Siedlungsentwicklung,

Wohnungsflächen

Braucht es so viele grossflächige Wohnungen?

Braucht es so viele grossflächige Wohnungen?

Der Anteil an Einpersonen-Haushalten bewegt sich in der Schweiz in Richtung der 40-Prozent-Marke. Die Zweipersonenhaushalte sind aktuell konstant bei 30 Prozent. Trotzdem nimmt der Anteil Wohnungen mit mehr als 100 Quadratmeter weiterhin zu. Die grossflächige Bauweise sollte dringend hinterfragt werden. Sie treibt die Wohnkosten in die Höhe und sie vergrössert die raumplanerische Herausforderung, ausreichend Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Der Boden ist ein knappes Gut. Über Jahrzehnte hat der Siedlungsraum in der Schweiz stetig zugenommen. Der Wohnraumbedarf nimmt auch heute noch ständig zu. Das Bevölkerungswachstum trägt hierzu bei, ist aber nicht der einzige Faktor. Kleiner werdende Haushalte (siehe Artikel «Von der Grossfamilie zum Einpersonenhaushalt») und grossflächigere Wohnungen sind hierfür ebenso verantwortlich. Dieser Blog-Beitrag widmet sich der Entwicklung der Wohnungsflächen. Wohneinheiten aus den 1950er und 1960er Jahren haben eine durchschnittliche Wohnfläche von rund 85 Quadratmeter. Bis zur Bauzeit zwischen 2001 und 2010 nahm dieser Wert auf 130 Quadratmeter zu. Bei den ab 2011 erbauten Wohneinheiten reduzierte sich die durchschnittliche Wohnungsfläche um 20 Quadratmeter (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Wohnungsflächen nach Bauperioden in der Schweiz (Stand: 2021)

Seit 2011 ging die durchschnittliche Wohnungsfläche aber vor allem deshalb zurück, weil vermehrt Wohneinheiten mit geringerer Zimmerzahl entstanden sind. In diesem Zeitraum wurden 20 Prozent Ein- und Zweizimmerwohnungen und knapp 30 Prozent Dreizimmerwohnungen erstellt. In den Nullerjahren gab es demgegenüber anteilsmässig nur halb so viele Wohnungen mit bis zu drei Zimmern, in der Bauzeit 1981 bis 2000 betrug dieser Anteil rund 35 Prozent. Wenn für Drei- und Vierzimmerwohnungen die Wohnungsflächen separat betrachtet werden, zeigt sich, dass seit 2011 nur geringfügig kleinflächiger gebaut worden ist. Eine Dreizimmerwohnung hat nach wie vor im Durchschnitt über 90 Quadratmeter Wohnfläche, eine Vierzimmerwohnung mehr als 120 Quadratmeter (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Wohnflächen der Drei- und Vierzimmerwohnungen nach Bauperiode in der Schweiz

Die Wohnungsfläche ist ein wichtiger Treiber des Wohnpreises. Zunehmende Wohnungsflächen schrauben aber auch den Wohnflächenverbrauch in die Höhe. Gemäss eigenen Berechnungen nahm in den Privathaushalten der Schweiz der durchschnittliche Wohnflächenkonsum pro Kopf zwischen 2012 und 2021 von 45.4 auf 47.1 Quadratmeter zu. Nebst den grösser werdenden Wohnflächen tragen hierzu auch die kleiner werdenden Haushalte bei. Die demografische Alterung trägt mit dazu bei, dass die durchschnittliche Haushaltsgrösse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten tendenziell weiter abnehmen wird. Bei der Erstellung neuer Wohnliegenschaften sollte dies mitberücksichtigt werden.

Literaturhinweis
Passend zu dieser Thematik erschien im Frühjahr 2024 in Die Volkswirtschaft folgender Artikel:
Wohnungsknappheit in der Schweiz: ein Überblick

Veröffentlicht am: 5. April 2024

Autor: Ivo Willimann

Dozent & Projektleiter, Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR
+41 41 228 42 16 ivo.willimann@hslu.ch

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.

Pin It on Pinterest