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So könnten private Haushalte am Strommarkt teilnehmen

So könnten private Haushalte am Strommarkt teilnehmen

Die Wärmepumpen und Boiler von 27 Schweizer Haushalten werden seit diesem Sommer an einem lokalen Flexibilitätsmarkt gehandelt. Im Projekt ENFLATE entwickelt die Hochschule Luzern die Hardware und die Handelsplattform dazu. Ist das der Durchbruch für die Flexibilisierung der europäischen Stromversorgung?

Das Problem: (zu) viel volatiler Strom im Netz

Wärmepumpen, Elektroautos und PV-Anlagen in Schweiz Haushalten nehmen zu. Das bringt Herausforderungen für das Stromnetz, welches auf eine so grosse Anzahl an (privaten) Verbrauchern und Einspeisung nicht ausgelegt ist. Ein entsprechender Ausbau des Netzes ist kostspielig. In Quartieren mit vielen solcher Anlagen müssten Strassen aufgerissen und Stromkabel unterirdisch verlegt werden.

Die Lösung: flexible Lasten zum Geschäft machen

Die Lösung heisst Flexibilisierung. Im EU Horizon Projekt ENFLATE zeigt die Hochschule Luzern gemeinsam mit ihren Schweizer Partnern SAK, VIVAVIS und CKW sowie der europäischen Strombörse EPEX Spot (Frankreich) eine solche Lösung auf. Und zwar mit einer marktbasierten Herangehensweise: einzelne Haushalte sollen an einem Flexibilitätsmarkt teilnehmen und dort ihre Flexibilität zum Kauf anbieten können. Und das ohne selbst aktiv werden zu müssen.

In einem Pilotgebiet in der Ostschweiz nehmen 27 Haushalte mit ihren flexiblen Lasten wie Wärmepumpen und Boilern an diesem Flexibilitätsmarkt teil. Dort werden ihre Wärmepumpen und Boiler gehandelt. Die Haushalte haben eine App zur Verfügung, in der sie sehen, was gerade in ihrem lokalen Stromnetz passiert und wann ihre Flexibilitäten geschaltet wurden. Für diese Testphase hat die HSLU in Kooperation mit ihren Partnern:

  • eine Hardwarelösung entwickelt, um in der Lage zu sein, die Flexibilitäten in den Haushalten steuern zu können.
  • eine Handelsplattform aufgesetzt, auf welcher Gebote der verschiedenen Marktteilnehmenden gesetzt und gehandelt werden können.

Das Ziel: Flexibilität als Marktmechanismus etablieren

Mit Projektabschluss möchte die HSLU zeigen, dass es sich lohnt, das Potenzial von Flexibilitäten in Quartieren zu nutzen, um Kosten für den Netzausbau gering zu halten. Folgende Aspekte und Erkenntnisse sind zu erwarten:

  • Während des einjährigen Pilotbetriebes werden Business Cases entwickelt, die allen Beteiligten eine lohnenswerte Teilnahme an einem solchen Markt sichern.
  • Zudem soll die Auslastung einzelner Mittelspannungstransformatoren verbessert werden und die Aufnahmefähigkeit des Verteilnetzes für erneuerbare Energien erweitert werden.
  • Mit zwei Umfragen bei den Pilotteilnehmenden (vor und nach dem Pilotbetrieb) sowie einer schweizweiten Umfrage soll zudem die Bereitwilligkeit der Bevölkerung für eine solche Lösung abbilden.

Neben der Schweiz wird parallel auch in anderen Ländern in Europa getestet. Das macht ENFLATE zu einem spannenden interdisziplinären Projekt, das weit über die Landesgrenzen hinweg Stakeholder zusammenbringt, um an einer möglichst effizienten Lösung zu arbeiten. «Die Erkenntnisse aus ENFLATE sind für das Stromnetz und seine Stakeholder von enormem Wert», sagt Joëlle Clot, Projektleiterin am Kompetenzzentrum für Business Engineering der HSLU – T&A. «Wir sind überzeugt das die intelligente Nutzung von Flexibilitäten gemeinsam mit unserem marktbasierten Ansatz der richtige Weg für das Stromnetz der Zukunft sind.»

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