Wieso sollte ich Human Resource Management (HRM) studieren?
Du hast dich für einen Bachelor in Business Administration entschieden, bist dir jedoch noch nicht sicher, ob der Major in Human Resource Management (HRM) die richtige Wahl für dich ist? Um dir bei dieser wichtigen Entscheidung zu helfen, haben wir mit Peter Senn, dem Studiengangsleiter, und Andreas Jäger Fontana, einem erfahrenen Dozenten, gesprochen. In diesem Blogbeitrag teilen sie wertvolle Einblicke und hilfreiche Tipps, die dir dabei helfen, deine berufliche Zukunft klarer zu sehen und den richtigen Studienweg einzuschlagen.
Wenn du dich für ein Studium im Human Resource Management (HRM) entscheidest, öffnest du dir zahlreiche Türen. HRM ist viel mehr als nur das Verwalten von Personal – es ist die Kunst, die Arbeitswelt von morgen aktiv mitzugestalten. Du lernst nicht nur, wie man die besten Mitarbeitenden findet und motiviert, sondern auch, wie du Strategien entwickelst, um Teams und Organisationen langfristig zum Erfolg zu führen.
Was ist Human Resource Management (HRM)?
HRM ist weitaus mehr als nur die Verwaltung von Personalakten und Gehältern. Es ist eine strategische Unternehmensfunktion, die massgeblich dazu beiträgt, die Ziele eines Unternehmens zu erreichen. Peter Senn erklärt es so:
«HRM muss als Unternehmensführungsfunktion neben anderen Funktionen wie Marketing oder Finanzen dazu beitragen, die Unternehmensstrategie umzusetzen. Das bedeutet, es hilft der Führungsebene, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, die richtige Anzahl von Leuten mit den passenden Kompetenzen zu haben.»
Peter Senn
Was lernst du im Major HRM?
Im Major HRM lernst du, Human Resource Management nicht isoliert zu betrachten, sondern es in einem umfassenden, vernetzten Kontext zu verstehen. Durch die betriebswirtschaftliche Grundausbildung im Bachelor Business Administration wirst du in der Lage sein, HR-Themen ganzheitlich zu erfassen. Das bedeutet, du kannst Führungskräfte in Bereichen wie Marketing, Finanzen, Unternehmensentwicklung, Produktion oder Qualitätsmanagement nicht nur mit deinem HR-Wissen, sondern auch mit fundiertem betriebswirtschaftlichem Know-how beraten. Diese integrative Perspektive ist einer der grossen Vorteile, den du durch unseren Major erhältst, erklärt Peter Senn.
«Human Resource Management hat die grösste Hebelwirkung, um Unternehmensstrategien erfolgreich umzusetzen.»
Andreas Jäger Fontana
Praxisorientiertes Lernen
Der Major HRM an der Hochschule Luzern legt zudem besonderen Wert auf Praxisnähe. Ein Beispiel dafür ist das Modul Personalmarketing und Recruiting, in dem die Studierenden mit Unternehmen zusammenarbeiten. Peter Senn beschreibt ein konkretes Beispiel: «In unserem Modul Personalmarketing und Recruiting arbeiten die Studierenden an realen Problemen von Unternehmen und entwickeln zukunftsfähige Lösungen. Diese werden anschliessend oft direkt von den Unternehmen umgesetzt, was eine Win-Win-Situation für beide Seiten schafft.»
Diese praktischen Erfahrungen bereiten dich optimal auf die reale Arbeitswelt vor und bieten dir die Möglichkeit, wertvolle Kontakte in der Branche zu knüpfen.
Welche Art von Studierenden passen besonders gut in diesen Major?
Andreas Jäger Fontana beschreibt den idealen HRM-Studierenden als eine offene und neugierige Persönlichkeit. Diese Person sollte mit gesundem Selbstbewusstsein, aber ohne Arroganz in Organisationen eintreten, aufmerksam beobachten, wie Abläufe und Strukturen funktionieren, und dann den Mut haben, Geschäftsleitungen und Führungskräften ehrlich aufzuzeigen: «Das habe ich beobachtet, hier sehe ich Handlungsbedarf und Chancen – und so könnten wir das umsetzen.»
«Es geht darum, Dinge gesund und anständig infrage zu stellen und dann Lösungen zu entwickeln.»
Andreas Jäger Fontana
Studierende sollten in der Lage sein, das im Studium Gelernte in die Praxis zu übertragen und Prozesse zu analysieren, um so wertvolle Verbesserungen zu erreichen.
Peter Senn ergänzt, dass es im HRM darum geht, mit Unsicherheit und Komplexität umzugehen. «Man muss extrem mutig sein, in Unsicherheit zu gehen», sagt er. Die Beziehungsgestaltung zwischen Menschen ist ein zentraler Aspekt des HRM und kann oft weniger modelliert oder berechnet werden. «Je dynamischer und vernetzter die Welt wird, desto mehr muss man bereit sein, Neues auszuprobieren und gemeinsam zu lernen.»
«Es sind nicht die Strategien, die ein Unternehmen erfolgreich machen, und auch nicht die Strukturen und Prozesse, die ein Unternehmen effizient machen. Es sind die Menschen, die gemeinsam dank ihrer unterschiedlichen Kompetenzen die Strategien entwickeln und den Prozessen Leben einhauchen.»
Peter Senn
Welche Karriereperspektiven eröffnen sich nach einem HRM-Studium?
Am Ende des Studiums sollen die Studierenden wissen und sagen können: „Ich will nicht einfach nur einen Job suchen. Ich möchte auf diese Weise Einfluss nehmen. Dann stehen mir unbegrenzte Möglichkeiten für Projekte und Vorhaben offen», betont Andreas Jäger Fontana mit Überzeugung.
Absolvent:innen sind nicht auf bestimmte Rollen festgelegt. Ihre Fähigkeiten ermöglichen es ihnen, in unterschiedlichen Bereichen wie digitaler Transformation, Diversity & Inclusion aktiv zu werden. Die Flexibilität des Studiums bereitet sie darauf vor, in verschiedenen Kontexten erfolgreich zu sein. «Die Welt steht ihnen offen, und es kommt darauf an, wie ernsthaft und selektiv Studierende ihre Karriere gestalten», erklärt Andreas Jäger Fontana.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie HRM-Absolvent:innen praktische Veränderungen in Unternehmen herbeiführen können. Eine junge Hochschulpraktikantin brachte bei der CSS innovative Ideen ein: Sie schlug vor, die Einführungstage für neue Mitarbeitende durch Generationengespräche zu ersetzen. Diese Massnahme förderte den intergenerationalen Austausch und stärkte das Arbeitsumfeld. Solche kreativen Ansätze sind typisch für die Art von Impulsen, die HRM-Absolvent:innen setzen können.
Was sind aktuelle Themen im HRM?
Andreas Jäger Fontana teilt uns mit, dass die Digitalisierung ein aktuelles Thema ist. «Digitalisierung stellt Unternehmen vor die Frage, wie sie mit dem schnellen technologischen Wandel Schritt halten können, ohne die Mitarbeitenden zu überfordern.» erklärt er. Ein weiteres wichtiges Thema ist Diversity & Inclusion, das ursprünglich aus dem US-amerikanischen Kontext stammt. Ein respektvoller Umgang mit Menschen und das Erkennen der individuellen Stärken, die aus unterschiedlichen Sozialisierungen und Persönlichkeitsentwicklungen entstehen, sind entscheidend für den Erfolg von Teams. «Es ist wichtig, Menschen in verschiedenen Lebensphasen so zusammenzubringen, dass sie gemeinsam erfolgreich arbeiten können.» Ein weiteres bedeutendes Thema ist der Fachkräftemangel, der sich in den kommenden Jahren verschärfen könnte. Peter Senn verweist auf eine Studie, die prognostiziert, dass das Arbeitskräftedefizit in der Schweiz bis 2033 auf etwa 600.000 Personen anwachsen könnte, sofern keine Massnahmen zur Bekämpfung ergriffen werden. Er betont, dass Unternehmen nicht nur nach aussen rekrutieren sollten, sondern auch ihre bestehenden Mitarbeitenden besser binden müssen. Das heisst, man kann Gegenmassnahmen in den Unternehmen ergreifen: durch neue Jobs, die geschaffen werden, durch eine intensivere Einbindung von Frauen und durch die Möglichkeit für Ältere, länger zu arbeiten, wenn sie es wünschen. «Mit solchen Massnahmen wird man das abfedern können, dass es nicht ganz so krass sein wird», sagt Peter Senn.
«Ein effektives Modell zur Arbeitgeberattraktivität, das wir entwickelt haben, zeigt, dass wirksame Mitarbeiterbindung in sechs Dimensionen 70% der Bindungserklärung erklären kann. Das ist ein entscheidender Hebel für die Fachkräftesicherung.»
Peter Senn
Welche Herausforderungen gibt es für die Zukunft des HRM?
Peter Senn erklärt: «Eine der grössten Herausforderungen für das HRM ist der Einfluss der Künstlichen Intelligenz.» Laut einer aktuellen Umfrage des Kantonalen Televerbands erkennen Unternehmen zunehmend die Rolle der KI, haben jedoch oft noch nicht in ihre effektive Nutzung investiert. KI wird in vielen Bereichen des Unternehmens eine zentrale Rolle spielen, von der Personalrekrutierung bis hin zur Mitarbeiterentwicklung. «Das macht den Leuten natürlich Angst. Was für eine Ausbildung soll ich machen? Was für eine Weiterbildung? Was braucht es denn noch? Laufe ich Gefahr, dass meine Tätigkeit ersetzt wird?», meint Andreas Jäger Fontana. Die Herausforderung liegt darin, wie man KI sinnvoll integriert, um die Effizienz zu steigern, ohne den menschlichen Faktor zu vernachlässigen.
«Künstliche Intelligenz ist natürlich der Trend, den man auf dem Radar haben muss.»
Andreas Jäger Fontana
Wieso solltest du HRM studieren?
Wenn du dir unsicher bist, ob HRM der richtige Weg für dich ist, hat Andreas einen klaren Rat: «Neugier ist der Schlüssel.» Er betont, dass HRM dir die Chance bietet, in einer dynamischen Welt neue Wege zu entdecken. Im Gegensatz zu stabileren Bereichen wie Finanzen, die oft Sicherheit bieten, kannst du im HRM innovativen Themen begegnen und dich in einer sich ständig wandelnden Umgebung weiterentwickeln. «Nutze das Studium, um deine Neugier zu entfalten und herauszufinden, wohin es dich führt.»
Podcast von Peter Senn und Andreas Jäger Fontana
Peter Senn und Andreas Jäger Fontana haben in einem gemeinsamen Podcast zusammengefasst, was die Studierenden von HRM erwarten können.
Peter Senn: «Die Hörer können sich auf einen humorvollen Praxisdialog zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor der zukünftigen Unternehmensführung freuen. Sie werden die sechs Dimensionen der Arbeitgeberattraktivität kennenlernen, die aus empirischer Sicht gestaltet werden müssen. Zudem erwarten sie zahlreiche praktische Beispiele zu jeder Dimension, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern und die Mitarbeiterbindung zu fördern.»
Hier kommst du direkt zum Podcast.

Dr. Peter Senn (Major-Verantwortlicher):
Mit über 15 Jahren Erfahrung in strategischen und operativen HRM-Rollen ist Peter Senn ein echter Experte in diesem Bereich. Seine Karriere begann als Departementssekretär in der Bildungsdirektion, gefolgt von Führungspositionen bei der SBB und als Mitglied der Direktion bei der CSS. Dort leitete er die Abteilung für Personal- und Organisationsentwicklung. Seit fünf Jahren bringt Peter sein fundiertes Wissen und seine Praxisnähe in die Lehre an der Hochschule Luzern ein, um die Studierenden optimal auf die Herausforderungen im HRM vorzubereiten.
Dr. Andreas Jäger Fontana (Dozent):
Andreas Jäger Fontana bringt fast 30 Jahre Erfahrung in verschiedenen HR-Funktionen bei Roche mit, einem der führenden Pharmakonzerne weltweit. In dieser Zeit hat er ein breites Spektrum an HRM-Prozessen und Ansätzen abgedeckt, darunter organisatorische Veränderungsprozesse, Führungskräfteentwicklung sowie Compensation & Benefits. Nebenbei war er auch an der Universität Basel an einem Forschungsprojekt zum Thema Führung beteiligt. Zuletzt arbeitete er an der Schnittstelle zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeziehungen.
