14. Mai 2021

Sustainable Investments

Zur Frage der Gebühren nachhaltiger Fonds

Zur Frage der Gebühren nachhaltiger Fonds

Verlangen nachhaltige Fonds höhere Gebühren? Diese Frage wird uns oft gestellt. In einer Serie von drei Blogs präsentieren wir ausgewählte Erkenntnisse zu möglichen Kostenunterschieden zwischen nachhaltigen und konventionellen Fonds.[1] Der erste, vorliegende Beitrag vergleicht aktive nachhaltige Fonds mit aktiven konventionellen Fonds; der zweite Beitrag stellt nachhaltige passive Aktienfonds den konventionellen passiven Aktienfonds gegenüber; der dritte Beitrag schliesslich fokussiert innerhalb der Kategorie nachhaltiger Fonds auf die Unterschiede zwischen nachhaltigen thematischen Fonds und nachhaltigen nicht-thematischen Fonds. Wir fokussieren auf Publikumsfonds mit Schweizer Vertriebszulassung.

Autoren: Manfred Stüttgen, Brian Mattmann

Fondsgebühren umfassen drei Kostenkategorien: (1) Verwaltungsgebühren zu Gunsten des Fondsmanagers für das Asset Management, (2) Kosten für die Fondsadministration zu Gunsten der Fondsgesellschaft und (3) Vertriebskosten zu Gunsten des Vertriebsträgers. Die Kennziffer «laufende Kosten» (englisch: «Ongoing Charges») bildet diese Kosten aggregiert ab. Anhand der «laufenden Kosten» können wir im Vergleich von nachhaltigen Fonds mit konventionellen Fonds folgende Aussagen treffen:

  1. Die durchschnittlichen Kosten aktiver nachhaltiger Fonds und aktiver konventioneller Fonds gleichen sich

Bei aktiv verwalteten Fonds erkennen wir durchschnittlich keine wesentlichen Kostenunterschiede zwischen nachhaltigen Fonds und konventionellen Fonds. Diese Aussage bezieht sich auf die Durchschnitte verschiedener Anlageklassen und umfasst Aktien-, Obligationen-, Misch- und Geldmarktfonds. Die Boxplot-Abbildung 1 zeigt die Verteilung der «laufenden Kosten» von aktiven Anlagefonds aufgeteilt in die genannten vier Fondskategorien.[2]

boxplot-laufende-kosten
Abbildung 1: Boxplot der «laufenden Kosten» aktiv verwalteter nachhaltiger Anlagefonds (Quelle: IFZ Sustainable Investments Studie 2017, S. 61)

Der linke Boxplot, zum Beispiel, visualisiert, dass die Bandbreite der «laufenden Kosten» nachhaltiger Aktienfonds zwischen 0.1 und 3.1 Prozent liegt. Der Median liegt bei 1.3 Prozent.[3] Drei Viertel der aktiven nachhaltigen Anlagefonds weisen «laufende Kosten» aus, die tiefer liegen als 1.6 Prozent. Die roten Rauten zeigen die durchschnittlichen «laufenden Kosten» europäischer Fonds gemäss einer Morningstar-Studie.[4]

Wenn wir nun die Kosten des nachhaltigen Universums Schweizer Publikumsfonds mit denjenigen Kosten aus besagter Morningstar-Studie vergleichen, entsteht eine Unschärfe, da die beiden Vergleichsuniversen nicht ganz artengleich sind. So bildet das Morningstar-Universum zum Beispiel aktive Fonds aus ganz Europa ab. Diese Differenz relativiert sich allerdings dadurch, dass die von uns analysierten Nachhaltigkeitsfonds 2017 überwiegend europäische Fonds waren und in der Schweiz nur vertrieben wurden. Zudem bestand 2017 der Gesamtfondsmarkt praktisch ausschliesslich aus konventionellen Fonds, das Nachhaltigkeits-Offering bestand damals etwa in der Schweiz aus lediglich 315 Fonds (Marktanteil von 3.7 Prozent).

Trotz diesen methodischen Unwägbarkeiten gibt uns die Abbildung einen soliden Eindruck, wie sich die Kosten aktiver nachhaltiger und aktiver konventioneller Fonds in den einzelnen Anlageklassen im Vergleich darstellen.

Fazit:

Die durchschnittliche Gebührenstruktur von aktiv verwalteten nachhaltigen Fonds haben sich 2017 nicht wesentlich von der Gebührenstruktur konventioneller Fonds unterschieden. Diese Erkenntnis deckt sich mit den Resultaten einer ähnlichen Fondsanalyse von Morningstar im Jahr 2017.[5] Es spricht wenig dafür, dass sich dieser Umstand heute anders darstellt: Mit der rasanten Ausweitung des nachhaltigen Produktangebots und dem intensivierten Anbieterwettbewerb ist es plausibel, dass die Gebühren der nachhaltigen Fonds eher sinken als steigen. Möglicherweise lassen sich in gewissen Spezialsegmenten Ausnahmen finden, in denen ausgewählte Anbieter eine Prämie für «Nachhaltigkeit» abschöpfen. Bei den aktiv gemanagten nachhaltigen Fonds ergibt sich aber ein hinreichend klares Bild im Gebührenvergleich. Dass nachhaltige Fonds pauschal als teurer zu betrachten sind als ihre konventionellen Pendants, erweist sich zumindest für die aktiv gemanagten Fonds als ein Mythos. Gilt diese Einsicht aber auch für passive nachhaltige Fonds? Dieser Frage beantworten wir in unserem nächsten Blog-Beitrag.

Quellen:

[1] Die Beiträge stützen sich auf die «IFZ Sustainable Investments Studien» 2017 bis 2020 sowie frühere Blog-Beiträge der Autoren. Die IFZ Sustainable Investments Studien sind gratis downloadbar: www.hslu.ch/sustainable. Die Studien werden von einer Vielzahl von Sponsoren unterstützt.

[2] Zur Methodik für die Berechnung der «laufenden Kosten» pro Fonds siehe «IFZ Sustainable Investments Studie 2017», S. 60f.

[3] Der Mittelwert liegt bei 1.25 Prozent.

[4] Morningstar (2016) European Fund Expenses Are Decreasing in Percentage – But investors pay more in nominal values, http://www.morningstar.co.uk/static/UploadManager/Other/Morningstar%20European%20Cost%20Study%202016.pdf

[5] Siehe: https://www.morningstar.de/de/news/158323/gut-g%C3%BCnstig-esg-fonds-im-performance–und-preis-%C3%BCberblick.aspx

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