20. April 2023
Zwei Freunde, eine Idee, immens viel Arbeit und Hingabe: Der Entwicklungsprozess des Mehrwegbecher IRISgo hat einige Hürden überwunden und die Gründer haben viel ausprobiert, um ihr Produkt schlussendlich auf den Markt zu bringen. Nachdem im ersten Teil die Ideenfindung und die Gründung thematisiert wurden, widmet sich der zweite Teil der Blogserie den Finanzierungsmöglichkeiten für Start-Ups und was IRISgo dabei alles ausprobiert hat.
Vom Startkapital für die Entwicklung zur initialen Produktionsfinanzierung
Nachdem IRISgo bereits erfolgreich bei First Ventures (Gebert Rüf Stiftung) und Venture Kick Finanzierungen erhalten hatten, sollte die Entwicklung und im Anschluss die Produktion weiter vorangetrieben werden. Die Gründer entschlossen sich für eine Crowdfunding Kampagne auf Kickstarter, die grösste „reward-based“ Crowdfunding Plattform der Welt. Beim reward-based Crowdfunding werden, anders als bei vielen anderen Finanzierungsmöglichkeiten, keine Firmenanteile abgegeben. Vielmehr wird die Finanzierung durch einen Produktvorverkauf gewährleistet. Kickstarter erhielt dabei den Zuschlag, da Kickstarter die grösste Plattform bietet, um sein Produkt international zu präsentieren. Mit der Kickstarterkampagne, die im Sommer 2020 startete, konnten Manuel Borer und Fabian Christmann auch herausfinden, ob Interesse und Bereitschaft für den Kauf des innovativen Mehrwegbechers im Premiumpreissegment vorhanden ist.
Die Kickstarterkampagne von IRISgo gehört zu den 1% der weltweit erfolgreichsten Kickstarterkampagnen und das sind ihre wichtigsten Punkte und Learnings:
Diese Punkte sind auch der Grund, weshalb IRISgo bereits weltberühmt wurde, bevor der erste Becher überhaupt produziert worden war. Die Kampagne wurde von Menschen aus 57 Ländern unterstützt, welche als Dankeschön für die Unterstützung die ersten glücklichen IRISgo Cup Besitzer wurden.
Mit dem Erfolg bei verschiedenen Startup Competitions, über welche im letzten Blog geschrieben wurde, sowie dem Erfolg der Kickstarterkampagne konnten erste Erfolge erzielt werden. Mit dieser soliden Basis konnte die Entwicklung finalisiert und die Produktion vorangetrieben werden. Kurz vor dem Markteintritt war eine weitere Finanzierungsrunde notwendig. Sie entschlossen sich für eine Seed Financing Round zusammen mit Business Angels. Dabei haben sie mittels Convertible Loan Agreement das für den Markteintritt benötigte Geld beschafft. (Ein Startup schlägt sich schon früh mit vielen Wirtschaftsbegriffen herum… Was diese Begriffe alle bedeuten, ist im Glossar am Ende des Blogs aufgeführt.) Die Business Angels sind dabei grösstenteils selbst auf IRISgo zugekommen. Durch das breit aufgebaute Marketing, vor allem im Bereich Social Media und die Vernetzung der Gründer, wurden die Investoren auf das Jungunternehmen aufmerksam.
Vor- und Nachteile der Finanzierungsarten
Gerade in der Startphase sind Gelder aus Wettbewerben von grossem Nutzen. In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten für Start-ups. Viele Stiftungen und Organisationen setzen sich für junge Start-ups und innovative Ideen ein und vergeben die Gelder bei den zugehörigen Wettbewerben an Start-ups, welche mit ihrer Idee überzeugen. Bei der Teilnahme an solchen Veranstaltungen wird das Geschäftsmodell und insbesondere die Gründer/Unternehmer von Expert*innen kritisch beurteilt, der Austausch mit anderen Start-ups gefördert und ein Netzwerk gebildet. Wichtig ist, im Vorfeld einer jeden (gut und sorgfältig ausgewählten) Teilnahme, zu überprüfen, ob das eigene Start-up auch wirklich für den betreffenden Wettbewerb geeignet ist. Diese haben jeweils Anforderungen, wie zum Beispiel Regionalität, Themenspezifität oder Phase des Start-ups. Nur mit einer guten Wahl der Finanzierungsoption kann optimal vom Know-How der Experten profitiert werden. Zudem eröffnet sich damit die Möglichkeit einer Anschlussfinanzierung. Am Wettbewerb selbst wird oft gepitcht. Das heisst; Alle Teilnehmenden haben ein vorgegebenes Zeitfenster, um die Jury von ihrem Start-Up zu überzeugen. Die Planung dieses Pitchs ist deshalb von essenzieller Bedeutung. Er soll gezielt darstellen, was das Produkt kann und wieso es erfolgreich sein wird. Dabei kommen Geschichten um das Produkt besser an als nur ein Herunterlesen von Fakten. Und auch hier gilt: Konsistenz ist wichtig. Selbst wenn es einmal nicht funktionieren sollte; Feedback einholen, verbessern, weitermachen.
Mehr zum Thema Pitchen erfährst du in der smart-up-map.
Pandemie, Homeoffice und Lieferketten
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Kickstarter Kampagne gestaltete sich die Umsetzung dieser als sehr schwierig. Die ganze Welt befand sich in der Covid Krise. Wie es den beiden gelang, trotz Lockdowns und Homeoffice Pflicht eine funktionierende Lieferkette aufzubauen und die Produktion voranzutreiben, lest ihr im nächsten Beitrag.
Finanzierungs Glossar
Seed Financing Rounds
Seed-Kapital wird so genannt, weil es sich um Geld handelt, welches ein Unternehmen in seiner Anfangsphase aufnimmt. Dabei muss es sich nicht um einen grossen Geldbetrag handeln. Da es aus persönlichen Quellen stammt, handelt es sich oft um einen relativ bescheidenen Betrag, mit dem in der Regel nur das Nötigste abgedeckt werden kann, wie zum Beispiel Grundlegende Forschung und Entwicklung oder benötigtes Inventar.
Business Angels
Business Angels sind meist vermögende Privatpersonen, die eigenes Geld, Zeit oder beruflich erworbene Kompetenzen u.a. in der Hoffnung auf einen finanziellen Gewinn in junge Unternehmen (Start-ups) investieren und damit an den Risiken und Chancen der Unternehmensentwicklung teilhaben. Oftmals sind es selbst erfolgreiche Unternehmer*innen, welche Innovationen weiter fördern möchten.
Convertible Loan Agreement (Wandeldarlehnsvertrag)
Bei einem Convertible Loan Agreement (zu Deutsch: Wandeldarlehensvertrag) handelt es sich oftmals um den ersten Vertrag zwischen Start-Up und Investor*in. Das Kapital wird hierbei in Form eines Wandeldarlehens bereitgestellt und kann im weiteren Verlauf in Unternehmensanteile umgewandelt werden. Wandeldarlehen sind eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital. Beispiel: Ein Unternehmen erhält von einer Person leihweise verzinstes Geld (Fremdkapital). Statt den Betrag nach einer vorab definierten Zeit zurückzuzahlen, wandelt sich der Anspruch in einen Unternehmensanteil um (Eigenkapital).
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