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People @ HSLU , Student Life

Kommunikation studieren und anwenden, für #helvetiarockt kämpfen, und das unter Zeitdruck

Eine Woche lang arbeiten HSLU-Studierende in vier Gruppen im Dachgeschoss der renommierten Zürcher Werbeagentur Jung von Matt.

Kommunikation Studieren Bachelor Business Administration HSLU

Jede Gruppe gestaltet ihren eigenen Pitch: Eine Kommunikationskampagne für Helvetiarockt. Helvetiarockt ist die Organisation, die sich für Geschlechtergerechtigkeit in der Musikbranche einsetzt. Mit Coachings der Werbeprofis von Jung von Matt lernen die Student:innen, ihre Kenntnisse in der realen Welt einzusetzen.

Neugierig auf die Ergebnisse? Ich habe die Studierenden am Donnerstag, dem vierten Tag der Projektwoche, bei Jung von Matt besucht.

08.45 Uhr | Wolfbachstrasse | Zürich | Jung von Matt

Es ist der vierte Tag der Projektwoche. Im Dachgeschoss ist bereits einiges los. In jeder Ecke sitzen Studierende zusammen und geben ihr Bestes für #Helvetiarockt. Sie entwickeln ihre kreative Ideen vom Vortag weiter – und verwerfen sie wieder, bis sie die stärkste Idee finden und weiter ausarbeiten können. Sie setzen sich so mit den Herausforderungen des ganz normalen Agenturwahnsinns auseinander, diskutieren und verkriechen sich hinter ihren Laptops, Flipcharts und Kaffeetassen.

Vier Gruppen arbeiten individuell an ihren Kampagnen. Der Auftrag: innerhalb der Projektwoche einen Pitch für eine Kommunikationskampagne zu entwickeln …

Die treibende Kraft: Barbara Kummler

Die Zusammenarbeit von HSLU und Jung von Matt ermöglicht den Studierenden, Theorie und Praxis optimal zu verknüpfen. Durch Coachings und Diskussionen lernen sie, ihre Kenntnisse in der realen Welt einzusetzen und mit Herausforderungen umzugehen. «Dabei zeigt sich, wie wichtig es ist, Raum für Kreativität zu schaffen», sagt Barbara Kummler, Leiterin des Major Kommunikation.

Im Unterricht während den Semestern vermittelt sie den Studierenden das theoretische Rüstzeug. Dieses wird durch praxisnahe Inputs von Agenturen wie Rod Kommunikation, Building Brands, Webrepublic und vielen anderen ergänzt. Barbara möchte, dass ihre Studierenden das Konzept des agilen Marketings verstehen und adaptiert agile Ansätze aus der Software-Entwicklung ins Kommunikationsumfeld. «Die Zeiten von 1’000-Seiten-Projektkonzepten sind vorbei», sagt sie. Der Trend in der Branche gehe weg von gross angelegten Strategien hin zu viel mehr kleinteiligen Kampagnen, die laufend getestet und optimiert würden (30% der Kampagne werden weit im Voraus geplant, 70% werden flexibel und tagesaktuell festgelegt).

09.00 Uhr | Dachgeschoss Jung von Matt

Der letzte Zoom-Call mit Helvetiarockt (vor den Pitches am Freitag) steht an. Die Gruppen nutzen die Gelegenheit, um offene Fragen zu klären. Das meiste scheint klar zu sein. Viel lieber würden sie an ihren Projekten weiterarbeiten. Die Ansage von Helvetiarockt: Seid frech, mutig und fordert uns heraus.

Und was hat Jung von Matt davon?

«Die Zusammenarbeit ist für uns eine Win-Win-Situation», sagt Daniel Jans, Medienberater bei Jung von Matt. «Aus meiner Sicht konnten die Studierenden viel über das Arbeiten in einer Agentur lernen und ich als Coach durfte in die Denkweise von (Noch-)Nicht-Werber:innen eintauchen. Ich fand es sehr spannend zu sehen, wie unvoreingenommen und kreativ die Studierenden ohne Agenturerfahrung an eine solche Aufgabe herangehen. Vor allem die Distanz, die sie zur Arbeit in einer Agentur mitbrachten, erinnerte mich daran, dass es manchmal sinnvoll ist, einen Schritt zurückzutreten, um ein Projekt möglichst objektiv betrachten zu können.»

Für uns ist es immer spannend, junge Talente kennenzulernen und einen anderen, frischen Blick auf aktuelle Themen zu bekommen. Das hilft auch uns, neue Wege zu gehen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass wir unter den Studierenden geeignete Talente für unsere Agentur begeistern können.

Manuela Schaller, Recruiterin bei Jung von Matt

10.00 Uhr | Coachinggespräch mit Jung von Matt

Jede Arbeitsgruppe hat Coaches der Agentur an ihrer Seite, die sie beraten und auch hin und wieder mental aufbauen. Sie beantworten Fragen, stehen für Feedbacks und Zweitmeinungen zur Verfügung und hinterfragen auch mal die Ideen der Gruppen.

Wie kam es eigentlich zur Zusammenarbeit mit Helvetiarockt?

Helvetiarockt gab vor einem Jahr eine Master-Arbeit bei der HSLU in Auftrag. So haben die Verantwortlichen von Helvetiarockt Barbara kennengelernt. Ein Glücksfall – die Zusammenarbeit sei äusserst spannend und bereichernd, sagt Regula, Leitung Fundraising und Konzeptarbeit von Helvetiarockt.

Bei den Pitches freut sich Helvetiarockt vor allem auf Ideen, auf die sie selbst nicht gekommen wären. Ihre Arbeit ist kleinteilig und breit gefächert: von Workshops bis hin zur Sensibilisierungs- und aktiven Vernetzungsarbeit. Ihr Ziel: am «System Gender und Musik» arbeiten und viele verschiedene Zielgruppen ansprechen sowie einen gesellschaftlichen Diskurs auslösen.

10.30 Uhr | Pausenraum Jung von Matt

Endlich Kaffeepause. Und der Kaffee der Agenturen hat nicht umsonst einen ausgezeichneten Ruf. Hier erwische ich endlich eine Gruppe und kann sie zu einem Gespräch überreden. Wirklich Zeit hat sie nicht. Gut, dass die Gruppenmitglieder Kommunikation studieren und wissen, dass Geschichten erzählt werden wollen. Und so geben sie geduldig Auskunft. Danke!

Einblick in eine Arbeitsgruppe: Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?

Chiara, David, Flavio und Samira geben Auskunft über ihr Projekt: Wie auch die drei weiteren Gruppen arbeiten sie an ihrem Pitch für Helvetiarockt. Ihr Ziel: Awareness für die Organisation zu generieren. Awareness dafür, dass FINTA-Personen (Frauen, inter, nicht-binäre und trans Menschen) im Musikbusiness massiv untervertreten sind.

Kampagnenidee und Design: Accola Flavio, Jägle David, Landolt Samira, Merz Chiara

Kill your darlings

Heute, am vierten Tag der Woche, steht die Idee fest. Jetzt muss sie noch aufs Papier gebracht werden. Bzw. in eine Präsentation, die sich sehen lässt.

In einer Woche eine Kampagnenidee zu entwickeln und aufs Papier zu bringen, ist ambitioniert. Der Weg zur guten Idee ist steinig. Welche Schiene soll man fahren? In ihrem Fall gab es zwei Varianten: Die freundliche oder die, mit der man aneckt. «Zuerst wollten wir eine Stellenausschreibung für die grossen Festivals erfinden, die zu wenig weibliche bzw. FINTA-Personen buchen. Ihnen auf die Füsse treten. Aber – und wahrscheinlich auch im Sinne von Helvetiarockt: Ein Sinneswandel in der Gesellschaft mit reinem Populismus ist nicht klug.»

Das bedeutet, manchmal ist es am besten, eine gute Idee zu verwerfen, wenn sie mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Auch wenn das bedeutet, dass man viel Arbeit wegwirft.

Kampagnenidee und Design: Accola Flavio, Jägle David, Landolt Samira, Merz Chiara

We should be more

So kamen die Studierenden auf die Idee, die Festivals zwar als Plattform für ihr Anliegen zu nutzen, jedoch – in Anlehnung an die Kampagne «Slow down, take it easy» – mit einer positiven Botschaft, die von der Community getragen wird: «We should be more.» Mit Merch, Stickern, Instagram-Vorlagen soll so ein Buzz kreiert werden. Als tragendes Medium soll ein Song, der die Kernbotschaft enthält, nur von FINTA-Personen verbreitet werden

Kampagnenidee und Design: Accola Flavio, Jägle David, Landolt Samira, Merz Chiara

Auf dem Weg zum Ziel konnten sich die Nachwuchs-Werbeprofis auf die im Studium gelernten Theorien und Modelle verlassen. «Das Wissen, wie man sich einer Aufgabe annähert, hat uns sehr geholfen», erzählen sie. «Und doch sind wir auch immer wieder an Grenzen gestossen, etwa bei der Definition der Key-Farbe für unsere Kampagne. Darüber haben wir gut und gerne eine Stunde diskutiert, bevor wir eine Lösung gefunden haben.»

«Sorry, wir müssen wieder.» So gehen Chiara, Samira, David und Flavio wieder an die Arbeit. Ob die Idee bei Helvetiarockt gut ankommt? Die Studierenden erfahren es morgen. Ich bin mir sicher: sie werden abliefern!

Und zum Schluss noch dies: Das Dessert von Daniel Jans

Wie versprochen Daniels Lieblingskampagnen: «Aus unserem Haus finde ich die Social-Media-Zombies, die den potenziellen Social-Media-Konsum der «Ibis»-Gäste überspitzt visualisieren, schon sehr cool. Aber auch das «Herzliche Fotoverbot» für die Bündner Destination Bergün gefällt mir super.»

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