Malin Widén
Täglich scrollen wir uns durch endlose Bildwelten, tausende Bilder flirren sekundenschnell an uns vorbei. Gleichzeitig wird wenig über Bilder nachgedacht. Weil die Relevanz der visuellen Bildung deshalb nicht genug verteidigt werden kann, tut dies nun das Projekt «Zeichenzimmer» – ein Raum für Inspiration und Austausch rund um eine frische Didaktik des Zeichnens. Wie der Name schon sagt, geht es um das Medium Zeichnen. Und zwar nicht nur darum, dass das Zeichnen vermittelt werden soll, sondern auch wie es vermittelt werden soll. Denn insbesondere in der Didaktik braucht es meiner Ansicht nach neue Ansätze und Beispiele; nämlich solche, die das Zeichnen nicht als Nachahmung vorhandener Bildkategorien verstehen, sondern als Denkprozess; ein visueller Denkprozess, der individuell ist und auch fächerübergreifend stattfinden kann. Schliesslich kann das Zeichnen mehr als schöne Bildprodukte produzieren: Es kann helfen etwas zu verarbeiten, den Blick zu schärfen, zu verstehen, sich ein Bild von etwas zu machen, sich etwas vorzustellen, etwas fassbar zu machen, die Perspektive zu wechseln, einzutauchen, mitzufühlen und auf Ideen zu kommen. Eine Zeichnung kann erzählen, berühren, zum Lachen bringen oder etwas erklären.
Die Initiative Zeichenzimmer erscheint in Form einer Webseite, ist also öffentlich für alle zugänglich. Insbesondere richtet sie sich aber an Lehrerinnen und Lehrer der Primarstufe. Auf der Webseite findet man unter anderem Inspiration aus der Theorie: Im Buch «Die Idee kommt beim Zeichnen» habe ich theoretische Lektüre zu zeichnendem Denken und der Kinderzeichnung als experimentellem Gedankenraum zeichnend und schreibend verarbeitet und daraus didaktische Ansätze für das Vermitteln einer reflexiven Bildpraxis abgeleitet.
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis Max von Moos-Stiftung
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