6. April 2023
Zwei Freunde, eine Idee, immens viel Arbeit und Hingabe: Der Entwicklungsprozess des Mehrwegbecher IRISgo hat einige Hürden überwunden und die Gründer haben viel ausprobiert, um ihr Produkt schlussendlich auf den Markt zu bringen. In einer vierteiligen Blogserie geben wir anhand des Beispiels IRISgo einen Einblick in die Entstehung eines Start-ups ‒ von der Idee bis zur Markteinführung. Im ersten Teil der Blogserie widmen wir uns der Ideenfindung und der Start-Up Gründung.
Inspiration ist überall
Manuel Borer und Fabian Christmann kennen sich bereits seit der Sekundarschule. Nachdem sich ihre Wege während der Berufslehre trennten, trafen Sie sich in der Berufsmaturitätsschule wieder. Als Ausgleich zum Schulalltag gingen sie regelmässig zusammen spazieren und trainieren. Bereits dort sprachen sie darüber, dass sie eines Tages zusammen ein Unternehmen gründen wollten.
Ein Vorfall mit K.O.-Tropfen im Freundeskreis brachte die Beiden dann zum Entschluss: Ein sicher verschliessbarer Getränkebecher muss her! «Wir wollten einen Verschluss, der im Becher integriert ist, eine grosse Trinköffnung hat, nachhaltig und leicht verschliessbar ist.» Zuerst noch ahnungslos, wie dies realisiert werden sollte, gab James Bond schlussendlich den finalen Input; das Intro mit der sich schliessenden Iris inspirierte die jungen Gründer zum Verschlusssystem, welches IRISgo seinen Namen und auch sein einzigartiges Design verleiht.
Die persönlichen Hintergründe helfen weiter
Fabian, welcher gelernter Polymechaniker ist, entschied sich für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen | Innovation an der Hochschule Luzern. Das Studium vereint Technik mit Wirtschaft, wobei auch ein grosser Teil der Module DesignThinking und Nachhaltigkeit beinhalten.
Manuel, welcher eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner abgeschlossen hatte, entschied sich an der Hochschule Rapperswil (heute OST) ein Landschaftsarchitekturstudium zu absolvieren. Die Kreativität und ebenfalls das Bewusstsein für nachhaltige Produkte welche Manuel mit diesem Hintergrund mitbrachte, waren für die Entwicklung von IRISgo sehr hilfreich.
Zuerst fokussieren, dann erweitern
Irgendwo mussten Manuel und Fabian nun mit ihrem Getränkebecher beginnen. Sie entschieden sich dazu, sich erst einmal auf den «Coffee-to-go Becher» zu fokussieren. Die Variante «Einwegbecher» ist durch ihre Funktion als Einweggegenstand nicht nachhaltig und kann nicht recycelt werden. Bestehende Mehrwegbecher haben einen anderen Nachteil: den Deckel mit der sehr kleinen Trinköffnung. So ist die Verbrennungsgefahr höher und die Aromen werden nicht vollständig aufgenommen. Somit war klar: Der IRISgo-Becher muss einen hohen Trinkgenuss vorweisen, mehrwegfähig und einfach zu reinigen sein und im Design überzeugen.
Smart-up als Katalysator
Nun war die Idee also definiert. Doch die Mittel und Möglichkeiten der jungen Studenten waren bescheiden. Sie mieteten sich zuerst in einem Kellerraum ein, wo sie aber rasch an ihre Grenzen kamen. Fabian hatte durch sein Studium an der HSLU die Möglichkeit, das Projekt IRISgo aktiv in sein Studium einzubinden und bei Smart-up teilzunehmen. So konnten sie nicht nur von Coachings und einem breiten Netzwerk profitieren, sondern durften auch die Infrastruktur der HSLU nutzen und kriegten ein eigenes Büro zur Verfügung gestellt. „Dies war zu Beginn von enorm grosser Bedeutung für uns. Wir konnten durch die zur Verfügung gestellte Infrastruktur an unseren Prototypen entwickeln und Langzeittests durchführen.»
Rückschläge, Fortschritte und das liebe Geld
Freud und Leid liegen bei Start-ups manchmal sehr nahe beisammen. Am selben Tag, als ihr erster Prototyp mit einem Lamellenverschluss von einem Ingenieurbüro als nicht brauchbar beurteilt wurde, besuchten sie am Abend das Modul Business Concepts an der Hochschule Luzern und wurden dort von ihrem Coach Silvan Küng ermutigt, nicht aufzugeben und ihren Traum weiterzuverfolgen. So machten sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Material, welches folgende Voraussetzungen erfüllen musste: Elastizität, Belastbarkeit und Undurchlässigkeit.
Durch ein Kondom war dann auch klar, dass Silikon eine gute Wahl wäre – wie gesagt; Inspiration ist überall. Die Ideen wurden immer ausgereifter und auch der finanzielle Bedarf immer grösser. So wurde das Projekt IRISgo bei First Ventures angemeldet, einem Start-up Förderprogramm der Gebert Rüf Stiftung. Manuel und Fabian waren erfolgreich und durften die CHF 150’000.- Startkapital entgegennehmen. Mit diesem Grundkapital wurde in die Weiterentwicklung investiert. Im «Design Atelier» der HSLU haben sie viel getüfelt und sich Wissen angeeignet zu 3D-Druckern, Lasern sowie Materialien, insbesondere Silikon. Zwei Jahre nach der ersten Idee wurde Mitte 2020 die IRISgo GmbH ins Handelsregister eingetragen. Die Fortschritte wurden grösser, das Budget kleiner. So bewarben sich IRISgo auch bei Venturekick, Zünder Accelerator und bei der Swiss Innovation Challenge. IRISgo überzeugte und konnten in allen Competitions das Finale erreichen, sowie bei Venture Kick erneut eine Finanzierung mitnehmen. Diese Finanzierung sorgte für die Entstehung des ersten «Minimum Viable Product»
To be continued…
Wie IRISgo weltweit bekannt wurde, bevor der erste Becher überhaupt verkauft war und wie man eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne aufgleist, erfahrt ihr im nächsten Blogbericht.
Förderprogramm für unternehmerische Fachhochschul-Studierende
Mit «First Ventures» fördert die Gebert Rüf Stiftung Bachelor- und Masterstudierende von Fachhochschulen, die in ihrer Abschlussarbeit eine innovative Geschäftsidee entwickeln. Die Unterstützung bietet einen finanziellen Projektbeitrag von bis zu CHF 150’000 sowie ein individuell abgestimmtes Coachingprogramm. Für den Schwerpunkt stehen jährlich CHF 2 Mio. zur Verfügung.
Nächster Eingabetermin: 01. Mai 2023
Das Modul steht allen Studierenden und Doktorierenden aller Departementen der Hochschule Luzern offen. Im Modul lernen sie unternehmerisches Denken und Handeln. Im Modul Business Concept können Gründungswillige praktisches wie auch theoretisches Wissen über Unternehmertum erlernen. Durch diverse Methodiken, Referate, Unterlagen und Coachings kann die eigene Idee zu einem tauglichen Geschäftsmodell ausgearbeitet werden. Die Teilnehmer erhalten die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse und Fortschritte wöchentlich mit Experten zu besprechen.
Anmeldeschluss: August 2023
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