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Globale Gesundheit lokal retten – ein bahnbrechendes Projekt aus Luzern

Globale Gesundheit lokal retten – ein bahnbrechendes Projekt aus Luzern

Unserem Planeten wurde viel zugemutet in den vergangenen Jahrhunderten. Zu viel. Globale Krisen sind die Konsequenz, verfahrene Situationen, unlösbar für Einzelne. Eine neue Herangehensweise kommt von «People Planet Health», einem Projekt der Hochschule Luzern, der Universität Nottingham und IUHPE. Das Projekt bietet lokalen Initiativen die Möglichkeit, ihre Stimme zu erheben und in die WHO-Strategie zur Förderung der globalen Gesundheit einzubringen.

Unsere Erde leidet. Das können wir nach Jahrhundertdürren, Überschwemmungen, dem Schmelzen der Pole nicht mehr abstreiten. Doch was kann ein Mensch alleine schon tun? Eine Frage, die wir uns wohl alle gelegentlich stellen.

Also engagiert man sich vielleicht im Quartier, im Dorf, in der Region. Baut ein Repair-Café auf, taucht nach Güsel im Vierwaldstättersee oder pflanzt Bäume. Tausende von lokalen Gruppen weltweit lancieren Initiativen, wichtige Engagements, deren Wirkung und Wahrnehmung jedoch oft beschränkt bleibt. Um sie sichtbar zu machen und ihnen eine Stimme zu geben, gibt es nun «People Planet Health».

Über das Projekt können sich lokale Initiativen einerseits vernetzen – und andererseits Einfluss auf die globale Politik der WHO nehmen. Das Projekt bringt bestehende Initiativen und Projekte, die bereits auf der ganzen Welt auf regionaler Ebene existieren, zusammen und verschafft ihnen mehr Gehör.

Es vernetzt sie mit NGO’s, Forschungs- und Bildungsinstitutionen und wird beraten durch einen Beirat von internationalen Expertinnen und Experten. Initiiert und geleitet wird es von der Hochschule Luzern und der Universität of Nottigham – mit Kooperation der International Union for Health Promotion and Education und der National University of Ireland.

Gesundheit global oder pränatal

Auf die Idee für «People Planet Health» kam Claudia Meier Magistretti bei einem Panel in Neuseeland, als ihr Jake Sallaway-Costello von «The Real Junk Food Project» in Brighton erzählte. Der 26-jährige Ernährungswissenschaftler und die 62-jährige Gesundheitswissenschaftlerin spannen daraufhin die Ideen weiter und leiten nun gemeinsam das globale Projekt zur Vernetzung des Lokalen.

Dr. Meier Magistretti ist Professorin an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Studiert hat sie Psychologie, Philosophie und Psychopathologie. Sie arbeitete in der Suchttherapie und in der Forschung zur Wirksamkeit von Prävention. Weiter forschte sie im Bereich der Geburtshilfe und der frühkindlichen Entwicklung. Alles nicht unbedingt Bereiche, die man mit einem Projekt zur planetaren Gesundheit verbinden würde. Doch das täuscht. Denn alle ihre Forschungsthemen haben eine gemeinsame Basis. Sie erfolgen auf der Grundlage ein und derselben Theorie: der Salutogenese. Einer Theorie zur Entstehung von Gesundheit und Lebensqualität.

«Salutogenese ist ein sehr gut erforschtes Feld, deren Wirkung gerade in Situationen, die bedrohlich und extrem verfahren sind, belegt ist», erklärt Meier Magistretti. Ein wichtiges Element dieser Theorie ist der Kohärenzsinn. Er besagt, dass Menschen Ressourcen zur Verfügung haben, um ein Vertrauen darin zu entwickeln, dass Probleme und Herausforderungen verstehbar und bewältigbar sind und dass es sich lohnt, sich für deren Bewältigung einzusetzen. Sollten Sie die Theorie nicht kennen, lesen Sie sie nach, es lohnt sich.

Auch «People Planet Health» wurzelt in der Salutogenese. Denn es beginnt bei lokalen Projekten, in welchen Aktivistinnen und Aktivisten Probleme bewältigen können, die lokal verstehbar gemacht sind und deren Wirkung sichtbar. «Es gibt rund um den Globus unzählige, starke Initiativen, die einen wichtigen Teil dazu beitragen, ein weltweites Problem zu lösen», sagt Claudia Meier Magistretti. «Wir haben gesehen, dass so tief verankerte und komplexe Probleme nicht global managebar und von oben steuerbar sind.» Sie über den Ansatz von Beziehungen zu lösen, ist ein neue Herangehensweise.

Eine lebende, lernende Gruppe

Im Dezember 2021 wurde das Projekt zur globalen «Conference on Health Promotion» der WHO eingeladen. Claudia Meier Magistretti leitete mit ihrem Team einen Workshop, in dem sie ihre Ideen und ihr Positionspapier vorstellte. Erarbeitet in einem partizipativen Prozess von lokalen Initiativen aller Kontinente.

«Als Hochschule an diese WHO-Konferenz eingeladen zu werden, ist grossartig und hat einen gewissen Pioniercharakter», sagte Meier Magistretti damals. Doch die Konferenz war erst der Anfang. Für fünf Jahre wird das Projekt die WHO nun als sogenanntes Action-Board beraten. Zweimal jährlich kommt man zusammen, um sich in Fragen der ganzheitlichen Entwicklung von zukunftsorientierter Gesundheitsförderung zu beraten.

«Es ist bahnbrechend, dass kleine Projekte aus aller Welt die Politik der grossen WHO mitbestimmen und diese beraten», sagt Meier Magistretti. «Diese Möglichkeit zu haben, nicht als mächtiger Verband, sondern als lebende, lernende Gruppe, ist grossartig.»

Als Vertreter*in eines Projekts dabei mitzuarbeiten, ist unverbindlich, man kann sich einbringen, einmal, mehrfach, Fragen stellen, Ideen einbringen, kann sich vernetzen, unerwartete Beziehungen aufbauen, voneinander lernen. Und die Projekte erhalten durch die Teilnahme mehr Aufmerksamkeit, können gehört und gesehen zu werden. Sei es von ihren lokalen Politiker*innen, von Geldgeber*innen – Unterstützung aller Art.

Claudia Meier Magistretti HSLU

Dr. Claudia Meier Magistretti

Claudia Meier Magistretti ist Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Seit 2015 ist sie Forschungsleiterin am Institut für Sozialpädagogik und Bildung. Sie studierte Psychologie, Philosophie und Psychopathologie. Meier Magistretti arbeitete in der Suchttherapie sowie in der Beratung gewaltbetroffener Frauen. Zudem widmete sie sich der Forschung im Bereich der Geburtshilfe und der frühkindlichen Entwicklung.

Interessiert? People Planet Health trifft sich im April

Das nächsten Action Board steht unter dem Thema: «Gemeinschaftliche Erneuerung von Städten, Gemeinden und Regionen durch partizipative Methoden – ein internationaler Erfahrungsaustausch für eine neue WHO-Policy».

Der vorbereitende Workshop findet am 24. April 2023 von 12 – 14 Uhr auf zoom statt und das Action Board Meeting am 27. April 2023 Von 12 – 13 Uhr.

Wer teilnehmen möchte, kann sich per Mail bei Claudia Meier Magistretti melden: claudia.meiermagistretti@hslu.ch

Von Jana Avanzini
Bild: Adobe Stock
Veröffentlicht: 29. März 2023

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