ-Konferenz «Innovationen im Banking» wieder zahlreiche Neuerungen im Schweizer Bankenmarkt diskutieren. Themen waren unter Innovationen im Bereich von Mobile Banking Apps, neue Entwicklungen im Bereich «Digitalisierung im Anlegen», das Thema «Open Banking in der Schweiz» und «innovative Produktentwicklungen». Zudem wurde die digitalste Retailbank im Privatkundengeschäft gekürt.

Begrüssung und Vorstellung der Studie «Die digitalsten Retailbanken der Schweiz»
Prof. Dr. Andreas Dietrich, Hochschule Luzern-Wirtschaft

  • Begrüssung
  • Die Ergebnisse hinsichtlich der digitalsten Schweizer Bank im Privatkundengeschäft wurden vorgestellt. Ausführungen zu diesen Ergebnissen können hier abgerufen werden.

UBS Gold Beta – Gold Handel über Mobile Banking
Sebastian Meyer, Virtual Assets Specialist, UBS Schweiz

  • Das von der UBS im November 2021 für alle UBS Digital Banking Kunden lancierte Angebot UBS Gold Beta (siehe meinen Blog dazu) ermöglicht derzeit den einfachen (digitalen) Kauf und Verkauf von Gold über das Smartphone (ab einer Menge von 0.1 Gramm). Derzeit wird damit experimentiert, dass die Kundschaft mit wenigen Klicks Gold auch physisch nach Hause liefern lassen kann.
  • Der Wert des Goldes ist derzeit noch nicht im Bereich der «Totalen Vermögenswerte» ersichtlich. Eine Gesamtübersicht über alle Vermögenswerte entspricht aber sicherlich einem Kundenbedürfnis (v.a. im Wealth Management) und hat in der Weiterentwicklung der App eine hohe Priorität.
  • Aus Sicht von Sebastian Meyer kann die technische Grundlage der Anwendung auch für andere Assets verwendet werden. UBS ist auch offen für weitere Partner.

«Mini Bank» der St. Galler Kantonalbank
Nils Reimelt, Leiter Digital Banking, St. Galler Kantonalbank

  • Mit «Mini Bank» entwickelte die St. Galler Kantonalbank zusammen mit der Graubündner Kantonalbank sowie zwei externen Partnern eine Banking App für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren. Ziel ist es dabei die Kinder früh als Kunden zu gewinnen und durch ein attraktives Angebot an die Bank zu binden.
  • Laut Nils Reimelt wird das Angebot (ziemlich kurz nach der Lancierung) derzeit von ca. 300 Kindern verwendet.
  • Die Anforderungen an die User Experience (UX) bei einer App für Kinder unterscheidet sich offenbar ziemlich deutlich von derjenigen von Apps für Erwachsene. Eine erste Version der App (die für ein «geschultes» Banking-App-Auge durchaus gut und aufgeräumt ausgesehen hat) fiel bei den Kindern durch. Daraufhin führte die SGKB nochmals ein komplettes Re-Design durch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialisten auch aus der Gaming Industrie.
  • Auch andere Banken können die App einsetzen.
Abbildung 1: Einige Impressionen der Konferenz

FlowBank – Investieren leicht gemacht
Wenzel Müller, Senior Sales Manager, FlowBank SA

  • Das Angebot der FlowBank besteht aus drei Bereichen: Das Grundangebot FlowBank (App) richtet sich an Privatinvestoren, FlowBank Pro (App und Desktop) ist für professionelle Trader aufgesetzt und MetaTrader4 fokussiert sich auf den Handel mit CFD (App und Desktop).
  • Flowbank hat seit 2020 eine Banklizenz. Der Aufbau bis zum Erhalt der Banklizenz dauerte zwei Jahre. Mittlerweile hat die Bank über 100 Mitarbeitende.
  • Den Kundinnen und Kunden stehen etwa 50’000 Produkte offen.
  • Daneben bietet die FlowBank auch diverse Marktanalysen, tägliche Updates zu den Märkten und Webinare an

Zahlen, Aufrunden, Anlegen – alles im Alltag
Jan-Philip Schade, CEO, Kaspar&

  • Seit dem Start der Plattform im Februar 2022 bietet Kaspar& seiner Kundschaft die Möglichkeit, durch Rundungssparen erste Erfahrungen im Bereich Anlegen zu gewinnen. So soll durch die Kombination aus Sparen und Anlegen für die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung, die sich nicht mit dem Thema befasst, eine Einstiegsmöglichkeit geboten werden (siehe auch meinen Blog zum Modell).
  • Basierend auf den bisherigen Erfahrungen wechseln viele Kundinnen und Kunden von kaspar& nach einer Kennenlernzeit von sechs bis acht Wochen vom Rundungssparen auf ein zusätzliches Depot und investieren weitere Mittel durch eine Überweisung.
  • Derzeit sind rund 60% der Kundschaft Männer und 40% Frauen. Kundinnen und Kunden kommen aus allen Teilen der Schweiz – mit einem gewissen «Ballungsgebiet» in der Ostschweiz und im Raum Zürich.
  • Kaspar& befindet sich momentan in Gesprächen mit b.Link für eine mögliche Anbindung an die Open Banking Plattform. Durch eine Anbindung könnte das Startup sein Modell auch für etablierte Banken öffnen (B2B2C-Modell).

Matching-Plattform für Finanzberater:innen
Ati Tosun und Andreas Schöni, Gründer, FinFinder.ch

  • Laut den Gründern von FinFinder.ch kann der «ideale» Kunde seine Bedürfnisse klar formulieren. Gerade im finanziellen Kontext wissen aber viele nicht, was sie genau wollen. Hier kommt FinFinder.ch ins Spiel. Auf einfache Art soll die Plattform helfen, die eigenen Bedürfnisse im Finanzbereich zu definieren und anschliessend passende Beratende zu finden (siehe meinen Blog zum Geschäftsmodell).
  • Bis anhin wurden noch keine spezifischen Muster erkannt in Bezug auf «welche Kundentypen» wählen «welche Beratenden». FinFinder konnte also noch keine Aussage dazu machen, ob beispielsweise Frauen eher Frauen als Beraterinnen bevorzugen oder ob jüngere Personen eher ältere Beratende vorziehen.
  • Momentan sind 15 Banken und Versicherungen mit ihren Beratenden sowie zahlreiche unabhängige Beratende auf der Plattform. Beratende entrichten der Plattform eine Gebühr zwischen CHF 49 und CHF 89. Für die privaten Kunden ist die Plattform kostenlos.
  • Derzeit fokussiert FinFinder auf die Finanzplanung / Pensionierungsberatung. Zukünftig könnte die Plattform aber auch Anlageberatung, Finanzierungsberatung oder Vorsorgeberatung vermitteln.

Open Banking – eine Bestandesaufnahme
Dr. Urs Blattmann, Dozent und Projektleiter, IFZ Institut für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern

  • Die IFZ Open Banking Studie 2022 analysiert zum einen die strategische Ebene bei Banken, zum andern werden die Aktivitäten und Auswirkungen auf die Informatik untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie werden in diesem Blog-Beitrag Die IFZ Studie Open Banking Studie kann hier kostenlos bezogen werden.

SFTI – ein starker Partner um Open Finance in der Schweiz zu betreiben
Stephanie Wickihalder, Präsidentin Swiss Fintech Innovations (SFTI)

  • Die Swiss FinTech Innovation (SFTI) ist eine unabhängige Vereinigung von Schweizer Finanzinstituten, die sich für die Zusammenarbeit und digitale Innovationen in der Finanzdienstleistungsbranche einsetzt. Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit liegt dabei im Bereich «Open Finance».
  • Dabei befassen sich verschiedene Arbeitsgruppen mit dem Thema und erarbeiten auch konkrete Use Cases. Unter anderem arbeitet der Verband an der Standardisierung von Schnittstellen (APIs) als zentralen Enabler der Möglichkeiten von Open Finance.
  • Wichtig ist aus Sicht vom SFTI, dass die Schweiz mit ihrem marktgetriebenen Ansatz gegenüber den mehr regulatorisch getriebenen Open Finance Märkten nicht ins Hintertreffen gerät und sich auch in diese Richtung bewegt.

Digitaler Kassenbeleg als Ökosystem in der Schweiz
Mikko Riege, Head der DACH Region, ReceiptHero

  • Mit ReceiptHero gelangen Kassenbelege direkt und digital auf das Smartphone. Die Lösung kann als eigenständige App verwendet werden oder in bestehende Apps integriert werden.
  • Derzeit ist die Situation in Bezug auf Kassenbelege eher unbefriedigend gelöst, da diese viel Papier benötigen, aber von den Kundinnen und Kunden meist weggeworfen oder an der Kasse vergessen werden. Dazu haben die Belege kein ansprechendes Layout (z.B. keine Farben), eine oftmals schlechte Druckqualität und die auf den Quittungen teilweise vorhandenen Angebote werden nicht gezielt an die «richtigen» Personen verteilt, sondern breit gestreut und auch nur wenig wahrgenommen.
  • Sofern der Endkunde und die Endkundin das Angebot durch Einwilligung aktiviert (gemäss DSGVO), können via ReceiptHero auf dem Handy weitere massgeschneiderte Angebote gemacht werden. Aus Sicht der Händler könnte dies ein gezielter, digitaler und kosteneffizienter Marketingkanal werden.
  • Seit kurzem ist ReceiptHero auch in der Schweiz. Über 30 Schweizer Händler mit über 400 Standorten planen derzeit mit ReceiptHero zusammen zu arbeiten. Des Weiteren arbeitet ReceiptHero auch mit Worldline zusammen. Zudem wird in der Schweiz dieses Jahr ein erster Pilot mit BitsaboutMe und Viseca gestartet.

Der einfache, regulierte Zugang zu Digital Assets: Wie Banken auf die Erwartungen der Kunden antworten können
Eric Bade, Leiter des Teams Business Project Management, Sygnum

  • Mit der Lizenzierung vor rund drei Jahren war Sygnum die erste Krypto Bank mit Banklizenz in der Schweiz. Sie sieht sich als Gateway zu allen Anlagen im digitalen Bereich. Zurzeit verfügt sie über rund CHF 2 Milliarden Assets under Custody und über mehr als 200 Mitarbeitende. Die Firma wird mit rund CHF 800 USD bewertet.
  • Schon der Aufbau einer herkömmlichen Bank ist anspruchsvoll. Wenn dies für eine Krypto Bank gemacht wird, dann ist dies noch anspruchsvoller, da zwei Welten zusammengebracht werden müssen. Dabei ergeben sich insbesondere Herausforderungen hinsichtlich der Vermeidung von Geldwäscherei oder die Fähigkeit mit unregulierten Anbietern zu konkurrenzieren. Bei der Kryptowährungsbörse Kraken kann bspw. ein Account ohne Identifikation innerhalb von ca. zwei Minuten eröffnet werden. Vor dem Hintergrund dieser dadurch entstehenden Kundenerwartungen hat Sygnum stark investiert, eine regulatorisch einwandfreie Lösung zu kreieren, die aber trotzdem effizient ist.
  • Sygnum hat dabei verschiedene Module kreiert (z.B. C-AML oder Onboarding), welche sie auch etablierten Banken als B2B Lösung anbietet.

PS: Am Mittwoch, 24. August 2022, findet am IFZ die Sourcing Konferenz statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

PPS: Am Donnerstag, 24. November 2022 findet die Retail Banking Konferenz statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wir danken dem Sponsor der Konferenz:

Wir danken dem Partner der Konferenz:

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