Soziokultur

Soziokulturelle Unterstützung für die Freiwilligenarbeit im Lötschental VS

Soziokulturelle Unterstützung für die Freiwilligenarbeit im Lötschental VS
Führung des Kulturvereins Lötschental durch die Ausstellung «Kunst und Kultur im Stadel»

Welchen Beitrag kann Soziokulturelle Animation in Berggebieten leisten? Dies war eine der Ausgangsfragen, die mich bei der Themenwahl für die Bachelorarbeit beschäftigt haben. Das Lötschental, ein Walliser Seitental, erschien mir ein geeigneter Forschungsort zu sein um dieser Frage nachzugehen.

In Bergdörfern ist es seit jeher wichtig, dass man sich gegenseitig hilft. Früher hing davon das Überleben ab. Der Bevölkerung drohte immer die Gefahr, durch Naturereignisse, wie eine Lawine oder ein Unwetter, seine Existenz zu verlieren. Für die Bevölkerung ist es bis heute eine Selbstverständlichkeit, für das Wohl der Gemeinschaft anzupacken. Eine wertvolle Einstellung, denn das Tal hat einige Herausforderungen zu meistern. Die unrentable Landwirtschaft, der harte Konkurrenzkampf im Tourismus, der Abbau bei der Infrastruktur (verschwindende Poststellen, geschlossene Schulen), die Abwanderung junger Menschen aber auch der gesellschaftliche Wandel verändern das Tal nachhaltig.

Das ehrenamtliche Engagement und die Freiwilligenarbeit setzt diesen Entwicklungen einiges entgegen. In zahlreichen Vereinen und Ehrenämtern sorgen Freiwillige dafür, dass Einwohnerinnen und Einwohner, die ausserhalb des Tals arbeiten, weiterhin den Kontakt zueinander pflegen. Wo die Beizen und Kirchenmessen ihre Funktion als Treffpunkte einbüssen, werden Vereinsanlässe umso wichtiger. Freiwillig Engagierte erhalten die Bräuche und Traditionen des Tals bei. Mit der Hilfe von Freiwilligen führt Lötschental Tourismus einen Nordic Walking Event durch. Freiwillige Helferinnen und Helfer leisten über die Stiftung UNESCO Welterbe Schweizer Alpen Landschaftspflegeeinsätze. Senioren decken Stadeldächer mit Lärchenschindeln, um das Dorfbild zu verschönern und junge Mütter errichten erste Spielgruppen im Lötschental.

Die Befragungen im Rahmen meiner Bachelorarbeit haben gezeigt, wie wichtig die Teilnahme der Menschen am gemeinschaftlichen Zusammenleben ist und welchen Beitrag die Freiwilligenarbeit leistet. Es wurde deutlich, dass der gesellschaftliche Wandel den Weg bis in die hintersten Bergdörfer gefunden hat. Auch wenn sich hier im Vergleich zu anderen Regionen der Schweiz noch viele Menschen freiwillig betätigen, lassen sich erste Veränderungen beobachten. Viele Menschen steigen im jungen Erwachsenenalter aus den Vereinen aus. Ehrenamtliche Ämter können nur mit Schwierigkeiten wieder besetzt werden. Die Anforderungen in Beruf und Studium sind gestiegen und verlangen eine hohe Flexibilität und Leistungsfähigkeit von den Menschen. In ihrer Freizeit sind sie immer weniger dazu bereit, sich langfristig ehrenamtlich zu engagieren. Diese Entwicklungen bergen Gefahren für die Gemeinschaften. Diese sind auf die Bereitschaft ihrer Mitglieder, sich für kollektive Belange einzusetzen, angewiesen. Jene Personen, welche sich stark freiwillig engagieren, leiden unter den Belastungen ihres multiplen Engagements. Die daraus entstehende Frustration nimmt weiter zu, wenn sie von Vertreterinnen und Vertretern der Tourismusorganisationen oder der Gemeinde zu wenig Wertschätzung erfahren. Freiwilligenarbeit ist in peripheren ländlichen Gebieten zu wichtig um vernachlässigt zu werden.

Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren verfügen über das Wissen und die Instrumente, um die Menschen zur Teilnahme am gemeinschaftlichen Zusammenleben zu befähigen. Sie könnten Vorstandsmitglieder entlasten, dabei helfen neue Ressourcen zu erschliessen und neue Beteiligungsformen zu schaffen, welche den Bedürfnissen der Menschen im Tal entsprechen. Mit meiner Bachelorarbeit möchte ich Fachleute der Soziokultur animieren, die Bevölkerungen der Bergregionen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu unterstützen.

Weitere Informationen:
Bachelorarbeit «Zwischen Stillstand und Wandel» von Dominik Taisch


von: Dominik Taisch

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