26. April 2021
Ein Blogbeitrag von Eugenie Nicoud, Co-Founder und COO von Sedimentum, erstmals erschienen auf dem Her Tech Club Blog
In männerdominierten Branchen wie Tech und Finanzen oder allgemein im MINT Bereich, sind «Gender-Gaps» und Vorurteile sehr stark spürbar. Frauen sind unterpräsentiert und haben es in diesen Branchen schwerer sich durchzusetzen. Das Hauptproblem liegt in den geschlechtsspezifischen Erwartungen und Vorurteile, die in unserer Gesellschaft immer noch existieren. So werden Frauen auf «typische Frauenpositionen» reduziert, wie beispielsweise Designjobs, HR, Assistenz, Marketing, etc. Leider mangelt es nicht nur an Frauen in der Wissenschaft, Finanz- oder in der Tech-Branche, sondern es mangelt auch an Startup-Gründerinnen.
Startups sind ein wichtiger Treiber für die Wirtschaftskraft eines Landes. Sie bringen kreative Ideen, sie lösen gesellschaftliche Probleme, schaffen Arbeitsplätze und generieren Wachstum – gerade in so unsicheren und schwierigen Zeiten, wie wir sie heute erleben. Doch es gibt ein Problem: Weibliche Gründer sind in der Startup-Szene immer noch unglaublich unterrepräsentiert.
Die Startup-Szene hat grossen Nachholbedarf
Nach den neuesten Zahlen des Female Founders Monitor liegt der Female-Founder Anteil in Deutschland immer noch nur bei knapp 16 %1. In der Schweiz bewegt sich der Anteil bei ca. 20 %2 . Warum ist dieser Anteil so extrem tief? Warum Gründen nicht mehr Frauen? Die Antwort dazu lässt sich wie folgt formulieren: Zum einen fehlen Frauen den Zugang zum Investorennetzwerk, zum anderen herrschen geschlechterspezifische Vorurteile, die den Zugang zum Risikokapital zusätzlich erschweren. Ein Startup zu gründen ist für beide Geschlechter eine herausfordernde Aufgabe. Doch Männer können viel mehr vom persönlichen beruflichen Netzwerk profitieren als Frauen. Es gibt zwar inzwischen immer mehr Businessnetzwerke für Frauen, aber aufgrund der teilweise fehlenden Geschlechterbalance in gewissen Branchen ist der Zugang zu «relevanten Personen» schwieriger.
Erschwerter Zugang zu Risikokapital und «Gender-Bias»
Gerade in geschäftsrelevanten Bereichen für Startup-Gründerinnen, wie im Investment Sektor, ist der Frauenanteil sehr gering. Dies widerspiegelt sich dementsprechend in der Venture Capital Welt. Es ist bekannt, dass Risikokapital der Treibstoff ist, der es Startups überhaupt ermöglicht, in den frühesten Phasen zu skalieren, zu internationalisieren und vielleicht sogar später einen Börsengang zu verwirklichen. Doch solange die VC-Funds auch unter der Geschlechterungleichheit leiden, wird sich diese Problematik nach wie vor auf den (tiefen) Female-Founder Anteil auswirken. Somit wäre ein erster wichtiger Schritt, mehr weibliche Fundsmanager in die VC-Welt zu bringen und in diversifizierte Teams mit ihren Venture Funds zu investieren. Laut einer Studie von Harvard Business Review3, haben VC-Unternehmen, die die Anzahl der weiblichen Partner um 10% erhöht haben, eine 1,5 %ige Steigerung der Rendite pro Jahr und 9,7 % mehr profitable Exits.
Der «Gender Gap» in den Startups von heute ist der «Gender Gap» von grossen Unternehmen von morgen.
Die Kapitalgeber, Presse, Verbände und alle anderen relevanten Akteure müssen Anreize für diverse Teams setzen, nur so kann das Startup-Ökosystem langfristig profitieren. Es braucht noch mehr starke Businessnetzwerke für Frauen, Vorbilder und Mentoren. Zudem ist es zentral, dass Unternehmen erkennen, wie wichtig Diversität ist und was für eine Auswirkung dies auf die eigene Profitabilität hat. Institutionelle Investoren aber auch Business Angels können hier einen Schritt in die richtige Richtung machen und ihre Investitionskriterien in Hinblick auf diversifizierte Teams ausweiten. Es ist bekannt, dass diversifizierte Teams bessere Ergebnisse erzielen und sich dies wiederum auf den finanziellen Erfolg auswirkt4. Darum mein Appell: “Make the startup world an equal place.” Dies ist eine Investition in die eigene Zukunft, in die Zukunft unserer Nachkommen und in unsere Wirtschaft.
Quellen:
1 https://femalefoundersmonitor.de/
2 https://www.swissinfo.ch/ger/startups_gruenderinnen-haben-es-schwer/46429036
3 https://hbr.org/2018/07/the-other-diversity-dividend
4 https://www.bcg.com/publications/2018/how-diverse-leadership-teams-boost-innovation
Smart-up X female founders luncheon
Die female founders luncheons sind monatliche Inspirationsevents für Gründerinnen und Frauen, welche sich mit dem Thema Selbständigkeit beschäftigen. Hinter dem Anlass stehen die Verantwortlichen von Smart-up – das Gründerprogramm der Hochschule Luzern – sowie Funding Female Founders – das Projekt, welches die Finanzierungssituation von Start-up-Gründerinnen unterstützt und die Entwicklung von Finanzierungspartnerschaften zwischen frauengeführten Start-ups und Investoren in der Schweiz fördert. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Isabelle Siegrist von «Sandborn» initiiert.
Der nächste Anlass findet am 29. April von 12.30-13.30 Uhr online statt und dreht sich um das Thema «Branding & Positionierung».
Jennifer Bänziger, die Gründerin von hurrah design studio, zeigt Dir, wie Du Deine Marke erfolgreich aufbauen kannst und, wie Du Dein Unternehmen richtig positionierst. Natürlich gibt auch sie Dir einen Einblick in ihre Gründungsgeschichte.
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