Anna Deér
Rheuma erschwert meinen Alltag und schränkt mich insbesondere auch in meiner gestalterisch-künstlerischen Praxis, dem Zeichnen, ein. Im Rahmen meiner Arbeit an Schmerztage mache mich auf den Weg, dem als Störung meines Selbstbildes empfundenen chronischen Schmerz durch neue Ausdrucksformen zu begegnen und zu einem veränderten Narrativ für meine körperlichen Erfahrungen zu finden.
In einem Ordner auf meinem Telefon speichere ich Fotos meiner rheumatischen Gelenke ab, um sie meiner Ärztin zu zeigen. Teilweise sind diese Fotos mit Markierungen versehen – Kringel und Pfeile weisen auf Rötungen und Schwellungen hin. Diese rohen, wenig raffinierten Bilddokumente drucke ich per Ink-Jet Verfahren auf Seide, um die entstandenen Tücher als Umhüllung oder Verband wieder in meine Pflege-Routine rückzuspeisen. Durch die tagtägliche Auseinandersetzung mit meinem als krank und defizitär wahrgenommenen Körper auf einer künstlerischen, übergeordneten, und daher auch etwas distanzierteren Ebene, spreche ich den als Last wahrgenommenen Versorgungs- und Pflegehandlungen – einsalben, verbinden, kühlen, Arbeitstermine ab- und Therapietermine zusagen – mehr Legitimation, mehr Wert zu. Durch die Arbeit an Schmerztage bekommt das bisher eher im Privaten Gehaltene eine Bühne. Im Laufe der Arbeit entwickelt sich mehr und mehr ein Dialog zwischen den beiden Ichs – der starken, kraftvollen Anna und der kranken, ausgebremsten Anna. Die strikte Aufteilung in Ideal- und Störbild löst sich zunehmend auf. Durch die künstlerische Arbeit finde ich zu einem versöhnlichen Umgang mit diesen beiden Anteilen
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